BattleTech 48: Truegerische Siege
eines schwerfälligen vierbeinigen Schirokko aus dem Bromley-Stall zu dem Gerüst hindurch huschte, das neben seinem Kriegsfalke aufragte - einem OmniMechtyp, dem das Kombinat den falschen Namen Masakari übergestülpt hatte. Der Kampfkoloss befand sich in hervorragendem Zustand. Es war noch nicht Hohn genug, dass ein Barbar der Inneren Sphäre in einem Clan-Omni antrat, nein, diesen Mech hatte Gross als Geschenk vom Herrscher des Draconis-Kombinats erhalten. Sie hatten diese wundervolle Konstruktion nicht nur von den Nebelpardern gestohlen, anschließend hatten sie die Maschine ohne jede Scham zusammen mit ihren eigenen wertlosen Schrotthaufen eingesetzt. Im Vergleich war Garretts Bluthund nur noch ein zerbeulter und zerschossener Abklatsch seiner ehemaligen Macht. Gross verdiente diesen Mech nicht. Kaum jemand auf der Spielwelt hatte ihn verdient, möglicherweise mit Ausnahme Garretts.
Er konnte nicht bestreiten, dass es Mut verlangte, sich in dieser Situation so unbeeindruckt zu zeigen wie Gross, aber das reichte nicht aus, ihn umzustimmen. Jetzt kletterte der Mann die Gerüstleiter hinauf, immer noch unter Garretts Fadenkreuz. Ohne das geringste Bedauern löste er die 40-mm-Autokanone im rechten Arm des Bluthund aus. Sie knatterte kurz auf und spie einen Strom todbringendes Metall über das Gerüst auf den Solaris-Champion. Welche Chance hatten Fleisch und Knochen gegen eine Waffe, die für den Kampf gegen BattleMechs ausgelegt war? Eine Blutfontäne schoss durch den Hangar und die zerfetzten Überreste Theodore Gross' stürzten wie eine Stoffpuppe in die Tiefe.
»Dieselbe Chance, die Ihr meinem Clan gegeben habt«, sagte Garrett.
Methodisch und ohne sich zu beeilen löste er seine Sicherheitsgurte und öffnete ein kleines Fach unter der Kontrolltafel. Er zog zwei Platinen heraus, eine, die grundlegende Sicherheitsmaßnahmen steuerte, und eine zweite, deren Schaltkreise seine Gehirnwellen akkurat mit der Gyroskopsteuerung abstimmten. Mechs der Inneren Sphäre waren darauf ausgelegt, einen Diebstahl zu verhindern. Unter den Clans war etwas derartiges undenkbar. BattleMechs waren kein Privateigentum, sondern gehörten dem Clan und wurden bei Bedarf anderen Kriegern zugeteilt. Falls die draconischen Techs das Computersystem des Kriegsfalke - von dessen fabrikneuem Zustand Gross ständig geprahlt hatte - nicht radikal umgearbeitet hatten, besaß es keine der zusätzlichen Sicherungen, die für Maschinen der Inneren Sphäre typisch waren. In diesem Fall brauchte Garrett nur die beiden Platinen auszuwechseln, und der Omni war sein. Verdientermaßen sein.
Er ließ die ausfahrbare Leiter an der Cockpitluke hinunter und kletterte hinab zum Hangarboden. Ruhig wanderte er hinüber zu dem Kriegsfalke, ohne sich nach links oder rechts umzusehen, ohne sich auch nur einen Moment über die Gefahr Sorgen zu machen, von einer Laser- oder AK-Salve getroffen zu werden, die ihr ursprüngliches Ziel verfehlte. Er wusste, dass ihm nichts etwas anhaben oder ihn daran hindern konnte, den Mech zu übernehmen. Sein Clan war tot und Garrett hätte ihm schon vor langer Zeit folgen sollen.
Vielleicht konnten sie beide an den Kontrollen des Kriegsfalke wiedergeboren werden.
* * *
Michael Searcy steuerte den humpelnden Brandschatzer nach Westen die Narvikstraße hinab, die durch Schlesiens modisch attraktiven Flussuferbezirk führte. Zwischen weiten Privatgütern und luxuriösen Villen ragten einzelne Hotelhochhäuser und gelegentliche Appartmentblocks auf. Bis jetzt war der Mob noch nicht bis hierher vorgedrungen, aber Michael war sich sicher: Sobald die ärmeren Bewohner des Viertels erkannten, was los war, würden die Plündererhorden nicht lange auf sich warten lassen.
Er öffnete die Kommleitung. »Wie ist die Lage, Karl?«
Ein leises Knistern in Michaels Ohrhörer kündigte die eintreffende Antwort an. »Rücken auf Liszt nach Norden vor. Aubry und ich haben vor ein, zwei Minuten Thors Schildhalle passiert. Nähern uns dem Dankbaren Burger.« Eine Pause, vermutlich für eine Sensorüberprüfung. »Wir werden immer noch von zwei schweren Römern und einem MadCap-Schläger verfolgt, die eine Abreibung brauchen.« Er erkannte die Slangbezeichnungen für zwei lyranische und einen capellanischen Krieger. »Du bist irgendwo da draußen, ja?«
»Ich bin hier«, antwortete Michael. Er betrachtete die Position seiner Freunde auf einem Hilfsmonitor, der einen Straßenplan von Solaris City zeigte, der momentan auf das lyranische Stadtviertel
Weitere Kostenlose Bücher