BattleTech 42: Feuer und Schwert
Tech.
Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, ihre Gedanken zu ordnen, dann nickte sie und begann. »Achtung, an alle Einheiten. Hier spricht General Winston. Inzwischen haben Sie alle vom Tod Marshal Morgan Hasek-Davions gehört. Eine Untersuchung der Umstände seines Ablebens läuft.« Sie stockte und räusperte sich. »Entsprechend der Missionsbefehle übernehme ich hier und jetzt, um acht Uhr, am zehnten Januar Dreitausendsechzig den Befehl über Einsatzgruppe Schlange. Alle Schiffskapitäne und Einheitskommandeure halten dies in den Schiffs- und Einsatzunterlagen fest. Ein Gedenkgottesdienst für Marshal Hasek-Davion wird in ein, zwei Tagen hier an Bord der Unsichtbare Wahrheit stattfinden. Im Anschluß erwarte ich den Befehlsstab zur Wiederaufnahme der Operationsplanung. Das ist alles.«
Mit einem kurzen Nicken forderte sie die KommTech auf, den Kanal zu schließen.
Sie drehte sich zu Beresick um. »Kommodore? Bitte begleiten Sie mich zum Quartier des Marshals. Es wird Zeit, daß wir seinen Safe öffnen.«
Beresick nickte wenig begeistert. »Mister Lake, Sie übernehmen.«
»Aye-aye, Sir. Dritter Offizier übernimmt den Befehl.«
Beresick drehte sich mit trauriger Miene zu Winston um. »Bringen wir’s hinter uns«, murmelte er.
* * *
Sekunden später standen Winston und Beresick im Korridor vor der verriegelten Luke von Morgans Kabine. Die kurze Fahrt im Aufzug hatten sie in unbehaglichem Schweigen verbracht.
»Wissen Sie«, meinte Winston, »ich bin wirklich nicht wild auf das alles. Ich habe das Gefühl, auf seinen Platz zu springen, noch bevor die Leiche kalt ist, wie man so sagt. Finden Sie, ich sollte bis nach dem Gedenkgottesdienst warten?«
»Ich bin ebensowenig darauf erpicht wie Sie, General«, stellte Beresick mit einem Kopfschütteln fest. »Aber die Einsatzgruppe braucht einen Kommandeur, und der Marshal hat Sie nun mal zu seiner Stellvertreterin gemacht. Sie müssen seinen Platz und den Befehl übernehmen.«
»Jaaa.« Winston dehnte das Wort. Ihr Widerwille entsprang nicht dem Versuch, sich der Verantwortung zu entziehen. Sie haßte nur den Gedanken, den Platz eines Mannes einzunehmen, den sie als Kamerad und Mitkrieger kennen und schätzen gelernt hatte. In ihren Augen schloß sie das Kapitel Morgan Hasek-Davion ab, indem sie die Leitung der Einsatzgruppe übernahm. Für Ariana Winston, die Frau, nicht die Söldnergeneralin, hatte es den Anschein, daß sie Morgan in dem Augenblick, in dem sie die Kabinenluke öffnete, für immer auf die kalten Seiten der Geschichtsbücher verbannte.
Dazu war sie noch nicht bereit. Aber Beresick hatte recht. Sie befanden sich keine zweihundert Lichtjahre vor ihrem Ziel, der Nebelparder-Heimatwelt Diana. Niemanden durfte jetzt der Mut verlassen, und sie erst recht nicht. Sie waren auf der wichtigsten Mission, die irgendeiner von den Tausenden von Männern und Frauen der Einsatzgruppe Schlange je übernommen hatte. Das Schicksal der Inneren Sphäre konnte davon abhängen, ob sie Erfolg hatten oder nicht. Jetzt, da sie nur noch wenige Wochen vor der Ankunft über dem Planeten standen, zu dem sie schon seit fast einem Jahr unterwegs waren, wurde es Zeit für sie, die Verantwortung, für die Morgan selbst sie ausgewählt hatte, auf sich zu nehmen.
Kopfschüttelnd gab Winston den vierstelligen Öffnungscode in das an der Wand neben der Luke gelegene Zahlenschloß ein. Die elektronische Tastatur knackte dreimal und ließ einen angenehm dunklen Signalton erklingen. Das rote Signallicht veränderte seine Farbe zu Grün, und die Luke glitt mit einem Zischen auf.
Das Büro sah nicht mehr ganz so aus, wie sie es verlassen hatten. Morgans Datenterminal war von den Tollwütigen Füchsen abgeholt worden, um den Inhalt der Speichereinheit auf Hinweise zu Identität und Motiv des Attentäters zu untersuchen. Auch ein Großteil der nicht der Geheimhaltung unterliegenden Ausdrucke war abtransportiert worden. Morgans Kabinensteward, ein ComStar-Besatzungsmitglied alter Schule, hatte für Ordnung gesorgt. Die Kaffeemaschine war gesäubert und ein neuer Behälter eingesetzt. Als Morgans Steward ihn tot auffand, hatte sich eine klebrige Masse verkochter KaffeeErsatzreste im Glasbehälter befunden, und es war einfacher gewesen, ihn insgesamt zu ersetzen, als eine Säuberung zu versuchen. Winston konnte den Gestank des verbrannten Kaffees noch immer wahrnehmen, auch wenn er inzwischen weitgehend verschwunden war.
Sie verdrängte den Geruch aus ihren Gedanken, schob sich vorsichtig
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