BattleTech 41: Freigeburt
Möglicherweise hatte der frühere Schlag dort Spuren hinterlassen, die als Zielscheibe dienen konnten.
Hengst wollte Howell die Peitsche aus der Hand reißen und ihn damit selbst verprügeln. Aber er mußte an seinen Trinärstern und den Auftrag denken. Er konnte niemandem helfen, solange er Howells Gefangener war, also war es klüger, Unterwerfung vorzutäuschen, bis er einen Weg fand, aus diesem Schlamassel zu entkommen. Wenn dieser Parder unbedingt Herr und Sklave spielen wollte, würde Hengst mitspielen müssen, bis sich ein Ausweg anbot.
»Achte auf deine Worte, Freigeburt. Du bist kein Krieger mehr und darfst dich auch nicht so benehmen.«
»Aye, Galaxiscommander.«
Eine lange, unbehagliche Stille senkte sich über die beiden Männer, die einander über der Schreibtischplatte aus glänzendem Obsidian anstarrten.
Dann sprach Howell weiter. »Ich werde dir noch etwas sagen, Freigeburt. Wie du weißt, wird Diana von Solahma-Einheiten verteidigt, zwei kompletten Galaxien, Die jungen Krieger werden sofort zur Verstärkung der Frontlinien eingeschifft, sobald sie ihre Tests absolviert haben. Ich nehme an, daß für deinen ehemaligen Clan dasselbe gilt. Die Heimatwelten sind nicht in Gefahr, und meine Galaxien sind durchaus in der Lage, jeden Angriff der Gletscherteufel oder eines anderen Heimatclans zurückzuschlagen, der die Schande auswetzen will, nicht an der Invasion teilnehmen zu dürfen. Meine Truppen mögen Solahmas sein, aber sie sind immer noch Krieger. Und ich habe vor, sie zu noch besseren Kriegern zu machen, ob sie wollen oder nicht. Disziplin, Gehorsam und Pflichterfüllung sind hier die Leitsätze, und das solltest du besser nicht vergessen.«
Hengst erinnerte sich an Marthe Prydes Vorahnung, daß die Innere Sphäre eines Tages die Lage der Heimatwelten entdecken und sie angreifen könnte. Damals hatte er diesen Gedanken für völlig absurd gehalten. Jetzt wurde ihm klar, daß die Verteidiger der Heimatwelten, bestenfalls ausgelaugte SolahmaKrieger, sich als leichte Beute erweisen könnten. Aber trotz allem, wie sollte die Innere Sphäre je eine Invasion der Heimatwelten auf die Beine stellen? Sie hatten keine Ahnung davon, wo diese sich befanden, und überhaupt keine Möglichkeit, es herauszufinden. Hätte Hengst sich nicht in diesem düsteren Zimmer bei diesem düsteren Nebelparder-Offizier befunden, hätte er laut aufgelacht. »Und über freigeborene Krieger verfügen Sie nicht, frapos?«
Leichter Abscheu trat auf Howells Gesicht, als er antwortete. »Wie ich bereits sagte, gestatten wir Nebelparder keine Freigeborenen in unserer Kriegerkaste. Wir halten es für unproduktiv, Freigeborene als Krieger auszubilden oder einzusetzen. Wir dulden deinesgleichen in den Berufs- und Techkasten, aber ein freigeborener Krieger ist ein Widerspruch in sich.«
»Dann werden Sie mich nicht in einer Kriegerfunktion einsetzen, nicht einmal als Gefangenen?«
»Das wäre völlig unmöglich. Einen Gefangenen und Freigeborenen? Das wäre eine schwere Beleidigung meines Clans.«
»Und unsere BattleMechs? Sie werden Sie benutzen, obwohl sie von unserer Anwesenheit in ihren Cockpits besudelt sind?«
»Sie werden als Nebelparder-Mechs desinfiziert, neu ausgestattet und dabei ohne Zweifel verbessert. Unsere Techs sind denen der Jadefalken unendlich überlegen.«
»Dann kann ich daraus schließen, daß Sie nicht über genug Material verfügen, um Diana oder auch nur Lutera ausreichend zu verteidigen.«
Howell schien bereit, erneut zuzuschlagen. »Was bist du, Hengst, eine Art dreckiger Spion?«
Hengst schüttelte den Kopf. »Neg«, wehrte er mit sanfter Stimme ab. »Ich hoffe nur, daß Sie einen Weg finden, mich effektiv einzusetzen. Die Clans hassen Verschwendung, und ich habe den Wunsch, von Nutzen zu sein, selbst als Gefangener.« »Gesprochen wie ein wahrer Clansmann.« »Aber kein wahrgeborener Clansmann.« »Das ist offensichtlich. Warum sprichst du es aus?« »In meinem früheren Clan gab es eine ungewöhnliche Eigenschaft namens Humor, gelegentlich auch Sinn für Humor genannt. Ich werde sie ablegen müssen.«
»Ich bitte darum, Freigeburt.«
Bevor Howell ihn entließ, damit er zum Kerkerzentrum gebracht werden konnte, erklärte er Hengst die Rechte und Pflichten der Parder-Gefangenen. Es war, als rezitiere er die formalen Bindungen eines Rituals. »Als Gefangener bist du das Eigentum der Nebelparder und damit ein Mitglied des Clans. Obwohl nur ein Wahrgeborener zum Leibeigenen werden kann, müssen unsere Gefangenen
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