BattleTech 42: Feuer und Schwert
hinter Morgans Schreibtisch und öffnete ein Wandpaneel in der Vorderseite der Anrichte unter der Kaffeemaschine. Dahinter befand sich ein schwerer Tresor aus gehärtetem Stahl. Bei der Durchsuchung der Suite nach Spuren hatten sowohl die Tollwütigen Füchse wie auch später die DESTler bestätigt, daß der Mörder, wer auch immer es gewesen war, keinen Versuch unternommen hatte, den Safe zu öffnen.
»Kennen Sie die Kombination?« fragte Beresick.
Winston nickte. »Morgan hat darauf bestanden, daß ich sie auswendig lerne.« Ihre Stimme war tonlos und matt. »Nur für den Fall, hat er gesagt. Das ist wohl jetzt dieser Fall.«
Der Tresor war aus demselben Material wie BattleMechpanzerung gefertigt, wenn auch nicht so dick. Er besaß ein altes Kombinationsschloß in Form eines Drehknopfes. Winston hatte der große, verchromte Knopf mit den winzigen schwarzen Emailziffern belustigt. Morgan hatte ihr erklärt, daß er sich ganz bewußt für einen Verschluß dieser Art entschieden hatte. In einer Zeit elektronischer Schlösser, die entweder durch einen Magnetstreifen oder die Eingabe einer Zahlenkombination über der Tastatur geöffnet wurden, war kaum noch ein Übeltäter in der Lage, ein solch archaisches Schloß zu knacken.
Das Schloß knackte kaum hörbar, als sie den Knopf mehrmals nach links und rechts drehte, bis sie die Kombination komplett eingegeben hatte.
Kein Wunder, daß Schlösser dieser Art aus der Mode gekommen sind. Es dauert ewig, den Zugangscode einzugeben.
Eine letzte Drehung des Knopfes und die gleichzeitige Betätigung des Griffs, und man konnte die Verschlußbolzen mit gedämpftem Wummern zurückgleiten hören. Es kostete eine gewisse Kraftanstrengung, die Tür aufzuziehen. Sie mußte eine Masse von rund zwanzig Kilo haben.
Im Innern des Tresors lag ein Stapel Datenchips und Ausdrucke. Sie enthielten die Operationsbefehle und Einheitsaufstellungen der Einsatzgruppe sowie eingehende Profile sämtlicher der Gruppe zugeteilter Einheitskommandeure. Als sie die Unterlagen aus dem Safe holte, unterdrückte sie den Drang, ihre Akte herauszusuchen und nachzulesen, was der Militärische Informationsdienst des Vereinigten Commonwealth und ComStars Geheimdienst ROM über sie geschrieben hatten. Statt dessen griff sie nach einer kleinen Plastikschachtel mit handgeschriebenem Etikett, auf dem stand: ›Für Ariana Winston‹. Ein paar Sekunden lang untersuchte sie die Schachtel und starrte den drei Zentimeter großen, quadratischen schwarzen Plastikchip in ihrem Innern an. Abgesehen von dem Etikett besaß das Chipetui keinerlei Markierungen. Schließlich schob sie die Schachtel in die rechte Brusttasche. Sie würde ihn später lesen.
Sie blätterte den Ausdruck der Datei ›Operationsbefehle‹ kurz durch, überflog mechanisch die Seiten mit Missionsbefehlen, strategischer Doktrin und taktischen Vorschlägen. Als sie wieder aufblickte, bemerkte sie, daß Beresick sie genau beobachtete.
»Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, stellte sie mit verängstigter Stimme fest.
»Unsinn«, erklärte Beresick entschieden. »Sie sind Ihr ganzes Leben lang Soldatin und haben schon früher größere Feldzüge geplant, einschließlich der Aktionen der Leichten Reiterei innerhalb der CoventryOperation.«
»Ja, und wie ist die ausgegangen? Das 71. Regiment wurde von den Jadefalken so durch die Mangel gedreht, daß wir es fast hätten auflösen müssen.« »General...« Beresick lächelte sie gütig an. »Ariana, Sie werden das schon machen. Morgan hätte Sie nicht zu seiner Stellvertreterin bestimmt, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, daß Sie der Aufgabe gewachsen sind. Sie fühlen sich jetzt nur ein wenig überfordert von seinem Tod. Das geht uns allen so. Sie schaffen das«, wiederholte er und stand auf. »Sie werden eine Weile allein sein wollen, um sich den Chip anzusehen.« Winston war überrascht, daß Beresick die krakelige Handschrift auf dem Etui hatte lesen können. »Ich werde mich zurückziehen.«
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ den Raum.
Winston beschäftigte sich noch eine Weile mit den allgemeinen Befehlen der Einsatzgruppe, in dem Versuch, den Moment hinauszuschieben, wenn sie den Chip lesen mußte. Schließlich entschied sie dann aber doch, es hinter sich zu bringen. Sie zog die Schachtel aus der Tasche und schob den Datenchip in das im Schreibtisch eingelassene Lesegerät.
Der Bildschirm flackerte kurz, dann zeigte er den verstorbenen Marshal Morgan Hasek-Davion. An der
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