BattleTech 48: Truegerische Siege
regennassen Leder rutschten
seine Finger ab. Sie wirbelte den Schlagstock und
schlug ihm den massiven Hartplastikstock auf den
Ellbogen. Er jaulte auf vor Schmerz, als der Arm betäubt herabfiel. Ein weiterer Schlag, bei dem sie ihm
den Stock in den Magen rammte, ließ ihn würgend
auf die Knie sinken. Es hätte keine Mühe gekostet,
ihn mit einem letzten Hieb bewusstlos zu schlagen,
aber Megan legte Wert darauf, dass er sich schnell
genug erholte, um sich rachsüchtig wieder in den
Kampf zu werfen.
Sie sprang über eine niedrige Betonabsperrung auf
einen der ausgedehnten Parkplätze. Nicht weit entfernt setzte eine lange Reihe von Taxis ständig Passagiere ab und nahm neue Fahrgäste auf. Die Fahrer
schienen den Aufruhr gar nicht zu bemerken. Wenn
sie sich überhaupt Gedanken über die Schlägerei
machten, über die ihre Scheinwerfer spielten, dann war es vermutlich die Frage, ob irgendeiner der noch aufrecht stehenden Kontrahenten ein Taxi brauchte. Sie strich sich die Hände an der Jacke sauber und befreite sich damit zugleich von jeder Verantwortung für die Gewalttätigkeiten des Abends. Die momentane Unaufmerksamkeit kam sie beinahe teuer zu stehen und sie hechtete gerade rechtzeitig aus dem Weg, als ein vor der Arena eintreffendes Taxi zu spät
bremste und gegen die Betonabsperrung knallte. Statt aus dem Wagen zu springen, um nach seinem
Taxi oder nach Megan zu sehen, stritt sich der Fahrer
weiter laut mit seinem Passagier. Irgendetwas darüber, dass Stephen Neils nur bekommen hätte, was er
verdiente, und was soll's, wenn der VerSo abgekratzt
war. Das gehörte zum Risiko. Dass Neils das Ende
des Duells nicht überlebt hatte, war Megan neu. Kein
Wunder, dass die Menge außer Kontrolle war. Es
machte ihre Arbeit nur noch leichter.
Mit einem lauten Knall schlug eine Kugel durch
die Windschutzscheibe des Taxis, deren Oberfläche
sich in ein Spinnennetz von Rissen verwandelte. Jetzt
rangen die beiden Insassen des Wagens um die Waffe. Ohne sich weiter um den Streit zu kümmern, hob
Megan einen von der Mauer gesprengten Betonbrokken auf und rannte an den Anfang der Taxikolonne.
Sie schleuderte den schweren Steinbrocken über die
Absperrungen in die Menge, in eine der hitzigsten
Schlägereien, in der sich die Kontrahenten im Namen
Prinz Victors und Archon Katrinas die Köpfe einschlugen.
Sie duckte sich in eines der Taxis und befahl dem
Fahrer loszufahren, egal wohin, nur weg. Es wurde
Zeit zu verschwinden. Irgendjemand dort hinten war
gerade noch erheblich wütender geworden. Ob Lyraner oder Crucier - es war ihr momentan gleichgültig.
Ein Stein war in der Regel keine tödliche Waffe. Die
Verletzung würde den betreffenden Zweikampf und
den Aufruhr im Ganzen nur zusätzlich anheizen. Und
das war völlig in Ordnung so.
Schließlich hatte man sie genau dafür bezahlt.
4
Ishiyama, Kobe, Solaris City, Solaris VII Freedom-Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
13. August 3062
Der dritte Tag des Großen Turniers, und schon war Michael Searcy wieder in Kobe und kämpfte in der Ishiyama-Arena. Am ersten Tag hatte er Jarman Bauer besiegt, aber Yoki Susuma erwies sich als erheblich zäherer Gegner.
Eine Salzschicht aus getrocknetem Schweiß bedeckte sein Gesicht und brannte in den Augenwinkeln, aber sein Kühloverall hielt seine Körpertemperatur trotz der Hitzeentwicklung des Fusionsreaktors in erträglichen Grenzen. Doch selbst diese hochmoderne Ausrüstung konnte die Muskelverspannung durch den langwierigen Kampf nicht verhindern. Schon zum sechsten Mal an diesem Abend wanderte der Drachenfeuer durch die engen Gänge des Knotens und suchte nach seinem Gegner. Der Knoten, ein Labyrinth aus Felsenkammern und Tunneln von gordischer Komplexität, war der schwierigste Teil Ishiyamas und der einzige Bereich des Eisenbergs, dem noch kein Krieger wirklich Herr geworden war. Er bemühte sich, die Kurven und Windungen für sich arbeiten zu lassen, um Susuma auszuweichen, in der Hoffnung, den draconischen MechKrieger wütend zu machen... und mit ihm auch das Kober Publikum.
Eigentlich hatte Michael erwartet, heute Abend gegen Evelyn Czerny anzutreten, aber das war gewesen, bevor sie am Tag zuvor in der Davion-Arena auf Susuma getroffen war. Ohne Vorwarnung hatte der Draconier alle Kalkulationen über den Haufen geworfen, indem er die an Platz Zwei der Rangliste stehende Czerny aus ihrem Albatros und dem Turnier geschossen hatte. Susuma rangierte nicht einmal in den obersten Zweihundert, und es war schon ein kleines
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