BattleTech 43: Der Kriegerprinz
wahren Ziele der Clans, deshalb sind ihre Truppen nach bestenfalls symboli- schem Kampf übergelaufen und Teil des neuen Bundes ge- worden.
Leroux ergriff das Wort. Seine Stimme klang über- raschend kräftig für sein Alter. »Seht euch vor, ilKhan. Der leichtfertige Umgang mit dem Begriff >Verräter< ist eine Falle, in die du selbst noch tappen könntest. Un- sere Berufung war seit jeher, die Ideale des Sternen- bundes zu bewahren, dem wir unsere Entstehung ver- danken. In letzter Zeit wurde dies so neu interpretiert, daß es für uns hieß, in die Innere Sphäre zurückzukeh- ren, die Unwürdigen zu stürzen und uns an deren Stelle zu setzen, um den Sternenbund neu zu errichten. Das haben wir getan, obwohl wir nicht der Sternen- bund sind. Unser Handeln war von jeher und ist auch heute mit den Zielen der Clans vereinbar.«
»Wie kannst du das sagen, nachdem deine Krieger über meine hergefallen sind?«
»Tatsächlich?« Severen Leroux' Blick wurde kalt. »Die Truppen, die gegen deine Leute kämpften, wur- den besiegt, zu Leibeigenen gemacht und wieder in den Kriegerstatus erhoben. Wir alle haben bereits auf diese Weise erbeutete Truppen für unsere Zwecke ein- gesetzt. Wie Khanin Marthe Pryde es sagte: Der Ster- nenbund kennt unsere Gebräuche und nutzt sie gegen uns.« Er hob eine verknöcherte Hand, um Osis und die anderen Khane zu beruhigen. »Aber der Kern Eurer Frage läßt sich hier und jetzt nicht beantworten. Ihr wollt wissen, ob wir für Strana Metschty und die Er- haltung unserer Kultur kämpfen werden. Natürlich werden wir das.«
Osis runzelte die Stirn. »Du hast gerade die Frage beantwortet, von der du behauptet hast, du könntest es nicht.«
»Ah, aber ich habe nicht gesagt, ob wir dazu mit den Clans oder gegen sie kämpfen werden.« Leroux sah sich unter den anderen Khanen um. »Der Sternenbund kommt als unser Gegner. Die Frage ist nicht, ob wir ihm entgegentreten können, sondern ob wir es sollten.«
Vlad schüttelte entschieden den Kopf. »Du hast un- recht, Novakatzenkhan. Das mag für dich eine Frage sein, aber nicht für mich. Wir können ihm nicht nur entgegentreten, wir müssen es tun. Das einzige edle Vermächtnis des Sternenbundes, das in unseren Tagen existiert, sind die Clans. Wir sind als die letzten wah- ren Mitglieder des Sternenbundes geboren, seine letz- ten Getreuen. Diesem Usurpator und Thronräuber zu gestatten, uns zu vernichten, würde den Untergang des Sternenbundes nur komplett machen, der vor so langer Zeit begann. Nein, wenn Victor Steiner-Davion eintrifft, wird er auf Gegenwehr stoßen, und jeder, der unserer Mission treu ergeben ist, wird ihm hier an mei- ner Seite entgegentreten.«
4
Landungsschiff Barbarossa,
im Anflug auf Strana Metschty
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
12. April 3060
Der Wurf schleuderte Victor durch den halben Fracht- raum. Er drehte sich im Flug weit genug herum, um auf der linken Schulter zu landen und abzurollen, aber er hatte zu viel Schwung, um wieder aufzustehen. Kai Allard-Liao stoppte ihn, bevor er gegen die Schott- wand schlagen konnte, dann stieß er ihn leicht zurück in den Raum.
»Komm schon, Victor. Es ist nur ein Mädchen.« Victor spießte seinen Freund mit einem wütenden Blick auf. »Eine Frau ist sie, und was für eine!«
Die Elementarin wartete in der Mitte des Fracht- raums, die Beine gespreizt, die Knie gebeugt, die Arme ausgestreckt, bereit, ihn zu packen. Tiaret Nevversan trug ein ärmelloses, khakifarbenes Trikot, das kaum heller war als ihre Haut. Ihr braunes Haupthaar war weitgehend abrasiert, nur an der Rückseite des Kopfes hing es in einem mit roter Schnur durchflochtenen kurzen Zopf herab. Die hellblauen Augen standen in scheinbarem Widerspruch zu ihrem übrigen Äußeren, das von terranisch-afrikanischen Vorfahren zeugte, spiegelten aber die Kraft ihres Körpers wider.
Als Victor sich ihr vorsichtig kreisend näherte, war ihm klar, daß er völlig den Verstand verloren haben mußte. Sie war fünfundfünfzig Zentimeter größer als er und mindestens fünfundvierzig Kilo schwerer. Sie hatte eine größere Reichweite und war ihr ganzes Leben im Zweikampf trainiert worden. Victor hatte zwar auf dem langen Flug nach Diana Monate damit zugebracht, seine kämpferischen Fähigkeiten zu verbessern, aber er hatte nicht den Hauch einer Chance, in ihre Nähe zu kommen. Und sie ist sieben Jahre jünger als ich.
Er sprang auf sie zu, duckte sich unter dem Schwin- ger einer riesigen Pranke hindurch und wirbelte auf dem
Weitere Kostenlose Bücher