BattleTech 39: Heimatwelten
weiterer der zahlreichen krassen Kontraste Luthiens. Die Oberfläche des Planeten war von riesigen Fabrikanlagen und gewaltigen Großstädten zur Unterbringung der Arbeiter bedeckt, die zu deren Funktion benötigt wurden. Die durch diese Industrien erzeugte Umweltverschmutzung hatte der Welt ihren Spitznamen Schwarzer Luthien eingetragen, und trotz jüngster Versuche, die enormen ökologischen Schäden zu reparieren, galt der Name bis heute. Vielleicht, weil die Feinde des Kombinats die Bezeichnung schwarz ebenso auf die Seele der draconischen Fürsten bezogen wie auf deren Zentralwelt.
Imperial City hatte wenig mit dem Rest des Planeten gemein. Die gesamte Architektur erinnerte an frühere, feudal geprägte Zeiten auf Terra. Viele der Bauwerke waren Stein um Stein abgebrochen und auf Luthien wiederaufgebaut worden, aber um sie herum waren zahllose weitere wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Der Einheitspalast war vollständig aus Teakholz gebaut und ebensosehr Kunst- wie Bauwerk.
Der Palast stiller Zuflucht, sechs Kilometer vom Einheitspalast gelegen, stand diesem in nichts nach. Stein, Holz und Fliesenwerk waren zu einem Bauwerk kombiniert, das geradewegs aus dem 13. Jahrhundert Terras zu stammen schien. Eine hohe Mauer umgab das Gebäude und schirmte es vom Rest der Stadt ab wie ein Schutzgebiet für eine sanftere, weniger hektische Zeit. Als er durch die Außentore trat, hatte Victor das Gefühl, zurück durch die Zeit zu gehen.
Omi erwartete ihn in der Eingangshalle. Sie trug einen weißen, mit rosafarbenen Kirschblüten bestickten Kimono. Er erinnerte ihn an ihr Kleid auf ArcRoyal fast vier Jahre vorher. Er dachte an den Spaziergang im Garten und ihren Kuß. Ich wollte sie packen, an mich drücken und mit ihr davonlaufen, um irgendwo unsere Liebe zu teilen, aber wir wußten beide, daß es nicht möglich war.
Sie verbeugte sich vor ihm. »Komban-wa, Davion Victor-sama.«
Er erwiderte die Verbeugung. »Komban-wa, Kurita Omi-sama.« Als er sich aufrichtete, lächelte er. »Du erinnerst mich an eine Nacht auf Arc-Royal.«
»Das gilt ebenso für dich.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Du trägst denselben Kimono wie in jener Nacht. Die Schwerter sind neu, aber eine gute Ergänzung.«
Victor wollte Katana und Wakizashi aus dem Obi ziehen, doch sie stoppte ihn. »Diese Schwerter sind Symbole deines Rangs, Victor. Es wäre sonderbar von dir, sie abzulegen, und in einer Nacht wie dieser wäre das nicht gut.«
Er nahm ihre Hände in die seinen und nickte. »Worum auch immer du mich bittest, Omi, es soll geschehen.«
»Du ehrst mich mit deinem Vertrauen, Victor.« Sie löste ihre Linke aus seinem Griff und umfaßte mit einer weiten Geste symbolisch den Rest des Palastes »Ich möchte dir mein Zuhause zeigen.«
Zum erstenmal nahm Victor die Augen von ihr und fühlte sich plötzlich überwältigt: Das gesamte Palastinnere war aus Natureiche erbaut. Streifen von Eichenholz waren für den Fußboden präzise ineinander gepaßt, und Säulen und Balken gingen nahtlos ineinander über. Es war kaum möglich, die hauchdünnen Linien auszumachen, an denen sie zusammengefügt waren. Zudem hatten die Zimmerleute bei der Bearbeitung und dem Einsatz des Holzes großen Wert darauf gelegt, die natürliche Maserung ineinander übergehen zu lassen, was dem reglosen Holz Bewegung und Lebendigkeit verlieh. Der Innenraum des Palastes erzeugte ein Gefühl lebendigen Friedens.
Omi führte Victor durch das Gebäude. »Heute vor sieben Jahren haben die Clans Luthien angegriffen. Der fünfte Januar war von einer Schlacht bestimmt, die vom Morgengrauen bis weit nach Sonnenuntergang dauerte. Die Kämpfe waren furchtbar und wild. Sie leben in der Erinnerung aller fort, die sie miterlebt haben. An diesem Tag, dem fünften Januar, kehren die Menschen auf ganz Luthien an den Ort zurück, an dem sie waren, als die Clans angriffen, und nutzen die Zeit, sich an die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu erinnern. Wir trauern um die Toten und danken für die Überlebenden.«
Victor fühlte einen kalten Schauer seinen Rücken hinunterlaufen. »Vor sieben Jahren war ich auf Alyina. Ich kämpfte gegen die Jadefalken. Sie wußten, daß ich dort war, und machten bewußt auf mich Jagd. Sie hatten mich in der Falle, dann tauchte Kai wie aus dem Nichts auf. Er zerstörte einen Teil ihrer Truppen. Damals glaubte ich, er wäre dabei gefallen.« Er zog ein Jadeamulett aus den Falten seines Kimonos. »Kai hatte mir das hier zu Weihnachten geschenkt. Es ist Sun
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