BattleTech 39: Heimatwelten
waren damit beschäftigt, sie zu zerstören. Hätten sie wirklichen Respekt für unser Wesen, unsere Geschichte, unsere Ehre, würden sie ihre eigene Last tragen und sie nicht einer Frau aufbürden, so stark diese auch sein mag. Daß daran kein Zweifel besteht: Die einzige Disharmonie, die Victor und Omi verursachen, entsteht durch ihre Trennung. Die einzige Unreinheit ist die Lüge, die wir in uns aufbauen, indem wir die Tiefe und Schönheit ihrer Beziehung verneinen. Victor hat sich meiner Tochter auf mehr Arten würdig erwiesen als er hier Blutstropfen vergossen hat. In allem, was sie jemals tat, hat Omiko sich ihm ebenbürtig gezeigt. Jeder, der die Wahrheit meiner Feststellung anzweifelt, ist ein Flüchtling aus einer untergegangenen Zeit. Er steht vor der Wahl, sich anzupassen und an einer neuen Zukunft mitzuarbeiten, oder mit der Vergangenheit und der toten Zeit, die ihn hervorgebracht hat, zu Staub zu zerfallen.«
Theodore half Omi auf die Füße. Er wischte die Tränen von ihrem Gesicht und führte sie zurück in den Palast, als die Scheinwerfer der Holokameras erloschen. Sie gingen an Victor vorbei, ohne ihn anzusehen. Er verstand ihr Bedürfnis nach Ruhe und verzichtete darauf, sich aufzudrängen. Statt dessen ließ er das Schwert in die Scheide gleiten und sah ihnen nach.
Erst als Kai ihn an der Schulter berührte und ihm die Schlinge für den linken Arm reichte, bemerkte Victor, daß er nicht mehr allein war. »Danke, Kai. Und danke für die Übersetzung.«
»So gut war sie nicht. Theodore hat immer wieder zwischen sehr höflichen und ausgesprochen vulgären Begriffen gewechselt. Es war nicht leicht, mitzukommen.«
»Du hast trotzdem gute Arbeit geleistet.« Victor sah hinab auf die weißen Steinchen und suchte vergeblich nach Blutspuren des Kampfes. »Aber ich habe das Gefühl, nicht alle Nuancen erfaßt zu haben.«
»Daran zweifle ich keine Sekunde, so vollgedröhnt wie du bist. Ich bin mir selbst nicht sicher, ob ich alles verstanden habe. Aber es gab ein paar reichlich deutliche Untertöne in Theodores Ansprache.« Kai kratzte sich die linke Hand. »Auf den Punkt gebracht, hat er ein neues draconisches Nationalgefühl gefordert. Dich und Omi hat er als Sinnbilder dieses Nationalgefühls hochgehalten - eines stolzen, angemessenen Patriotismus, der bereit zur Veränderung ist, und auch bereit, die Hilfe Verbündeter zu akzeptieren. Er hat von seinem Volk nicht verlangt, sein Gefühl der Überlegenheit abzulegen, aber angedeutet, daß es falsch sei, daraus eine Rechtfertigung für blindwütigen Fremdenhaß und Verfolgungswahn abzuleiten. «
»Er hat uns zu ›Sinnbildern‹ gemacht?«
»Er hat euch und eure Gefühle füreinander als ein
Beispiel für das Beste an dieser neuen Zukunft gebraucht. Euer Glück wird das Glück einer Nation sein, und eure Entschlossenheit, diese Zukunft aufzubauen, die Entschlossenheit des Volkes, daran mitzuarbeiten.« Kai zögerte. »Er benutzt deine Zukunft mit Omi als Hebel, um seine Nation für die Zukunft zu einen.«
Victor blinzelte, als ihm sowohl die Bedeutungen wie auch die Gefahren dessen klar wurden, was Theodore getan hatte. »Was meinst du: Wird es funktionieren?«
»Das kann nur die Zeit weisen.« Victor nickte. »Und Theodore hat ihr nur vierundzwanzig Stunden für die ersten Anzeichen gelassen.«
Zwölf Stunden später lagen die abgeschlagenen Köpfe dreier konservativer Politiker auf den Stufen zu Theodore Kuritas Einheitspalast. Niemand wußte, wie sie dorthingelangt waren, aber alle ahnten, warum, und das war mehr als genug.
30
Einheitspalast, Imperial City, Luthien Präfektur Kagoshima, Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
13. Mai 3059
Victor Ian Steiner-Davion betrachtete das langsam über der Mitte des Besprechungstisches rotierende Hologramm. »Das wird's denn wohl gewesen sein. Es ist alles bereit.« Er sah sich unter seinen Beratern um. »Noch irgendwelche letzten Punkte?«
Am anderen Ende des Tisches hob Oberst Daniel Allard von den Kell Hounds die Hand. »Ich möchte mich nur noch einmal der Prioritäten für die Einheiten vergewissern, die für die zweite Welle oder als Verstärkungen für den ersten Angriff zurückgehalten werden, sollten wir auf stärkere Gegenwehr als erwartet treffen. Operation Hühnerhund läßt reichlich kleine Einheiten gegen einzelne Welten los, um die Nebelparder vor unserem Eintreffen zu bedrängen. Die meisten kommen auf Welten der ersten Angriffswelle zum Einsatz, aber Raymonds Kompanie fliegt
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