BattleTech 48: Truegerische Siege
nicht lebend verließ. Er hatte zu viel Geld und Anstrengung in diese Operation investiert, die der erste Nagel im Sarg der Skye-Tiger werden sollte. Manchmal wog das Ziel schwerer als ein gewisses persönliches Risiko. Drew sah keine andere Möglichkeit, als dem Barghest zu folgen und sich dicht genug an ihn heranzuwagen, um mit Hilfe eines Direktimpulses des kleinen Senders die Pentaglyzerinladung auszulösen, die er im letzten Wartungszyklus im Innern des BattleMechs hatte anbringen lassen.
Dass er Torrence Klein an der Zugangsrampe der Frances Avenue gefunden hatte, war ehrlich gesagt nicht mehr als ein glücklicher Zufall gewesen. Gleichzeitig hatte seine Ahnung Drew allerdings in ein hochgefährliches Gebiet geführt, denn die riesigen Slums von Black Hills waren in einer Orgie von Straßenkämpfen, Plünderungen und Selbstjustiz geradezu explodiert. Der Aufruhr breitete sich schnell weiter aus. Dieselbe wahnwitzige Wildheit, die Besitz von den MechKriegern unter dem Kolosseum und Boreal Reach ergriffen hatte, erfasste jetzt nach und nach die gesamte Bevölkerung von Solaris City. Drew war klar, dass diese Entwicklung einiges an Möglichkeiten bot, allerdings von der Art, die sich besser aus sicherer Umgebung ausbeuten ließ. Er drückte den Knopf an der Sprechanlage, der seine Stimme zum Fahrer übertrug. Als er nach vorne blickte, sah er die Straße mit Plünderern überfüllt.
»Zurück zum Grünen Haus«, befahl er. »Und du bremst für nichts unter fünfundzwanzig Tonnen.«
11
Ishiyama, Kobe, Solaris City, Solaris VII Provinz Skye. Lyranische Allianz
15. August 3062
Unter dem Eisenberg saß Garrett an den Kontrollen seines zerbeulten Bluthund und wartete auf das Startsignal für seinen Kampf. Er war stolz auf seine Maschine, einen Clan-OmniMech, den die hirnlosen Mediensprecher unentwegt als Geier bezeichneten, mit dem Codenamen, der in der Inneren Sphäre für ihn gebräuchlich war. Der Clansmann war sich nicht sicher, was ihn wütender machte: Dass sie den wahren Clannamen des Omnis ignorierten, oder dass sie mit ihrer dummen Ignoranz den Mech und seinen Piloten entehrten.
Der Bluthund war kein Aasfresser, sondern ein tollwütiger Räuber, ein Mech, der darauf angelegt war, kampfstärkere Gegner im offenen Kampf zu stellen und zu bezwingen. Nach anderthalb Jahren ständiger Duelle und unfähiger Reparaturversuche durch Blackstar-Techs war er kaum noch wiederzuerkennen, aber er blieb Clan.
Er blieb sein.
Weil er sich entschieden hatte, ungestört durch irgendwelche Ablenkungen im Innern des Cockpits auf den Kampf zu warten, wusste er nichts davon, was auf den Straßen vor sich ging. Als der riesige subplanetare Hangar plötzlich mit hektischer Aktivität und vereinzeltem Geschützfeuer lebendig wurde, übernahmen seine Reflexe die Kontrolle. Hastig fuhr er alle Systeme hoch und schaltete die Kommleitung frei, um herauszufinden, was los war.
Die Nachrichten trafen nur lückenhaft ein, aber eines war deutlich: In den Straßen von Solaris City war offener Kampf ausgebrochen. Manche Ställe nutzten das Chaos aus, um alte Rivalitäten auszutragen. Andere benutzten es allem Anschein nach dazu, neue Feindschaften zu etablieren. Soweit er feststellen konnte, gab es nicht eine einzige Fraktion der Stadt, die nicht von irgendjemand angegriffen wurde, und viele Krieger waren einfach ›ausgebrochen‹ Auf der anderen Seite des Flusses in Black Hills und Schlesien sollte der Kampf besonders brutal toben.
Und jetzt auch hier in Kobe. Zwei Mechduelle wüteten bereits im Hangar und füllten die Halle mit einem Orkan vernichtender Energien. Er wartete wie unsichtbar in seinem noch immer im Wartungskokon stehenden Mech auf sein Zeichen, hinauf in die Arena zu steigen. Sein Duell hatte einer von mehreren ›Füllern‹ vor dem Turnierkampf des Abends werden sollen, indem Theodore Gross aus dem verhassten Draconis-Kombinat seinen Titel gegen einen anderen Kämpfer aus Garretts Stalls verteidigte. Jetzt stürmte einer dieser beiden plötzlich zu Fuß in den Hangar, ohne sich um das Mechfeuer zu kümmern, das um ihn herum tobte.
Theodore Gross!
Der Draconier rannte praktisch geradewegs unter Garretts Fadenkreuz, als er den riesigen Metallfüßen der marschierenden Mechs auswich, um in so direkter Linie wie möglich zu seinem Omni zu gelangen. Mit dem hochgefahrenen und kampfklaren Bluthund hätte der Clanner ihn beinahe auf der Stelle verdampft.
Aber er beherrschte sich und sah zu, wie Gross zwischen den Beinen
Weitere Kostenlose Bücher