BattleTech 39: Heimatwelten
»Sie vergessen, daß die Jadefalken an unserer Grenze lauern. Wenn Victor sie angreift können sie gegen uns losschlagen und ihn zu genau der Art Defensivkrieg zwingen, die er nicht will.«
»Vor einem Jadefalken-Angriff habe ich keine Angst.«
Nondi runzelte die Stirn. »Nicht?«
Tormano hüstelte. »Was der Archon sagen will, Generalin, ist folgendes: Mit größter Wahrscheinlichkeit wird der Krieg gegen die Clans vom lyranischen Raum aus gegen die Jadefalken losbrechen. Und wenn dem nicht so sein sollte, garantiert die strategische Unbeweglichkeit der Jadefalken geradezu, daß sie ihrem Heimatgebiet zu Hilfe kommen. So oder so stellen sie keine ernsthafte Gefahr dar, und die Chance, daß sie uns angreifen, ist minimal.«
Katrina winkte Tormano abwesend mit dem Brieföffner ihren Dank zu. Nondi weiß nichts von meiner Allianz mit den Wölfen Vladimir Wards. Seine Truppen werden mir die Falken entweder vom Hals halten, oder wir werden sie zwischen unseren Streitkräften zu Knochenmehl zermalmen. Nondi würde durchdrehen, sollte sie jemals von diesem Arrangement erfahren, also ist es ganz gut, daß Tormano mich gedeckt hat. Er hat durchaus seinen Wert und beweist wieder einmal, daß die Liaos äußerst clever sind. »Ich würde sagen, meine Freunde, daß ich jetzt erkenne, was zu tun ist, um zu bekommen, was wir uns erhoffen - nämlich meine Wahl zur Ersten Lady. Zuerst muß ich mit meinen Fürstenkollegen sprechen und sie betreffs der Wahl auf meine Seite ziehen. Außerdem werde ich mit Morgan Kell reden und unsere Differenzen klären.«
»Das ist reine Zeitverschwendung, Katrina.«
»Mag sein, Tante, aber es ist meine Zeit, die ich verschwende.«
Die ältere Frau schnalzte mit der Zunge. »Kindchen, hör zu, du bist durchaus fähig, deine Gegner zu becircen, aber nicht Morgan Kell.«
Für wen hältst du mich, Nondi, für eine dumme Pute wie Isis Marik? Ich habe von meiner Mutter gelernt, Männer und Frauen um den kleinen Finger zu wickeln. Theodore Kurita muß einem Untertanen den Befehl geben, Selbstmord zu begehen, aber meine Mutter hätte mit einem Seufzen und Augenzwinkern ganze Menschenmengen dazu bringen können, sich selbst zu entleiben - und sie hätten es in dem Glauben getan, darin die Erfüllung ihres Daseins zu finden. Sein, Morgan Kells Gefühle für Haus Steiner machen ihn für mich mehr als verwundbar. »Ich weiß deine Warnung zu schätzen, Tante Nondi. Ich werde mich vorsehen.« Katrina sah hinüber zu Tormano. »Ich möchte, daß Sie die Akten aller Delegierten durchsehen. Sorgen Sie dafür, daß sie alles erhalten, wonach sie verlangen, und notieren sie, was das genau ist. Ich suche nicht nach Möglichkeiten, sie zu erpressen, aber wenn Sie eine finden, nehme ich sie auch. Alle hier sollen wissen, daß ich dafür sorge, daß sie nur die Ablenkungen angeboten bekommen, die ihnen liegen. Ich möchte ein allgemeines Gefühl der Dankbarkeit erzeugen, damit jeder hier die Ansicht vertritt, daß ich die Ehre verdiene , sobald sich jemand entschließt, mich mit einer Mouillierung zur Ersten Lady des Stemenbunds zu würdigen.«
» Ich verstehe vollkommen, Archon. Ich werde Sie nicht enttäuschen.« Tormano neigte den Kopf. »Ich muß allerdings sagen, daß Sie in Ihrem Bruder eine ernst zu nehmende Konkurrenz haben werden.«
»Ich weiß. Deshalb habe ich Ihnen und Nondi die Aufträge gegeben, die sie erhalten haben.« Katrina legte den Brieföffner sorgfältig an seinen Platz. »Ich bin mein ganzes Leben mit Victor fertig geworden. Ich werde mich selbst um seinen Sturz kümmern.«
8
Halle der Khane, Kriegerviertel, Strana Metschty Kerensky-Sternhaufen,
Clan-Raum
30. September 3058
Vlad war überrascht, welche Ehrfurcht ihn erfaßte, als er in die Große Konklavekammer der Halle der Khane trat. Er und seine Mitkhanin Marialle Radick hatten Plätze im hinteren Bereich der halbrunden Tribüne zugeteilt bekommen, in der obersten Reihe. Die Plätze neben und vor ihnen waren leer - dort hatten einst die Vertreter absorbierter oder vernichteter Clans gesessen.
Meine wiedergegründeten Wölfe sind der jüngste Clan, deswegen werden wir zurechtgestutzt. Vlad hätte das als schlechtes Vorzeichen gewertet, wären nicht auch die Jadefalken-Khaninnen Marthe Pryde und Samantha Clees in die hinterste Reihe verbannt worden, auf der anderen Seite der zentralen Treppe, die von den Doppeltüren des Eingangs hinab zur Rednerempore führte, auf der Kael Pershaw sich als Lehrmeister in Position rückte. Neben den
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