BattleTech 43: Der Kriegerprinz
ausgestiegen. Die anderen Kommandeure hatten eine gewisse Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, daß sie sich zu seiner Leibwächterin ernannt hatte, doch der Präzentor Martialum hatte sie davon über- zeugt, daß ihre Anwesenheit von enormem Wert sein würde, ganz besonders bei den Verhandlungen, die sie an diesem Morgen erwarteten.
Victor atmete langsam aus, dann folgte er Focht und Redburn aus dem Schweber. Grüner Rasen erstreckte sich vor ihm, und der Himmel war wolkenlos. Weit im Süden sah er den schwarzen Streifen einer Bergkette, zwischen deren Gipfeln es noch violett leuchtete, aber überall sonst hatte die Morgensonne die Spuren der Nacht bereits vertrieben.
Über ein Dutzend verschieden große Pavillons erho- ben sich auf der Rasenfläche vor ihnen. Sie unterschie- den sich in Farbe und Konstruktion, wirkten aber trotz der Clanwimpel auf ihren Dächern alle eher nüchtern. Einige der Wappen erkannte er: Wolf, Jadefalke, Gei- sterbär. Aber die einzige Spur der Nebelparder, die er bei allem Bemühen entdecken konnte, war auf einem kleineren Zelt in vorderster Position zu bemerken, und zwar unter einem Wimpel mit sechs Sternen, von dem er annahm, daß es sich um das Abzeichen des ilKhans handelte.
Victor zupfte an den Manschetten seiner Jacke. Er hatte sich entschieden, einen Uniformoverall zu tragen, wie er bei MechKriegern vor und nach dem Kampf über Shorts und Kühlweste üblich war. Er war im Steinerblau und Grau der 10. Lyranischen Garde ge- halten, deren Kommandeur Victor war. Darüber trug er eine dunkelblaue Tuchjacke mit dem Aufnäher der Sternenbund-Verteidigungsstreitkräfte und deren Rangabzeichen.
Andrew Redburn trug die schwarzgoldene Uniform der Kathil-Ulanen, auf deren linker Brust ein SBVS- Aufnäher prangte. Der Präzentor Martialum hatte die ComStar-Montur angelegt, trug jedoch zusätzlich zu dem goldenen Stern des Ordens auf der Brustpartie einen SBVS-Aufnäher an der linken Schulter. Tiaret trug einen dunkelblauen SBVS-Overall, den sie mit einem Gürtel in Nebelparder-Muster auf der Taille zusammenhielt.
Die vier machten sich in aller Ruhe über einen sau- ber geharkten Kiesweg zum Zelt des ilKhans auf. Am Eingang des Zeltes hielten vier gepanzerte Elementare Wacht. Die beiden auf der linken Seite stammten von den Clans der Wölfe und Geisterbären, wie an den weißgrauen Mustern der Panzerung leicht zu erkennen war. Rechts standen ein Jadefalke und der Elementar eines Clans, den Victor nicht erkannte. Das Farb- schema war in Weiß- und Blautönen gehalten, die an winterliche Gefechte erinnerten, aber die Insignien wirkten gänzlich unvertraut.
»Tiaret, was ist das für ein Weißer rechts außen? Welcher Clan?«
Ihre Antwort troff vor Verachtung. »Gletscherteufel. Ungemein tapfer, solange der Krieg mit Worten ausge- tragen wird.«
»Gut zu wissen.« Victor hob den Kopf, als er zwi- schen den Elementaren hindurchschritt. Er blieb zwei Schritte im Innern des Zelts stehen. Marthe Pryde, die große, dunkelhaarige Khanin der Jadefalken, erkannte er sofort. Neben ihr stand ein kleinerer, rothaariger Mann, in dem er einen Gletscherteufel vermutete. Zu beiden Seiten des Schreibtischs in der Mitte des Raums standen ein narbengesichtiger Mann in der Leder- montur der Wölfe und ein etwas älterer, blonder Mann in weißer Kleidung und einem weißen, mit fahlgrauen Krallen verzierten Pelzumhang, vermutlich ein Geister- bär.
Der ilKhan erhob sich geschmeidig von seinem Platz hinter dem Schreibtisch, und wirkte in seinem Overall bereits so groß wie die beiden gepanzerten Elementare hinter ihm. Unter der ebenholzschwarzen Haut spiel- ten die Muskeln. Victor bemerkte keine Spur von Unsi- cherheit oder Schwäche. Wenn er tatsächlich schwer ver- letzt wurde, kann ich zumindest, abgesehen von der Narbe auf seiner Stirn, nichts davon sehen. Falls nach dem Trai- ning mit Tiaret noch irgendeine Fantasie von einem Zweikampf mit Lincoln Osis in ihm verblieben war, starb sie in diesem Augenblick einen plötzlichen Tod.
Victor trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. »Ich bin Victor Ian Steiner-Davion, Oberkomman- dierender der Sternenbund-Expeditionsstreitkräfte.«
Osis riß die Augen auf. »Du bist Victor? Unmöglich. Du bist so ... winzig.«
Die blaugefleckten grauen Augen des Prinzen ver- engten sich. »Du bist an diesen Punkt gelangt, weil du die Kräfte der Freien Inneren Sphäre unterschätzt hast, ilKhan. Wie wäre es, wenn du diese Dummheit all- mählich ablegtest?«
Osis
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