BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
irgendwie vermeiden lässt. Wenn wir einen offenen Sturmangriff mit allen Mechs durchführen, werden wir mit Sicherheit eine Menge Privatbesitz in Schutt und Asche legen, und es kann nicht in unserem Sinne sein, wenn sich die Bevölkerung hier noch eindeutiger auf die Seite der Capellaner schlägt, als das ohnehin schon der Fall ist. Nein, wir erledigen das auf meine Art. Falls wir so nicht weiterkommen, können wir die schweren Einheiten immer noch zu Hilfe rufen. Aber vorher nicht.«
Antonescu zuckte unwillkürlich resigniert die Schultern, wie er es häufig tat, wenn er mit seinem Kommandeur sprach, und die Sicherheitsgurte der Pilotenliege schnitten schmerzhaft in seine Schultern.
»Magyar von Falkenauge Eins«, unterbrach ein Funkspruch seine Gedanken. »Wir haben Feindkontakt. Scheint, dass jetzt die heiße Phase anbricht.«
* * *
Zwei Laserstrahlbahnen bohrten sich tief in die dicke Panzerung auf der Brustpartie von Cheng Shaos Amboss und die riesige Maschine schwankte, als sich eine Tonne gehärteten Stahls plötzlich in flüssige Schlacke verwandelte. Granaten detonierten um die Füße des Mechs, als eine zu kurz gezielte Autokanonensalve in den Belag des Landefelds einschlug. Aufgeschleuderte Stahlbetonbrocken schlugen krachend gegen die gepanzerten Knöchel.
Zunächst hatte Shao geglaubt, der EridaniKommandeur versuche, den Raumhafen allein mit Kröten zu erobern, weil es zunächst nur die gepanzerten Infanteristen gewesen waren, die den Angriff eröffneten. Aber kaum hatten die SBVS-Kröten das Hafengelände betreten und das Feuer auf die capellanischen Panzer und die Infanterie eröffnet, als auch schon die BattleMechs der Leichten Reiterei eintrafen und die Schlacht ernsthaft begann.
In einer Ecke des Sichtschirms sah er einen Milizionär, der bis vor ein paar Wochen noch ein einfacher Bauer gewesen war, im Schatten eines Hangartors knien und zwei Kurzstreckenraketen auf einen Falke mit grau-grüner Bemalung abfeuern. Die Geschosse schlugen nicht in die Panzerung des Sternenbund-Mechs ein. Stattdessen wurden sie wenige Meter vor dem Auftreffen von einem Näherungszünder ausgelöst und überschütteten die dürre Kampfmaschine mit einer Mischung aus Naphtalinpalmitat, Phosphor und anderen brennbaren Chemikalien. Die klebrige brennende Flüssigkeit legte sich über den Rumpf des Eridani-Mechs und hüllte ihn in rauchende, ölige Flammen ein.
Eine kurze Zeit versuchte der MechKrieger im Innern verzweifelt, das Brandgel von der Panzerung seiner Maschine zu kratzen, erreichte damit aber nur, dass es sich noch weiter ausbreitete. In einem Ausbruch, der mehr zu einem trotzigen Kleinkind passte als zu einem Berufssoldaten, feuerte er den Impulslaser des Falke ab und tötete den Mann mit dem Raketenwerfer, bevor er den Schleudersitz auslöste und sich aus seinem kampfunfähigen BattleMech rettete.
Shao hatte keine Zeit, über den unnötigen Tod des Milizionärs nachzugrübeln, denn in diesem Augenblick traf eine zweite, besser gezielte Granatensalve die Beine des Amboss. Ein schneller Blick genügte, seinen Peiniger zu finden, und er drehte den Torso des Mechs in der Hüfte, um die vogelähnliche Cicada zu stellen. Er schleuderte eine Stakkatosalve schweren Laserfeuers, die der Leichten-ReitereiMaschine Panzerung am rechten Bein und Arm abschälte. Der Kampfkoloss musste schon vorher beschädigt worden sein, denn er sackte auf dem getroffenen Bein weg und kippte zur Seite, als das rechte Bein in Kniehöhe entzwei brach. Der Pilot musste bewusstlos oder tot sein. Möglicherweise stellte er sich auch nur tot. Jedenfalls regte sich der vierzig Tonnen schwere Metallgigant nicht mehr.
Shao bekam keine Gelegenheit, seinen Sieg zu genießen. Ein anderer Mech der Leichten EridaniReiterei, ein Vollstrecker, nahm den Platz seines gestürzten Kameraden ein. Der gegnerische Pilot feuerte eine Breitseite mit allen verfügbaren Waffen und riskierte die automatische Stilliegung durch Überhitzung, um den capellanischen Kommandeur mit einem überwältigenden ›Alphaschlag‹ zu erledigen.
Ein Warnlicht flammte auf der Zustandsanzeige des Amboss auf und meldete eine ernste Bresche in der Panzerung des rechten Beins, knapp unterhalb des Knies. Panzerbrechende Spezialgranaten aus der LB-X-Autokanone des Vollstrecker hatten in einem einzigen Feuerstoß fast zwei Drittel des Panzerschutzes von dem Mechbein gescheuert. Eine fast unsichtbare Lanze aus kohärenter Lichtenergie bohrte sich in die rechte Brustpartie des
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