BattleTech 48: Truegerische Siege
den Rumpf der Banshee aufgebrochen und ihr zerbrechliches Innenleben freigelegt. Vandergriff war auf dem Parkplatz durch Quadratkilometer abgestellter Wagen gewatet, hatte sie dutzendweise beiseite getreten, um schneller zu Michael aufzuschließen. Plötzlich war er an der Reihe gewesen zurückzuweichen, aus Angst, der nächste Treffer könnte seinen Kampfkoloss aus dem Gefecht werfen. Michael hatte Vandergriff mehrere Seitenstraßen weit in Richtung Fluss gedrängt, bevor er ihn zwischen den dichtgedrängten Wohnblocks verloren hatte. Ein für Polizeieinsätze umgebauter Stadtkoloss, dessen Laser durch Wasserwerfer ersetzt waren, hatte sich kurz eingemischt und die Panzerung des Brandschatzer mit seiner einzelnen Autokanone unter Beschuss genommen. Michael hatte dem PolizeiMech mit einer sorgfältig gezielten Gausskugel ein Bein abgerissen. Die überschall-schnelle Nickeleisenkugel hatte den Titanstahloberschenkelknochen knapp über dem Knie zerschmettert.
Nachdem er einen Gegner in die Flucht geschlagen und einen anderen besiegt hatte, erinnerte ihn plötzlich nichts mehr an New Canton. Er war kein unbedeutender Soldat der Kestrel-Grenadiere mehr, sondern einer der besten MechKrieger auf Solaris VII. Als die anderen crucianischen Mechs schließlich dem Kolosseum entkommen waren, schien es nur natürlich, dass ihre Piloten sich an ihn als ihren Anführer wandten. Karl hatte sie aus den Tunneln an die Oberfläche geführt, aber die Schwierigkeiten, die er hatte, sie zusammenzuhalten, bewiesen, dass sie eine festere Hand brauchten.
Michael bremste den Brandschatzer vor einer Straßenecke ab und bog in die Sylvie-Guillem-Straße ein, auf der er südlich zur Hellerstraße marschierte. Ein ausgebrannter Oberschenkelaktivator erschwerte jeden Richtungswechsel, aber eine leichte Hand an den Kontrollen - verbunden mit seinem in den gewaltigen Kreiselstabilisator gespeisten natürlichen Gleichgewichtssinn - ermöglichten ihm, das Problem abzufangen. Mit der Geschwindigkeit war das eine andere Sache. Der Brandschatzer war von vornherein kein allzu flinker Mech, aber jetzt war er auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp über vierzig Stundenkilometer beschränkt, weniger, wenn Michael nicht riskieren wollte, auf regennassem Asphalt auszurutschen und den Kampfkoloss möglicherweise noch schwerer zu beschädigen. Er beschleunigte, so gut es ging, und strengte sich an, das Humpeln der humanoiden Kampfmaschine auszugleichen, während er in Stellung für den Hinterhalt ging.
Karl hatte ihn vor zwei schweren Römern gewarnt. Das bedeutete zwei MechKrieger aus dem Kolosseum in schweren BattleMechs. Außerdem vor einem Mad-Cap-Schläger. Wenn er Karls Halb-Slanghalb-Code-Mitteilung richtig verstanden hatte, bedeutete es, dass der capellanische Pilot eines überschweren Mechs sich aus Gründen, die nur er selbst kannte, den Lyranern angeschlossen hatte. Das sorgte für einen ausgeglichenen Kampf, möglicherweise einen geringen Vorteil für die Lyraner.
Michael Searcy würde das ändern.
Der Brandschatzer erreichte die Einmündung der Sylvie-Guillem in die Hellerstraße, als Karls Cestus gerade zwei Straßen rechts von ihm auf die Hauptstraße trat. Aubry Larsons Drachenfeuer folgte ihm durch die Kurve, dann rannten beide Mechs in rechtem Winkel zu ihrem bisherigen Kurs davon. Michael nickte zufrieden, bremste ab und senkte das Fadenkreuz über den Rücken seiner davonstürmenden Verbündeten. Gut genug.
»Vorsicht, Michael. Einer der Römer könnte eine Flankenbewegung durch eine der Seitengassen versucht haben.«
Warnlichter flammten auf und Michaels Ortung heulte. Knappe hundert Meter die Sylvie-Guillem hinab trat ein Falkner zwischen zwei Läden auf die Fahrbahn und schnitt ihm den Rückweg ab. Gleichzeitig kam ein Imperator mit capellanischen Insignien die Elena-Erdtmann hoch und schob sich zwischen den Brandschatzer und die beiden abrückenden Lyraner, sichtlich mit der Absicht, Karl zu verfolgen. Der breite Rücken des überschweren Mechs schob sich unter Michaels Fadenkreuz. »Sonst noch was, das du vergessen hast zu erwähnen?«, brüllte Michael frustriert und spannte sich in Erwartung des Einschlags an, während er seine Salve abfeuerte.
Der Capellaner hatte die falsche Seite gewählt. Michaels schwerer Laser bohrte eine blutrote Lanze in die hintere rechte Flanke des Imperator und schlug eine tiefe Bresche, noch bevor die beiden Gausskugeln hinter ihr ins Ziel trafen. Ein silbriger Lichtblitz prallte in einem Schauer
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