BattleTech 38: Exodus
Mit der linken Hand hatte er die Kunsthautbandagen um seinen anderen Arm betastet, ebenso wie sein Gesicht und die Verbände, die seinen halben Kopf einzuhüllen schienen.
Diesmal war Karen nicht allein. Doktor Shasta schwebte neben ihr. Plötzlich erkannte Trent, daß die Anwesenheit des Mannes eine Bedeutung hatte, möglicherweise ein Zeichen für etwas Ernsteres war. »Ist alles in Ordnung, frapos?« fragte er.
Doktor Shasta stützte einen Ellbogen in die Hand des anderen Arms und griff sich mit der anderen ans Kinn, während er Trent betrachtete. Seine Miene drückte Besorgnis aus, aber er antwortete nicht sofort. »Wir werden Ihre Verbände wechseln müssen, Stemcaptain. Es wird Zeit, Ihnen die Ausmaße Ihrer Verletzungen zu zeigen.«
»Sie haben gesagt, ich werde wieder einen Mech steuern«, stellte Trent ruhig fest. »Für einen Krieger ist darüber hinaus nichts von Bedeutung.«
Dr. Shasta lächelte, aber Trent erschien es wie Mitleid. »Ich habe in meiner ganzen Laufbahn Krieger behandelt, Sterncaptain. Jede Kaste hat ihre Bürden ebenso wie ihre Privilegien. Sie werden vielleicht noch lernen, daß es einen höheren Preis für das Recht gibt, wieder Truppen im Gefecht zu kommandieren.«
Was war das? Aufmüpfigkeit? Von dem Mitglied einer niederen Kaste? Dr. Shasta streckte die Hand aus und entfernte mit einer Schere die äußeren Schichten des Verbands um Trents Kopf. Trent hielt still, aber zu seiner Überraschung raste sein Atem. Wovor habe ich Angst, vor den Worten eines bloßen Wissenschaftlers? Ich werde wieder kämpfen können! Das ist das einzige, was zählt.
Der gesamte Vorgang kostete zehn lange, nicht enden wollende Minuten. MedTech Karen reichte Doktor Shasta einen Spiegel, den er seinerseits an Trent aushändigte. Ohne zu zögern hob Trent den Spiegel vors Gesicht und betrachtete mit seinem gesunden Auge, was sich darin zeigte.
Nur ein Verband war noch an Ort und Stelle, ein quadratischer Flicken über dem rechten Auge. Sein rundum freigelegtes Gesicht war schwer gezeichnet. Die Haut schien verschwunden, ersetzt durch eine feuchte, fast glänzende Synthehaut, unter der die Adern gespenstisch vortraten. Die Hälfte seiner Haare war fort, der Rest anscheinend nur durch die Polsterung des Neurohelms gerettet worden. Vom rechten Ohr war nur ein deformierter Fleischklumpen geblieben. Seine Nase erinnerte durch nichts mehr an ihre frühere Form. Es war fast, als wäre sein Gesicht geschmolzen. Die Nasenöffnungen klafften weit auf, und antiseptische Creme schien daraus hervorzuquellen.
Auf der rechten Seite war von seiner Oberlippe nichts mehr geblieben. Zahnfleisch und Zähne lagen frei. Jetzt verstand Trent, warum er beim Trinken immer auf sein Kinn gesabbert hatte - oder auf das, was davon übrig war. Das markante Kinn, ein Kennzeichen der HowellBlutlinie, war kaum noch vorhanden. Haut und Muskelfleisch waren so dramatisch weggefressen, daß nur noch etwas Kunsthaut die dünne Schicht Gewebe über den Knochen bedeckte. Die fürchterlichen Narben zogen sich bis zum Hals hinab.
Doktor Shasta hatte die Verbände um seinen rechten Arm entfernt, und Trent sah, welchen Preis er für den Ausstieg und sein Überleben bezahlt hatte. Die Hand schien rot, aber gesund, doch Unter- und Oberarm waren so fürchterlich versengt, als wären sie den Feuern der Hölle selbst ausgesetzt gewesen. An Stelle des verlorenen Muskelgewebes zogen sich Myomerbündel unter der Synthehaut entlang. Der Arm hing leblos herab, aber irgendwie wußte Trent, daß er funktionsfähig war. Die Myomermuskeln würden ihn wahrscheinlich kräftiger machen als zuvor.
»Mein Gesicht...«, war alles, was er sagen konnte, als er wieder in den Spiegel sah.
Der Doktor nickte. »Die synthetische Haut wird Sie vor Infektionen schützen und ist haltbarer als natürliches Gewebe.« Trent sah hinüber zu MedTech Karen. Der Ausdruck des Mitleids in ihren Augen versetzte ihm einen Stich.
»Ich trage das Zeichen des Kriegers«, erklärte er stolz und senkte den Spiegel. Die Narben und Verletzungen beweisen, daß ich im Kampf keine Furcht zeige, daß ich wild und gnadenlos zuschlage. Sie werden jedem, der mich sieht, beweisen, daß ich das Herz des wahren Parders besitze. Aber er wußte gleichzeitig, daß er Zeit brauchen würde, sich an das Gesicht im Spiegel zu gewöhnen. Es war neu und fremd.
Doktor Shasta nickte langsam. »Für den Rest Ihres Lebens, Sterncaptain. Unsere medizinische Wissenschaft könnte den Schaden leicht reparieren, aber
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