BattleTech 42: Feuer und Schwert
auf Posten und beobachteten den Horst auf Anzeichen hin, daß die Jadefalken sich an der Verteidigung Dianas beteiligen wollten. Bis jetzt hatte Kramers angestrengte Überwachung der Basis ihm wenig mehr als juckende Augen und stechende Kopfschmerzen eingetragen. Das etablierte Anwendungsverfahren für ›Big Eyes‹ sah vor, daß man das Gerät mehrere Minuten benutzte und anschließend ebenso lange seine Augen ausruhte. Üblicherweise lösten sich Fünf-Mann-Überwachungsteams in ZehnMinuten-Schichten ab, so daß jeder der Kommandosoldaten Gelegenheit hatte, sich von dem Starren auf den grellen Bildschirm wenige Zentimeter vor seinen Augen zu erholen.
Unglücklicherweise waren die Fox-Teams rund um den Falkenhorst so dünn gesät, daß die zu erwartende Dauer ihres Einsatzes ihnen einen solchen Luxus nicht gestattete. Daher mußte jedes Mitglied des aus fünf Mann bestehenden Überwachungsteams dreißig Minuten an den ›Big Eyes‹ durchhalten, indem er abwechselnd durch das Gerät starrte und seine Augen ausruhte, indem er das Gelände ohne die Hilfe des elektronischen Spions absuchte.
General Winston hatte auf den Rat des geheimnisvollen Trent hin entschieden, daß die Tollwütigen Füchse den Falkenhorst nur während der ersten vierundzwanzig Stunden der Invasion unter intensiver Überwachung zu halten hatten. Es schien allgemein akzeptiert zu sein, daß die Jadefalken sich außer auf Grund einer direkten Provokation - wenn überhaupt - nur innerhalb dieser Periode in die Verteidigung des Planeten einmischen würden.
Allerdings waren die Falken als einer der aggressiveren Clans bekannt, und dementsprechend konnten die Überwachungs- und Bewachungsteams von der Falkenhorstgarnison durchaus ein paar Demonstrationen erwarten. Winston hielt es für unwahrscheinlich, daß die Falken die Fox-Teams gezielt angreifen würden. Statt dessen ging sie davon aus, daß die Clanner ihre Truppen bis hart an die Außengrenze des Stützpunkts bewegen und möglicherweise sogar die Geschütze auf die Stellungen der Tollwütigen Füchse richten würden. Im Grunde war es das alte Spiel von Katz und Maus. Ein Spiel, daß verfeindete Kräfte seit Beginn der organisierten Kriegsführung miteinander spielten.
Bisher war die einzige Aktivität, die Kramers Leute im Innern des Horstes bemerkt hatten, eine gelegentliche Bewegung einzelner Clanner von einem Gebäude in ein anderes gewesen. Sie hatten ein paar gepanzerte Elementare und Trupps gewöhnlicher, ungepanzerter Infanteristen gesehen. Aber noch hatten die Tollwütigen Füchse nicht einen einzigen Jadefalken-OmniMech zu Gesicht bekommen.
* * *
»Dort, sehen Sie ihn?«
»Wo?«
»Dort unten, zwischen den Felsen, etwa fünf Meter links von der kleinen Gruppe Sträucher.« Die geflüsterte Unterhaltung trug keine drei Meter weit.
Ohne daß Sergeant Kramer es ahnte, wurde er von zwei Paar Augen beobachtet, wenn auch nicht aus dem Falkenhorst. Zwei Nebelparder-Wissenschaftler, die auf der Suche nach unentdeckten Erzvorkommen durch die Östlichen Berge zogen, hatten fünf lautlose schwarze Schatten bemerkt, die über eine Felslichtung schlichen. Ihre Neugierde hatte die Angst überwunden, und die Planetologen waren den dunklen Gestalten gefolgt, als sie sich durch das zerklüftete Gelände dem Falkenhorst näherten. Wissenschaftler Gary, der jüngere der beiden, war der Ansicht, den Testlauf einer neuen Art Elementarpanzer zu beobachten, der möglicherweise für die Wache entwikkelt wurde.
Vito, der ältere des Paares, widersprach. Er war einst Mitglied der Kriegerkaste gewesen, bis er bei seinem Positionstest schwer verwundet worden war. Durch sein Versagen im Test und die Verletzung hatte er sich den Gesetzen des Clans zufolge als für die Kriegerkaste ungeeignet erwiesen. Aber obwohl er einer niederen Kaste zugeteilt worden war, hatte er sich das Interesse an Militärbelangen bewahrt und war mit den meisten neuen Systemen vertraut, die der Clan entwickelte. Er hatte von einem Programm zur Entwicklung leichter Gefechtspanzer, die zum Ersatz oder der Verstärkung der Elementartruppen eingesetzt werden sollten, nichts gesehen oder gehört. Nein, schloß er, bei diesen schwarzgepanzerten Gestalten mußte es sich um etwas anderes handeln.
Zunächst nahm er an, daß die gepanzerten Krieger Jadefalken seien. Vielleicht arbeiteten die an neuen, leichten Elementarpanzern. Aber als die schattengleichen Gestalten Positionen außerhalb des Falkenhorstes bezogen, wurde ihm klar, wer sie
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