BattleTech 39: Heimatwelten
ihnen teilte. Der Klang ihrer Stimme machte ihnen dabei klar, daß auch sie damals ängstlich und verunsichert gewesen war, ihre Furcht aber besiegt und mit ihnen abgewartet hatte, welchen Ausgang das Schicksal für die Krieger brachte, die ihre Welt verteidigten.
»Hier habe ich vor zwei Nächten mit meinem Freund, Prinz Victor Davion, das Gedenken an diese schwere Zeit begangen, als drei Männern gelang, was die Clans nicht vollbrachten. Sie stahlen sich durch die stillen Straßen Imperial Citys und drangen über die Mauer in meine Zuflucht ein. Sie drangen hier in diesen Garten ein.« Omi deutete in Richtung der Holokameras, hob die Hand aber weit genug, um bei keinem Zuschauer den Anschein zu erwecken, sie zeige auf ihn. »Sie kamen, um mich zu ermorden.« Omis Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Diese Männer beschuldigten mich, die Grundsätze der Reinheit und Harmonie verletzt zu haben. Sie nannten mich eine Davion-Hure. Sie waren gekommen, mich zu töten, und sie hätten ihren Plan ausgeführt, denn an diesem Ort und in jener Nacht war ich ihnen schutzlos ausgeliefert. Ich wäre gestorben, wäre Victor nicht bei mir gewesen. Obwohl er während des Kampfes furchtbar verletzt wurde, tötete er die Attentäter mit dem Katana, das mein Vater ihm bei seiner Ankunft hier auf Luthien überreicht hatte.«
Victor verzog keine Miene, als er die Übersetzung von Omis Lüge hörte. Er wußte, daß er nur zwei der drei Attentäter getötet hatte. Omi selbst hatte das Katana des ersten Angreifers aufgehoben und den dritten Mann geköpft, als er sich über seinen toten Kameraden beugte. Doch auch wenn die Samuraitradition voller Geschichten über tapfere Kriegerinnen war und Omi sich mit ihnen allen an Können messen konnte, war ihr Bild in der draconischen Öffentlichkeit als Wahrerin der Hausehre edler und erhabener als das. Niemand konnte an ihrer Fähigkeit zweifeln, einen ihrer Angreifer zu töten, aber diese Wirklichkeit paßte nicht in die Fiktion, die ihrer Nation vermittelt wurde. Zu ihrem und meinem Besten muß diese Lüge Wahrheit werden.
»So wie Victor in jener Nacht mein Beschützer war, steht er nun hier als mein Kaishaku. Mit dem Schwert, mit dem er mich vor den Attentätern rettete, wird er mich nun auch vor der Entehrung retten.« Sie streckte die Hand aus und nahm das Blatt Reispapier. »Er wird dafür Sorge tragen, daß ich nur die Schmerzen des Herzens ertragen muß, nicht die des Körpers.«
Omi blickte direkt in die Holokameras. »Die Attentäter behaupteten, ich hätte die Grundsätze der Reinheit und Harmonie verletzt. Ich muß davon ausgehen, daß auch ihr dies glaubt. Ich kann die Schande dieses Urteils nicht ertragen, denn es entspricht nicht der Wahrheit. Es schmerzt mich mehr als ihr ahnen könnt, daß ihr glaubt, ich würde so wenig für euch, für unsere Nation, für unsere Traditionen empfinden, daß ich sie zu meinem persönlichen Vorteil brechen könnte. Mein Leben ist dem Kombinat geweiht, und so würde es auch weiterhin gewesen sein. Kann ich euch nicht dienen, so bin ich nichts. Ich werde nicht bestreiten, daß ich Victor Davion liebe. Er ist mir seit Jahren ein treuer Freund. Er hat den Zorn seiner Nation herausgefordert, als er auf meine Bitte meinen Bruder Hohiro auf Teniente vor den Clans rettete. Victor war zu jeder Zeit ein ehrenhafter Mann. Was wir in Herz und Gedanken teilen, haben wir uns nicht gestattet, körperlich zu erfahren. Unsere Liebe hat das Gebot der Reinheit nicht verletzt. Sie bestimmt diese Reinheit.«
Sie hob das Kinn, um den Hals zu entblößen und den Zuschauern die blasse Haut ihrer Kehle zu zeigen, die sie mit dem Tanto zerfetzen würde. »Ebensowenig war unsere Liebe unharmonisch. Ich habe die uns betreffenden Anordnungen meines Vaters vollständig erfüllt. Der Preis, den mein Vater von mir für die Erlaubnis verlangte, Victor um die Rettung meines Bruders zu bitten, bestand darin, jegliche Korrespondenz und jeden Kontakt mit Victor aufzugeben. Ich habe mich an dieses Verbot gehalten, auch wenn mit jedem Tag ein Teil meiner Seele starb. Ich war bereit, dies zu ertragen, um dem Kombinat meinen Bruder zurückzugeben, denn das Kombinat brauchte einen Erben für den Drachen. Dies war mein Platz, meine Last, und ich habe sie getragen. Es war mein Großvater, Takashi-sama, der das Verbot aufhob. Durch sein Handeln erlaubte und ermutigte er meine Gefühle für Victor. Niemand kann auch nur mit dem Gedanken spielen, mein Großvater hätte seiner Enkelin
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