BattleTech 40: Die Jaeger
Sohnemann?«
»Akoluth … äh, Private Frank Seremet, Marshal, Sir.« Er nahm die angebotene Hand so vorsichtig, als böte Morgan ihm den Thron des Vereinigten Commonwealth an.
»Und du?«
»Private Steven Kalp.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Gentlemen.«
Morgan schüttelte auch Kalp die Hand. »Weitermachen.«
Einen Augenblick lang blieben die beiden jungen Männer stocksteif stehen. Dann salutierten sie hastig noch einmal, diesmal, ohne sich dabei zu verletzen, und marschierten sichtbar zufrieden mit sich und der Welt davon.
»Weißt du, Morgan«, grinste Redburn. »Das ist es, was einen guten Kommandeur auszeichnet. Du sorgst dich um deine Leute.«
Jetzt war Morgan an der Reihe, rot zu werden. »Leg dich nicht mit mir an, Andrew.« Das Lächeln auf seinen Lippen strafte den knurrenden Ton seiner Worte Lügen. Er drehte sich zu Beresick um und rollte mit den Augen. »Kommodore, was würden Sie mit einem Untergebenen machen, der darauf besteht, Sie öffentlich in Verlegenheit zu bringen?«
»Tja, Sir«, grinste der Kommodore Redburn an. »Auf der anderen Seite der Brücke gibt es eine
Luftschleuse …«
»Nee, das könnte ich nicht machen. Es gäbe eine
Untersuchung.«
»Ja, aber ich würde Sie decken. Sie waren nicht
einmal an Bord der Wahrheit, als General Redburn
ohne Raumanzug in den Rettungsbootshangar gewandert ist.« Beresick lachte. »Verteufelte Dinger,
diese Schleusen. Man drückt einen falschen Knopf,
und wusch! Weg ist man.«
»Marshal«, fragte Redburn in gespielter
Ängstlichkeit. »Sie würden mich nicht wirklich ins
All stoßen, oder?«
»Nur, wenn du noch einmal versuchst, mich in den
Hohen Rat zu hieven.«
Beresick stimmte in das Lachen der VerComOffiziere ein. Offensichtlich handelte es sich um einen alten Witz zwischen den beiden. Aber was Redburn gesagt hatte, stimmte. Morgan war ein guter
Kommandeur, weil er sich um seine Leute sorgte.
Um seine Leute und alle anderen Einheiten der Einsatzgruppe. Beresick hatte es immer wieder erlebt.
Ein Kommandeur, der seine Männer liebte, aber verstand, daß er, um ein guter Soldat zu sein, irgendwann einen Teil von ihnen würde in den Tod schikken müssen. Der Kommandeur wußte, daß die erste
Regel des Krieges lautet, daß junge Männer sterben,
und trotzdem nahm er es persönlich, wenn ein Mann
in einem Gefecht fiel, das er geplant hatte. Was einen
guten Offizier ausmachte, war die Fähigkeit, eine
Balance zwischen der Liebe und dem Mitgefühl für
seine Leute zu halten, die notwendig waren, um zu
verhindern, daß sie sinnlos verheizt wurden, und der
Stärke und Distanz, die nötig waren, um inmitten von
Tod und Vernichtung den Verstand nicht zu verlieren.
Als das Schott zur Brücke des Schlachtkreuzers
mit einem leisen Flüstern aufglitt, verstummte Morgans Lachen. Solange sie sich im Korridor zwischen
den blaß blaugrauen leeren Schottwänden aufhielten,
konnte er vergessen, wo er war und was bevorstand.
Aber sobald er auf das Brückendeck mit dem Holotank und den Ortungs- und Geschützstationen trat, brach die Wirklichkeit über ihn herein. Die grimmige Maske des erfahrenen Kommandeurs schnappte wie
der an ihren Platz.
Zusammen mit einer Spannung um die Augen, die
Andrew Redburn vorher nie bemerkt hatte.
Morgan durchquerte die Brücke und ging nicht
wie üblich zum Holotank, sondern trat vor den
Hauptsichtschirm. Dort wurde das Wunder des Weltalls in seiner ganzen diamantenen Brillanz vor dem
schwarzen Samt der Leere sichtbar.
Hier und da bemerkte Redburn das schwache Aufblitzen der Raumschiffe ihrer Flotte, wenn das Licht
der namenlosen, nummernlosen Sonne weit unter
ihnen sich auf Rumpf oder Aufbauten spiegelte. Die
drei Offiziere starrten schweigend auf die sich vor
ihnen ausbreitende Szenerie, verloren in ihrer privaten Meditation.
Wie weit sind wir gekommen. Redburns Gedanken
hallten durch seinen Geist. Aus dem Garten zu den
Sternen. Zwanzigtausend Jahre menschliche Geschichte haben uns an diesen Punkt geführt.
Plötzlich drang ein tiefer Seufzer über Morgans
Lippen. Aus seinen Träumereien gerissen, wirbelte
Redburn herum und sah seinen Freund und Kommandeur sich mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf schwer auf das schmale Bord um den
Sichtschirm stützen.
»Morgan?«
»Oh, tut mir leid, Andrew. Ich wollte dich nicht
erschrecken«, antwortete Hasek-Davion leise und hob das Gesicht wieder zum Schirm. »Ich bin nur ein wenig erschöpft.« Er seufzte noch einmal. »Wir könnten alle etwas Ruhe vertragen, aber ich fürchte, bis
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