BattleTech 48: Truegerische Siege
Kämpfe und den Zustand aller Einheiten, die Black Hills verteidigten. Auf dem Wandschirm, der normalerweise die technischen Daten der besprochenen Mechtypen anzeigte, war jetzt ein taktischer Stadtplan von Solaris City zu sehen. Große rote Sterne in allen Sektoren markierten die wichtigsten Objekte: den Raumhafen im Internationalen Sektor, die verschiedenen Arenen und andere bekannte Mechaufmarschgebiete.
Pfeile zeigten Truppenbewegungen, Vormärsche ebenso wie Rückzüge, und gaben interessante Hinweise darauf, wer gegen wen kämpfte. Cathay war ein Gewirr grüner Pfeile, die davon zeugten, wie die verschiedenen Fraktionen innerhalb der Konföderation ihre Privatfehden austrugen. Die Tandrek- und Zelazni-Ställe hatten einander mit einem wilden, ungebremsten Vernichtungskrieg gegenseitig praktisch in den Bankrott getrieben und würden Jahre brauchen, um ihre beherr- sehende Position zurückzuerobern. Zögernde grüne und violette Vorstöße über Solaris markierten Schar- mützel zwischen den auf gegenüberliegenden Ufern befindlichen capellanischen und Ligistenvierteln. Mon- tenegro, der Sektor der Liga Freier Welten, kämpfte auch gegen Kobe im Westen und Schlesien im Osten. Kobes rote Pfeile stießen in mehreren Offensivaktionen in Richtung Black Hills vor, aber viele davon brachen auf der draconischen Seite der Gründerbrücke ab. Michael kannte den Grund: der zähe Widerstand Garretts und der anderen Nebelparder-Renegaten, die sich ihm in seinem Kampf gegen die MechKrieger des Kombinats angeschlossen hatten. Garrett sammelte eine beeindruckende Zahl von Abschüssen auf sein Konto, auch wenn er damit kaum in den Nachrichten auftauchte.
Wie auch immer, dadurch, dass Cathay so völlig mit sich selbst beschäftigt war und Garrett die Kober Angriffe abblockte, konnten sich die militärischen Anstrengungen des Davion-Viertels nahezu ungehindert den Aufständen und dem Hauptfeind der Vereinigten Sonnen widmen: Schlesien. Blaue und goldene Pfeile tauschten über Cathay hinweg Angriffe aus. An der westlichen Grenze drängten sich kürzere, aber zahlreichere Attacken zwischen Black Hills und dem Internationalen Sektor, der noch immer unter lyranischer Kontrolle stand. Aber wie lange noch? Michael studierte die Karte und bezweifelte, dass sie länger als bestenfalls zwei Tage würden durchhalten können, nicht, nachdem seine neueste Strategie in Gang gekommen war.
Eine Stimme von der Tür her riss ihn aus den Gedanken, und er drehte sich zu Karl Edward um. »Und Alexander weinte«, zitierte Karl, »bei der Erkenntnis, dass er aus der gewaltigen Vielzahl der Welten noch nicht eine erobert hatte.«
Michael runzelte die Stirn und wandte sich wieder der Karte zu. »Ich bin nicht Alexander der Große, und ich weine auch nicht«, kommentierte er das Plutarch-Zitat. Der römische Dichter wurde an den Akademien der Vereinigten Sonnen auch im vierten Jahrtausend noch gelehrt. »Aber ich werde diese Welt erobern. Dazu bin ich nach Solaris VII gekommen.«
Er deutete auf den Wandschirm. Einen Moment lang erinnerten ihn die Linien und Gefechtsfeldmarkierungen auf dem Straßenplan an den Gefechtsplan für die Kampagne auf New Canton. Damals hatte er keinen Anteil an der Planung gehabt, sondern man hatte nur von ihm erwartet, ihr zu folgen. Und was dabei herausgekommen war, wusste er ja inzwischen. »Ich musste noch nie einen Feldzug planen, und ganz sicher habe ich nicht erwartet, dass sich dieses Talent ausgerechnet auf der Spielwelt entfalten würde. So hatte ich es mir eigentlich nicht vorgestellt, aber es wird reichen.«
Karl trat neben ihn und betrachtete den Stadtplan ebenfalls. »Großartig. Hast du schon entschieden, wo das Standbild zu deinen Ehren aufgestellt werden soll?«
»Auf dem Viewpoint«, antwortete Michael und ließ sich nicht anmerken, dass er den Sarkasmus der Frage auch nur bemerkt hatte. Von seinem besten Freund traf ihn die unausgesprochene Kritik hart. »Es ist der höchste Punkt der Stadt. Da oben kann sie jeder sehen.« Er rieb sich das Gesicht. Die zwei Tage alten Bartstoppeln kratzen auf der Handfläche.
Michael drehte sich zu Karl um. »Ich habe dich heute Morgen bei der Besprechung vermisst.«
Der Tonfall seines Freundes wurde kaum sanfter. »Ich war bei einer kurzen Gedenkfeier für Aaron Harper.«
Der Name kam Michael bekannt vor, aber er konnte ihn nicht einordnen. »Für wen?«
»Der Mann, der gestern bei der Übernahme des Flussuferdistrikts in Schlesien von Victor Vandergriff getötet wurde. Ich
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