BattleTech 42: Feuer und Schwert
sagen soll.« Dann riß er den Kopf hoch, und plötzlich loderten seine Augen. »Ich weiß auch überhaupt nicht, warum Sie mich das fragen. Ihn sollten Sie verhören.« Der ausgestreckte Zeigefinger des Stewards deutete genau zwischen Ryans Augen, fast, als wünschte er sich, es wäre eine Waffe. »Er ist ein Drac. Wahrscheinlich steckt er selbst mit drin.«
Winston war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Das reicht, Mister«, zischte sie mit gefletschten Zähnen. »Sie enttäuschen mich. Ihrer Akte nach sind Sie seit fast zehn Jahren im Dienst. Sie sollten es besser wissen. Sie sollten immun gegen Gerüchte sein. Mister
Ryan ist Major der neuen SternenbundVerteidigungsstreitkräfte, und als solcher verdient er allein deswegen schon Ihren Respekt, keine haltlosen Anschuldigungen. Was ist mit mir? Wollen Sie als nächstes mich beschuldigen?«
»Nein, Sir ... äh ... Ma’am«, stammelte der Matrose. »Sie haben natürlich recht. Tut mir leid, Major.«
»Shigata ga nai.« Winston bemerkte, aufmerksam wie immer, die Spur eines Lächelns, das um Ryans Lippen spielte, als er dem Steward in formellem Japanisch und mit einer leichten Verbeugung antwortete. Indem er dem Mann erklärte, daß dessen Worte keine Bedeutung hatten, der formelle Ausdruck für ›schon gut‹, entschuldigte er dessen schlechte Manieren. Gleichzeitig war Ryans ungewöhnlicher Einsatz japanischer Formalität ein keineswegs subtiler Spott über den Verdacht des Stewards.
»Äh... ähm... arigato.« Der junge Mann stolperte über die ungewohnte Antwort. Der Ausdruck in seinen Augen zeigte Winston, daß auch er den Spott erkannt hatte.
»Gibt es noch etwas, das Sie uns sagen möchten?« fragte Beresick.
»Ja, Sir.« Der Steward war sichtlich erleichtert, auf eine Frage antworten zu können, die ihm jemand anders als Major Ryan stellte. »In... jener Nacht bin ich in die Kabine des Marshals gegangen, kurz, nachdem er sich zurückgezogen hatte. Ich habe die Tür selbst geöffnet. Das Büro war aufgeräumt, wie gesagt, er hat es immer in Ordnung gehalten. Ich habe leise an seine Kabinentür geklopft, aber er hat nicht geantwortet. Ich dachte, er wäre schon eingeschlafen. Vielleicht, wenn ich ein paar Minuten früher gekommen wäre ...« Seine Stimme stockte.
»Schon in Ordnung, Steward. Es war nicht Ihr Fehler«, meinte Winston, der keine andere Antwort einfiel. »Sie dürfen wegtreten.«
»Ich muß mich für sein Auftreten entschuldigen«, meinte Beresick, nachdem sich die Luke hinter dem Steward geschlossen hatte.
Ryan setzte zu einer Erwiderung an, anscheinend in der Absicht, die Entschuldigung abzuwehren.
»Nein, Major«, schnitt Winston ihn ab. »Es gab keinerlei Anlaß zu einem derartigen Ausbruch. Er ist ein erfahrener Mann und hätte es besser wissen müssen.« Ryan und sein Team hatten viel Arbeit darin investiert, ein gewisses Vertrauen zwischen sich und dem Rest der Einsatzgruppe aufzubauen. Der frustrierte Wutausbruch des Stewards hatte seine Wurzeln in einer langen Geschichte des Hasses, der Vorurteile und offener Kriegsführung zwischen dem DraconisKombinat und dem Vereinigten Commonwealth. Es war schwer, Erbfeindschaften innerhalb weniger Monate auszulöschen.
Winston hatte in Ryans Augen gesehen, daß die Bemerkung des Stewards ihn verletzt hatte, aber es gab nicht viel, was sie noch dagegen tun konnten, außer zu versuchen, gegen solche Ausbrüche blinden Hasses vorzugehen, wann immer sie ihre häßliche Fratze zeigten.
»Davon mal abgesehen«, erwiderte sie und steuerte das Gespräch zurück auf ein weniger schmerzhaftes Gebiet. »Können Sie uns irgend etwas Neues berichten?«
»Hai«, meinte Ryan, über den Themenwechsel sichtlich erleichtert. »Ich habe den Bordcomputer eine Datenüberprüfung ausführen lassen, wer das Türschloß des Marshals geöffnet hat und wann. Dabei bin ich auf einen Termin gestoßen, für den es keine Erklärung gab. Der Marshal befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Stabsbesprechung, und der Steward hatte dienstfrei. Ich habe das bereits überprüft, und etwa ein Dutzend Personen hat ihn gesehen. Eine Reihe von ihnen glaubte sogar, ich hätte sie in Verdacht, und sie haben mich an den Steward als ihr Alibi verwiesen. Ich fing schon an zu glauben, daß wir bei ihm auf der falschen Fährte wären. Dann habe ich mir das Schloß selbst angesehen. Die Abdrücke, die Montjar und seine Leute abnahmen, waren alle ziemlich gut. Wir haben jede Menge verschmierte Abdrücke und einige teilweise, aber auch
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