BattleTech 40: Die Jaeger
weiter. Die meisten Menschen, diese Frauen eingeschlossen, nahmen nur wahr, was sie zu sehen erwarteten. Mit etwas Glück würden sie geradewegs an den grün und braun getarnten Infanteristen vorbeilaufen.
Leider waren weder Fortuna noch der kapriziöse Mr. Murphy auf seiner Seite.
Die sich an der Spitze des Bündels abmühende Frau, ein kleines Geschöpf, das früher einmal durchaus hübsch gewesen sein mochte (inzwischen war das unter der dicken Schmutzschicht nicht mehr festzustellen), zuckte plötzlich hoch und ließ ihren Teil der Last fallen. Bevor irgendeine ihrer erschöpften Begleiterinnen etwas sagen konnte, kreischte sie auf und stürzte zurück zum Lager. Jedenfalls versuchte sie es. Die Ärmste kam gerade drei Schritt weit, bis sie über die Fußfesseln stolperte und schwer zu Boden stürzte.
Emrys erwartete, daß der Sturz ihr den Atem nehmen würde, aber ihre immer lauter werdenden Entsetzensschreie bewiesen das Gegenteil.
»Kröten! Kröten! Im Wald sind Kröten!« Die Frau hastete den Weg zurück, den sie gekommen war. Offenbar hatte sie die Infanteristen der Leichten Reiterei mit Clan-Elementaren verwechselt. Angesichts der oberflächlichen Ähnlichkeit zwischen Gefechtspanzern der Freien Inneren Sphäre und der Clans war der Irrtum verständlich.
Emrys stieß einen Strom von Obszönitäten aus, der einen Seemann hätte erröten lassen. »Das war’s. Kralle Eins, wir sind entdeckt. Nestlinge rücken vor.«
Die zwölf gepanzerten Infanteristen des 1. Krötenzugs stürmten in das Piratenlager.
Drei Männer in Gefechtsmontur und schmutzigen Panzerwesten kamen aus dem nächstgelegenen Gebäude, und zwar durch dieselbe Tür, aus der die Frauen gekommen waren. Alle trugen eine Waffe im Arm. Der vorderste Bandit schaffte es sogar, seine hochzureißen, bevor Emrys’ Team reagieren konnte.
Eine dreißig Zentimeter lange Stichflamme leckte aus der Mündung des Sturmgewehrs. Emrys zuckte im Innern seiner Rüstung, als die Stahlmantelgeschosse ein dumpfes Stakkato auf der gehärteten Stahlhaut schlugen. Als er sah, daß sein Gewehr gegen die immer näher kommende Alptraumgestalt nutzlos war, suchte der Pirat nach dem Pistolengriff des Granatwerfers, den er unter dem KogyoReyerson-Toshiro-Sturmgewehr umgeschnallt hatte.
Während die Gewehrkugeln kaum eine Chance hatten, seinen Gefechtspanzer zu durchschlagen, war sich Emrys der Gefahr sehr wohl bewußt, die eine Halbkilo-Sprengladung für ihn darstellte, wie sie der Granatwerfer verschoß. Er hob die linke Hand des Krötenanzugs und betete, daß sich auf der anderen Seite der Sperrholzwand keine unschuldigen Zivilisten befanden, als er einen Feuerstoß aus dem Maschinengewehr auslöste. Die Kugeln schlugen durch die Piraten und wirbelten ihre Körper in einem makabren Totentanz davon. Hinter ihnen flogen Holzsplitter auf, als sich die dünne Holzwand der Hütte regelrecht auflöste.
Der Lieutenant preschte an den noch zuckenden Leichen vorbei und brach durch die Tür. Dahinter sah es aus wie in einem Schlachthaus. Sechs Männer und zwei Frauen, alle mehr oder weniger entkleidet, lagen am Boden, fünf in der formlosen, verkrümmten Haltung, wie sie nur Leichen eigen ist. Die drei anderen wanden sich blutüberströmt unter den Schmerzen und dem Schock ihrer Wunden. An der hinteren Wand drängte sich ein kleines Grüppchen Überlebender, deren Gesichter von nackter Angst zu Totenmasken verzerrt waren.
»Verdammt!« spie Emrys. Er hielt einen Sekundenbruchteil an und fragte sich, ob er Zeit hatte, die Verwundeten zu versorgen und die Lebenden in Sicherheit zu bringen. Auf keinen Fall konnte er potentielle Feinde in seinem Rücken zurücklassen.
Die Entscheidung wurde ihm vom lauten Krachen abgefeuerter Raketen abgenommen.
»Nestling Eins-vier.« In der Stimme lag ein Unterton von Überraschung und Angst, den auch die metallische Qualität der Funkleitung nicht verschlucken konnte. »Feindliche Mechs kommen schnell näher.« Eine Pause, wahrscheinlich, während Private Crow einen Laserschuß auf den Gegner abgab. »Ich identifiziere drei mittelschwere Maschinen. Ein Totschläger, ein Centurion und ein Derwisch.«
Emrys schaltete den Außenlautsprecher seines Anzugs ein und bellte den entsetzten Hüttenbewohnern einen Befehl zu. »Hierbleiben. Wenn Sie das Haus verlassen, sterben Sie.«
Ja, und wenn ihr es nicht verlaßt, sind eure Überlebenschancen genauso miserabel. Der Gedanke trat unaufgefordert in sein Bewußtsein. Er wischte ihn weg. Für Vorwürfe war
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