BattleTech 41: Freigeburt
Falken-Krieger. Das Standbild verursachte eine Erregung in mir, die mich überraschte. Damals hielt ich meine Reaktion für ein Zeichen von Schwäche. Jetzt weiß ich, ich wurde in den Bann der, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, der Kunstfertigkeit der Statue gezogen.«
»Und die Kunstfertigkeit hier siehst du nicht?«
»Ich sehe sie. Aber sie berührt mich nicht.«
Howell schien wütend, und sein Blick zuckte zurück zu den Standbildern.
»Ich kann dir versichern, daß sie mich sehr wohl berühren, Gefangener Hengst. Sie erwecken einen wilden Stolz auf meinen Clan in mir. Und noch mehr berührt mich das: dort drüben. Unser Tribut auf Mons Szabo.«
Howell zeigte nach oben, und Hengsts Blicke folgten ihm. Auf der Südwand des Berges prangte das gewaltige Bild eines Nebelparders. Das Tier duckte sich, als müsse es die Stadt jeden Augenblick anspringen, als würde es sie unter seinem enormen Gewicht zermalmen. Hengst stockte der Atem. Diese Felsschnitzerei unterschied sich tatsächlich von der übrigen Architektur und den Monumenten Luteras. Seiner Einschätzung nach waren ihre Details das Werk eines wahren Künstlers.
»Welche kümmerliche Meinung hast du davon, Freigeburt?«
»Das ist es, wovon ich rede. Er lebt, atmet. Seine Pose scheint real.«
»Und was hältst du von ihm?«
»Er gefällt mir.«
Howell lächelte. »Natürlich tut er das. Ich bin sicher, du wirst lernen, auch an den Statuen Gefallen zu finden.« Er öffnete die Wagentür. »Komm mit.«
* * *
In Hengsts Augen war Russou Howells Büro ebenso kalt wie das übrige Lutera. Trotz eines reichlich eindrucksvollen schwarzen Schreibtischs an einer Seite und eines polierten Holzschranks an der anderen war der Raum streng funktional, präzise ausgestattet und bar jeder Art von Dekoration. Hengst war spartanische Räume gewohnt. Die meisten Jadefalken-Büros und Quartiere waren kaum reicher geschmückt, aber ab und zu hatte er zumindest ein Gemälde an der Wand gesehen. Selbst das notorisch aufgeräumte Büro Ravill Prydes wirkte weniger streng als dieses hier. Und doch schienen die Nebelparder ihm inkonsequent. Immerhin war ihre Stadt eine Mixtur aus Stilrichtungen und stellenweise geradezu protzig. Die einzige Verbindung zwischen diesem Büro und dem Rest der Stadt war seine Leere.
Howell ging zu seinem Schreibtisch, setzte sich und starrte Hengst eine Weile an. Anscheinend konnte er dem Drang nicht widerstehen, den Jadefalken von der Kunstfertigkeit der Nebelparder zu überzeugen. »Die steinernen BattleMechs um das genetische Archiv, an denen wir vorbeigefahren sind, erinnern an die Taten unserer größten Krieger, deren Genmaterial dort lagert. Natürlich denken wir über die gegenwärtige und zukünftige Kriegerstärke unseres Clans nach, wenn wir die Pyramide sehen und sie betreten, um unser Erbe zu ehren. Hier in Lutera befindet sich die größte und wichtigste Lagerstätte genetischen Materials der Nebelparder.« Howell strahlte förmlich vor Stolz. »Und hier ist unser Prunkstück, Mons Szabo, der berühmteste Berg auf Diana.«
Hengst glaubte in den Worten des Nebelparders eine innere Leere zu spüren. Es schien ihm, als hätte der Galaxiscommander Mühe, sich selbst davon zu überzeugen, daß dahinter Substanz steckte.
Howell rieb sich den kahlen Schädel und brachte die wenigen Haare durcheinander, die er darüber gekämmt hatte. »Die Berge Dianas sind gewaltig, was im übrigen auch für ihre dichten Wälder und Dschungelgebiete gilt. Der größte Teil der anderen Hemisphäre ist eine glutheiße Wüstenei ohne weiter bemerkenswerte Einwohner. Die Meere Dianas sind klein, aber dank der reichen Quellen dieses Kontinents und des häufigen Regens herrscht kein Wassermangel. Tatsächlich spielt die Planetographie Dianas eine beachtliche Rolle. Eure Jadefalkenstation, der Falkenhorst, genießt trotz ihrer Winzigkeit einen natürlichen Schutz, weil sie auf einem Felsplateau zwischen den hohen Gipfeln der Östlichen Berge liegt. Ich nehme an, das weißt du, und ich nehme auch an, daß du und dein Trinärstern einen bestimmten Grund hatten, dorthin zu wollen.«
»Nimm an, was du willst. Als Gefangener bin ich verpflichtet zu schweigen.« Hengst ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Du bist nicht verpflichtet, über deine früheren Clanbeziehungen Stillschweigen zu bewahren. Wir beanspruchen Gefangene für den Nebelparderclan. Er ist jetzt auch dein Clan.«
»Das klingt verdächtig nach Leibeigenschaft.«
Howell brach in schallendes
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