BattleTech 40: Die Jaeger
später immer noch Zeit. Jetzt hatte er eine Aufgabe zu erledigen.
Ein Donnerschlag ließ den Boden erzittern, von den Schutzschaltkreisen der Außenmikrofone kaum gedämpft, als ein blitzheller Strom geladener Atomteilchen keine fünf Meter neben der Stelle, an der Emrys aus der Hütte getreten war, über den Lehmboden peitschte. Lange Sekunden versuchte er seinen Verstand auf die verwirrende Tatsache zu konzentrieren, daß er plötzlich zum überhängenden Dach des Gebäudes aufblickte, das er gerade verlassen hatte. Da kam ihm die Erleuchtung. Die Druckwelle des Beinahetreffers hatte ihn auf den Rücken geschleudert.
Der Lieutenant zwang seine unwilligen Gliedmaßen, sich zu bewegen und kam mühsam wieder auf die Beine.
»Alles in Ordnung, El-Te? Brauchen Sie einen MedTech?‹‹ Der gesichtslose Kopf von Sergeant Grinnells Krötenanzug erschien auf Emrys’ Sichtschirm.
»Nein«, grunzte Emrys, als der Unteroffizier ihm auf die Beine half. »Nein, Sarge. Ich bin okay.«
»Gut. Aber ich würde nicht versuchen, Ihre Waffe abzufeuern. Der Lauf ist voller Schlamm.«
»Verdammt.« Emrys schlug mit der Manipulatorkralle des Anzugs auf das Gehäuse des Maschinengewehrs. »Hat es was genützt?«
»Nö. Sie müssen es voll in den Boden gerammt haben, als sie gestürzt sind.«
»Arrgh!« Emrys machte seiner Wut mit einem undefinierbaren Knurren Luft. »Na schön, Sarge, kümmern sie sich ums Geschäft. Ich bleibe hier und versuche zu koordinieren. Vielleicht kann ich einen der Schlammstampfer überreden, dieses vermaledeite Gewehr für mich zu säubern, wenn sie ankommen.«
Emrys konnte Grinnells Blick durch die schwergepanzerten Visiere beider Anzüge spüren. Ohne ein weiteres Wort drehte der Sergeant sich um und sprang über das Wrack eines Wagens. Der Lieutenant ließ sich hinter dem dampfenden, verdrehten Metall auf ein Knie nieder.
Im Gegensatz zu seinen größeren Vettern besaß sein Anzug nicht genug Platz für eine Taktikanzeige. Soweit er es aus den kurzen, störungsanfälligen Funkmeldungen ermitteln konnte, hatte der Zug einen Mech, einen 20-Tonnen-Heuschreck, zerstören können, bevor die Piraten noch richtig verstanden hatten, daß sie angegriffen wurden. Einige der Banditen waren abseits ihrer Maschinen gestellt worden und hatten sich ergeben, als die Soldaten des 1. Zugs in ihre Unterkünfte stürmten. Anderen Feindpiloten war es gelungen, an Bord ihrer Mechs zu gehen, bevor die angreifenden Infanteristen ihnen den Weg abschneiden konnten. Jetzt stellten die Piraten seine Männer in einem Feuergefecht auf kurze Distanz. Die Kröten des Zugs waren im Feld jedem ungepanzerten Infanteristen überlegen, aber selbst ihre schweren Gefechtspanzer konnten gegen BattleMechs nicht lange bestehen. Er brauchte die 7. Kompanie als Entsatztruppe für seine bedrängten Leute.
»Kralle Eins von Nestling Eins-eins«, knurrte Emrys in das Bügelmikrofon seines Funkgeräts. »Wo, zum Teufel, stecken Sie?«
»Cool bleiben, Eins-eins«, zog sich Izzats gedehnter New-Syrtis-Akzent aus dem Helmlautsprecher. »Die Kavallerie ist unterwegs.«
* * *
Izzats Kompanie rückte gegen die Piratenbasis vor, noch bevor das Echo von Emrys MG-Salve verklungen war. Als erster erschien Private Henrys Stanos Valkyrie auf der Szene. Der unerfahrene Neuling war, vom Rausch seines ersten Gefechts gepackt, vorgeprescht und hatte die Hauptstreitmacht der 7. Mechkompanie hinter sich gelassen. Ein paar Sekunden tauschte Stano Laser- und Raketenfeuer mit einem Piraten-Derwisch. Dann traf ein vernichtender PPK-Schuß seinen Mech etwa auf mittlerer Höhe des Torsos. Stano beging einen Fehler, als er herumwirbelte, um sich der neuen Gefahr zu stellen. Indem er sich zu dem Greif umdrehte, der sich in seine Flanke bewegt hatte, bot er dem angeschlagenen, aber noch kampffähigen Derwisch den kaum gepanzerten Rücken. Die spärliche Panzerung der Valkyrie zerbarst unter einer gnadenlosen Breitseite aus vierundzwanzig Kurz- und Langstreckenraketen und zwei Laserschüssen. Durchgeschüttelt kämpfte Stano wie besessen mit den Kontrollen, um seinen Mech aufrecht zu halten. Als die CASE-Schutzpaneele der Valkyrie davonflogen, verließ den jungen Krieger der Mut.
Im Glauben, er habe nur noch Sekunden zu leben, riß er am schwarz-gelb-gestreiften Griff der Rettungsautomatik.
Einen kurzen, entsetzlichen Augenblick lang geschah nichts. Dann wurde der junge Soldat mit einem röhrenden Krachen gen Himmel geschossen, fort von seinem kampfunfähigen Mech.
Stanos
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