BattleTech 41: Freigeburt
zuzustoßen. Und in meiner Lautlosigkeit muß ich mich vorbereiten. Ich bin gezwungen, Maßnahmen in Betracht zu ziehen, die ich sonst nicht dulden würde. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Ich lerne dazu, Hengst.« Sie lachte kurz und bitter. »Und deshalb befehle ich dir, eine Elite-Freigeboreneneinheit in Größe eines Trinärsterns aufzustellen. Du wirst sie als Sterncaptain befehligen.« Sie stockte. »Du lächelst. Warum?«
»Es ist nichts. Das hört sich nur seltsam an. Elite und freigeboren in einem Satz.«
Marthe nickte nur. »Außergewöhnliche Zeiten...«, wiederholte sie. »Ich bin noch nicht sicher, wie ich deinen neuen Trinärstern einsetzen werde, Hengst. Aber du wirst deine Befehle allein von mir erhalten. Ich übergebe dir dieses Kommando, weil du dich, freigeboren oder nicht, als fähiger Krieger erwiesen hast. Und ich benötige an dieser Stelle jemanden, der in der Lage ist, die Initiative zu ergreifen und unabhängig Entscheidungen zu treffen. Ich werde dir vielleicht nicht immer gezielte und genaue Befehle geben können.« Sie beugte sich eindringlich zu ihm vor. »Außerdem mußt du mir absoluten Gehorsam schwören, was auch geschieht. Das ist wichtig. Es kann schwer für dich werden, zu schwer. Wenn meine Forderungen und die des Clans sich widersprechen, wirst du tun, was ich von dir verlange. Fraglos. Bist du dazu in der Lage, Hengst?«
Einen Augenblick lang war Hengst sprachlos. Er starrte Marthe Pryde nur an, während die Bedeutung ihrer Worte zu ihm durchdrang. »Ich bin dazu in der Lage«, erklärte er schließlich.
Marthe lächelte leicht und nickte. »Ich bin froh, daß du dir die Zeit genommen hast, darüber nachzudenken. Was ich von dir verlange, ist nicht leicht. Ich weiß es. Aber es ist eindeutig, frapos?«
»Pos, meine Khanin. Sie sind vielleicht der einzige Mensch, dem ich absolute Treue schwören kann, wie ich es einst für Aidan Pryde getan habe.«
»Gut. Dann ist es besiegelt. Der Eid ist geleistet, unsere Verbindung geknüpft. Kein anderer Schwur darf zwischen uns kommen, bis ich dich von diesem befreie, verstanden?«
»Seyla«, erwiderte Hengst. Es war der höchste Schwur, den ein Clansmann aussprechen konnte.
»Seyla«, wiederholte Marthe leise. Dann erhob sie sich von ihrem Platz und schüttelte Hengst die Hand, eine Geste, die bei den Jadefalken eine Ehrenbindung symbolisierte. In diesem Augenblick durchschoß Hengst ein ungeheures Gefühl von Stolz, daß seine Khanin ihm soviel Vertrauen entgegenbrachte.
Marthe Pryde ließ seine Hand plötzlich los. Sie hielt den Arm steif, wie um ihren Abscheu nicht zeigen zu wollen, daß sie mit einem Freigeborenen einen Treueschwur ausgetauscht hatte, oder ihren noch größeren Ekel darüber, ihn zum Besiegeln des Eides berührt zu haben. »Was wir gesagt und getan haben und was wir noch sagen und tun werden, muß in unseren Herzen verschlossen bleiben und darf niemals außerhalb der Wände dieses Zimmers wiederholt werden, frapos?«
»Pos, meine Khanin.«
»Gut. In wenigen Tagen wird dein Trinärstern sich auf den langen Weg nach Hause begeben. Ich werde eine Kommandostrecke benutzen und auf Strana Metschty eintreffen, lange bevor ihr die Heimatwelten erreicht.«
Hengst zögerte. »Dann fliegt meine neue Einheit nach Strana Metschty?«
»Als Endziel. Aber erst werdet ihr einen Zwischenstopp einlegen, auf Diana.«
Hengst starrte Khanin Marthe Pryde verwirrt an. »Auf der Nebelparder-Heimatwelt?«
»Ja. Die Nebelparder beanspruchen fast die gesamte Planetenoberfläche, bis auf ein winziges Stück. Dort haben die Jadefalken einen Stützpunkt: Eine kleine Station in einer Gebirgsregion des größten Kontinents. Die Station selbst dient hauptsächlich Forschungszwecken und war ursprünglich ein Geschenk von ilKhan Leo Showers. Sie wird durch die hohen Berge so gut geschützt, daß es den Nebelpardern nie gelungen ist, sie erfolgreich anzugreifen. Und die Falkeneinheit dort ist zu klein, um die Parder zu bekriegen, daher neigen wir eher zur Zusammenarbeit. Es ist unclangemäß, aber notwendig. Die Station trägt den Namen Falkenhorst. Soweit ich hörte, halten wir dort eine Anzahl Jadefalken, zu Studienzwecken. Aber das ist nicht die einzige wissenschaftliche Arbeit dort.« Ihre blauen Augen verdunkelten sich für einen Augenblick.
»Welche Kräfte verteidigen sie?« fragte Hengst.
»Das Kriegerpersonal im Falkenhorst ist auf eine Ehrengarde und einen unterstützenden Binärstern aus Solahma-Kriegern
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