Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
»Das ist ein klassischer ArtillerieMech der Clans. Er entfernt sich nie weit von seinen Sternkameraden. Wenn Sie einem begegnen, können Sie in allernächster Zeit mit noch mehr Gesellschaft rechnen. Noch eine Minute länger, und zwei Katamarane wären in Ihrem Rücken aufgetaucht.« Nevarr runzelte die Stirn. »Sie waren die Vorhut einer Lanze. Sie hätten sich zurückziehen müssen.«
Fitzgerald ärgerte sich über die Art, wie Nevarr ihm von oben herab erklärte, was er hätte tun sollen, obwohl ihm klar war, daß es nicht persönlich gemeint war. Der Commander behandelte alle Kadetten so. »Ich war der Ansicht, den Schwarzfalke stellen und mich dann zurückziehen zu können. Ich habe nur einen Fehler begangen, als ich in seinen Sprungradius gekommen bin. Wären die beiden Katamarane aufgetaucht, hätte ich den Rückzug angetreten. Clanner benutzen kein konzentriertes Feuer.«
Nevarr kam wieder vor. »Das sind die alten Regeln. Inzwischen haben eine ganze Reihe von Clans eine liberalere Haltung. Diese beiden waren programmiert, das Feuer sofort zu eröffnen.« Er fixierte Fitz mit eisblauen Augen. »Sie haben die falsche Entscheidung getroffen.«
Fitz fühlte, wie sich unwillkürlich seine Fäuste ballten, hielt die Arme aber unten. Gleichzeitig spannten sich seine Nackenmuskeln, und ein Hitzegefühl stieg seine Kragenpartie hoch. Nevarr wußte, wie man einen Kadetten treffen konnte, ohne je laut zu werden oder zu fluchen. Schlimmer noch war allerdings, daß Maurice genau wußte, wie recht Nevarr hatte.
Als Fitzgerald stumm blieb, nickte Nevarr einmal kurz und sprach dann weiter. »Sie sind nicht gerade das, was ich einen Teamspieler nennen würde, Fitzgerald. Sie gehen ohne Hoffnung auf Unterstützung Risiken ein. Da draußen bringen Sie sich mit so einer Haltung um. Und schlimmer noch, Sie bringen Ihre Kameraden um. Was wollen Sie eigentlich beweisen? Und erzählen Sie mir nicht, Sie hätten nichts zu beweisen. Das weiß ich besser. Ich sehe es an der Art, wie Sie Ihren Mech steuern.«
Fitz' Muskeln schmerzten, und der Durst brachte einen metallischen Geschmack in seine Kehle. Jetzt bedauerte er es, vor der Nachbesprechung nicht geduscht zu haben. Er atmete langsam aus, verdrängte die Unbequemlichkeiten und ordnete seine Gedanken. »Ich versuche nur zu beweisen, daß ich gut genug bin«, antwortete er schließlich. »Sie testen acht von uns aus dem Panzerkorps der Heimatmiliz, mit dem Ziel, zwei offene MechKrieger-Stellen zu besetzen. Ich will dabei sein.« Er stockte einen kurzen Augenblick, dann brach es aus ihm heraus. »Hören Sie, Commander, eines Tages will ich bei den St.Ives-Lanciers dienen, oder sogar den Chevau Legers. Ich bin gut genug dafür, das weiß ich. Oder wenigstens kann ich es werden. Aber ich habe keinen Abschluß von der Militärakademie, und deshalb besteht meine einzige Chance darin, mich im Mechdienst der Heimatmiliz auszuzeichnen. Von da aus könnte ich eine direkte Versetzung in den Ausbildungskader der Akademie beantragen.« Fitz seufzte. »Ich will nicht zurück in die rollenden Bunker.«
Nevarr starrte Fitzgerald lange und streng an, fast ohne zu blinzeln, bis es dem Kadetten unbehaglich wurde. »Ich habe mir Ihre Akte angesehen. Es stimmt, Ihr Talent reicht für die Aufnahme in den Ausbildungskader von St. Ives aus. Aber solange Sie sich als ein derartiger Einzelgänger produzieren, würden Sie mit Sicherheit Klassenletzter werden. Wenn Sie nicht gleich zurück zur NashuarHeimatmiliz geschickt würden, und zwar auf Dauer.«
Fitz fühlte, wie die Hitzewelle sein ganzes Gesicht erfaßte. Nevarr hatte seinen Schwachpunkt gefunden und den Schutzpanzer des Kadetten zerschmettert. Aus dem Ausbildungskader geworfen zu werden, wenn er es überhaupt so weit schaffte, wäre noch schlimmer, als nie aufgenommen zu werden. Das würde seine Karrierepläne im verwaltungstechnischen Äquivalent eines Schwarzen Lochs verschwinden lassen, und er würde von Glück sagen können, wenn es ihm gelang, überhaupt noch einen Mech steuern zu dürfen. Vielleicht sollte ich etwas kooperativer sein, wenn der Commander bereit ist, ein Auge zuzudrücken. »In Ordnung. Was erwarten Sie von mir?«
»Versuchen Sie, im Team zu arbeiten«, erwiderte Nevarr sofort und schenkte ihm ein schmales, aber aufmunterndes Lächeln. »Gehen Sie eine Weile auf Nummer sicher. Finden Sie erst heraus, wie gut Sie in der Einheit sein können, und vielleicht können Sie dann auch herausfinden, wie gut Sie allein sind.«
Fitzgerald
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