BattleTech 44: Falke im Aufwind
Nomad fort. Später fragte sie sich, ob sie das Gespräch mit ihm möglicherweise nur geträumt hatte, besonders, nachdem sie versuchte, ihn in der Reinigerkaste ausfindig zu machen, dort aber niemand von ihm gehört hatte.
Nomad hatte Peri gerade genug Informationen gegeben, um das Lager zu finden und sich an den Wachen vorbei in dieses Versteck zu schleichen. Während sie in Erinnerungen schwelgte, hatte das Kind seine Übungen beendet und war hinter einer der Baracken verschwunden.
Eine Weile geschah gar nichts, bis Peri plötzlich ein leises Geräusch hinter sich vernahm. Bevor sie sich umdrehen konnte, klopfte ihr jemand auf die Schulter.
Sie sah sich um und blickte ins Gesicht des Mädchens. Peri stockte der Atem, als sie aus unmittelbarer Nähe sah, wie ähnlich dieses Kind Aidan Pryde war.
»Sie sehen total überrascht aus«, stellte das Mädchen fest.
»Das bin ich auch.«
»Warum?«
Peri wollte sich mit dem Kind nicht über die Ähnlichkeit unterhalten, deshalb antwortete sie: »Du hast dich an mich angeschlichen und mich überrascht.«
Das Kind starrte Peri in die Augen. »Sie lügen«, erklärte es. »Aber macht nichts. Sie haben Angst, weil ich Sie gefangen habe.«
Peri hätte dem kleinen Mädchen leicht entkommen können, aber sie war neugierig und blieb. »Willst du mich ausliefern und eine Belohnung dafür kassieren?«
Das Kind zuckte die Achseln. »Noch nicht. Sie sehen aus wie ich. Warum? Sagen nicht? Sie sind meine Gefangene, Stravag-Spionin. Ich werde Sie foltern, wenn es sein muß. Komm mit.«
»Warum sollen wir irgendwo anders hingehen? Du kannst mich auch hier verhören.«
»Und Sie suchen nach einem Fluchtweg. Neg, Stravag-Spionin. Ich habe einen Platz, einen geheimen Platz. Da gehen wir hin. Aufstehen.«
Peri schien es eine gute Idee, auf die Phantasie des Mädchens einzugehen. Selbst wenn es sie zu einem von Balzacs Leuten brachte, konnte es bei ihrem Rang innerhalb der Wissenschaftlerkaste nicht schwer sein, sich herauszureden. Das Schlimmste, was ihr passieren konnte, war eine Fahrt zurück nach Ironhold City und eine Rüge des Generalwissenschaftlers.
Das Kind führte sie durch das Gebüsch zu einem Abschnitt des Zauns, an dem es den Draht weit genug anheben konnte, um sie beide ins Lager zu lassen.
»Hab den Alarm hier längst ausgeschaltet«, erklärte das Mädchen. »Gut bei so was, bin ich. So kann ich rausschleichen. Denke mir, daß ich irgendwann was sehe. Heiße Naiad.«
»Peri.«
»Sie sind schön, Peri. Wie ich.«
Es war eng, aber Peri schaffte es, sich unter dem Zaun durchzuquetschen. Sie folgte Naiad zum nächstgelegenen Gebäude, einer leerstehenden Wohn-Baracke.
»Geh da rein«, meinte Naiad und deutete auf die Tür. »Muß bald zurück, wir müssen uns beeilen. Wenn Sie reden, Stravag-Spionin, liefere ich Sie vielleicht nicht aus.«
4
Geschko-Ausbildungszentrum 111, Kerenskywald, Ironhold
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
3. Januar 3060
Peri war seit ihrer Kadettenzeit nicht mehr im Innern einer WohnBaracke gewesen. Zuletzt an dem Tag, als sie aus dem Training geworfen wurde, auf dem Weg zum Abtransport von Ironhold auf die Jadefalkenwelt Tokasha, wo sie ihre Wissenschaftlerlehre angetreten hatte. Danach war sie vollwertiges Kastenmitglied geworden und hatte sogar den Labornamen Watson errungen.
Die Nachnamen der Wissenschaftlerkaste ärgerten die Krieger. Für Krieger waren Nachnamen - Blumamen - selten und nur durch anstrengende Prüfungen zu erlangen, in denen schließlich der Sieger in einer Serie von Gefechten zweiunddreißig andere Blutnamensanwärter bezwingen mußte. Krieger mochten es nicht, daß die höherrangigen Wissenschaftler über so beiläufig vergebene Nachnamen verfügten, obwohl diese darauf achteten, sie nur innerhalb ihrer Kaste zu benutzen. Natürlich half es auch, daß keiner der Wissenschaftler-Labornamen mit einem der traditionellen Blutnamen identisch war
- und daß ihre Verwendung kaum Gewicht besaß. Die Blutnamen waren ursprünglich die Familiennamen von Kriegern gewesen, die mit Aleksandr Kerensky aus der Inneren Sphäre geflohen waren. Als Nicholas Kerensky die Clans gegründet und das Konzept der Blutnamen für die Besten der Krieger erfunden hatte, war es nur natürlich gewesen, daß er dazu die Nachnamen derjenigen Krieger wählte, die sich als ihm loyal erwiesen hatten. Wissenschaftler dahingegen wählten die Nachnamen bekannter historischer Wissenschaftler Terras, auch wenn gelegentlich ein Nachname auftauchte, der anderen Ursprungs
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