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BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

Titel: BattleTech 47: Die Spitze des Dolches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gressman
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Schaft mit Wucht an die Schläfe. Der Junge war vermutlich noch keine Zwanzig. Er brach zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man durchtrennt hatte. Es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass der Hieb tödlich gewesen war.
    »In die unterste Hölle gehören sie geworfen, diese verdammte, lügende Brut pestverseuchter Ratten!«, tobte Colonel Paul Calvin und schleuderte die Holovidfernbedienung mit solcher Wucht an die gegenüberliegende Wand der Raumhafenlounge, dass die Hartplastikhülle zerbrach. »So war das nicht, General.« »Ich weiß, dass es nicht so war, Colonel«, erwiderte Amis. Er nahm das Kommset ab und legte es auf den Tisch. Vorsichtig berührte er mit einer dikken, schwieligen Fingerkuppe die Stelle hinter seinem Ohr, an der das Gerät aufgelegen hatte. Irgendwie hatte er eines dieser leichten Kommunikatorsets noch nicht gefunden, das er tragen konnte, ohne dass es ihm den Schädel und die Schläfe aufscheuerte. Er wollte das Kommset wieder aufsetzen, überlegte es sich dann aber doch anders und legte es wieder hin. Die Scheuerstelle war weder besonders groß noch besonders schmerzhaft, aber das würde nicht lange so bleiben, wenn er den Kommunikator länger trug.
    »Wir stehen hier mehr als nur capellanischen Truppen gegenüber«, stellte er fest. »Der ganze Planet hasst uns. Warum sollten die Medien eine Ausnahme sein?«
    Amis warf einen Blick auf die zerbrochene Fernbedienung, dann stand er auf und schaltete das Holovid am Gerät ab. Die Nachrichtensprecherin, eine hübsche junge Frau mit leerem Blick, verstummte mitten in der Wettervorhersage. Er kannte die Aussichten schon: stürmisch, und dabei dachte er nicht an die düsteren Wolken, die sich über Milos' planetarer Hauptstadt zusammenzogen. Amis war sich darüber im Klaren, dass der kommende Sturm gewalttätiger, gefährlicher und länger werden würde als alles, was das Wetter dieses gottverdammten Planeten ihnen bringen konnte.
    Die örtlichen Nachrichten hatten - wie nicht anders zu erwarten war - einen Holovidclip über den Aufstand in Goshen gezeigt, angeblich von einem Einwohner gedreht. Die ›Nachrichtenkameras‹ zeigten Männer und Frauen im SBVS-Grün mit dem braun-goldenen Pferdewappen der Leichten EridaniReiterei, wie sie mit den Dorfbewohnern kämpften. Der junge Bursche, der von einem Gewehrkolben erschlagen wurde, schien eine besonders beliebte Szene zu sein. Was die Kamera nicht zeigte, war die blutende, halb ohnmächtige MedTech der Leichten Reiterei, der derselbe Soldat kurz danach aufhalf. Der Bursche hatte die Sanitäterin mit Tritten in Brust, Bauch und Gesicht traktiert, bis ihr Kamerad eingegriffen und ihr vermutlich das Leben gerettet hatte.
    Andere Bilder zeigten zum Beispiel in einer besonders deutlichen Aufnahme, wie ein schwerer Maxim Schwebetransporter eine kleine Gruppe Männer und Frauen in Arbeitsmontur mit seinem MG niedermähte. Auch hier gab die sorgfältig geschnittene Aufnahme keinen Hinweis darauf, dass dieselben ›Arbeiter‹ gerade zwei BattleMechs der Leichten Reiterei mit Bündelladungen angegriffen hatten. Einer der Maschinen, einem Hammer, war in Kniehöhe das Bein abgerissen worden. Den unglückseligen Piloten hatte der Mob aus dem Cockpit gezerrt, an einer Straßenlaterne aufgehängt und angezündet, noch bevor er tot war.
    Seit die Holovidaufnahmen veröffentlicht worden waren, zunächst als ›Sondermeldung‹, dann als eine der Hauptschlagzeilen in den Abend- und Nachtsendungen der Nachrichten, hatte sich die Anzahl der vor dem Haupttor des Raumhafens aufmarschierten Demonstranten von etwa einem Dutzend Unzufriedener auf mehr als fünfzig erhöht. Und die begnügten sich nicht damit, Plakate zu schwingen und den Posten Beschimpfungen zuzurufen. Die neuen Demonstranten warfen mit Steinen und Flaschen. Gelegentlich holte einer von ihnen ein Jagdgewehr oder eine Pistole hervor und schoss auf die EridaniWachtposten. Die weiche Jagdmunition hatte kaum eine Chance, den Soldaten ernsthafte Verletzungen beizubringen, aber ein Posten war doch schwer genug verwundet worden, um General Amis Kröten zur Bewachung der Raumhafentore einteilen zu lassen.
    Seltsamerweise schien sich der größte Teil der Menge gegen Abend zurückzuziehen, bis auf ein paar besonders Ausdauernde, die sich um Metalltonnen drängten, in denen sie Holzscheite verbrannten, um sich zu wärmen. Colonel Antonescu vermutete, dass es sich entweder um Schönwetter-Partisanen handelte oder dass sie Angst hatten, ins Kreuzfeuer

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