BattleTech 49: Gezeiten der Macht
grob. »Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie vor kurzem noch ihr Gast waren? Genaugenommen steht Woodbine offiziell noch immer unter dem Befehl ihres Militärgouverneurs.«
»Eine Tatsache, die James Sandoval in Ordnung zu bringen versprochen hat. Ich würde es vorziehen, meine Welt auf dem Verhandlungsweg zurückzugewinnen, wenn ich die Wahl habe.«
»Und ich sage Ihnen, dass daraus nichts wird.« Tancred verschränkte die bloßen Arme vor der gepolsterten Kühlweste. »Sie haben sie in dem Augenblick verloren, als Katherine Ihnen das 3. Lyranische Heer auf den Hals geschickt hat. Genau wie sie es auf Kentares IV getan hat. Duke Eric Dresari könnte Ihnen in dieser Angelegenheit bestimmt ein paar gute Ratschläge geben, wäre er noch am Leben.«
Er sah den Herzog zusammenzucken und wusste, dass er einen Treffer erzielt hatte. Adlige hielten sich oft für unangreifbar, aber Katherines brutales Vorgehen auf Kentares IV hatte diese Illusion zerschlagen.
»Auf Mayetta haben wir dasselbe erlebt«, bestätigte Captain Paul Vencen von der Mayetta-MDM. Vencen war Jason Yalos' handverlesener Verbindungsoffizier für das Milizkontingent, und sein Ehrgeiz ließ Tancred insgeheim vermuten, dass er irgendwie mit der Yalos-Sippe verwandt war. In den Planungssitzungen redete er deutlich zu viel, nur um dem Klang seiner Stimme lauschen zu können. »Zugegebenermaßen war unsere Haltung Katrinas Tyrannei gegenüber etwas fester, aber welcher rechtschaffene Soldat hätte anders handeln können? Das Haus Yalos steht voll und ganz hinter Prinz Victor und Tancred Sandoval.« Er schenkte Tancred ein selbstgerechtes Nicken, ohne die abfälligen Mienen einiger der übrigen Offiziere zur Kenntnis zu nehmen oder möglicherweise auch nur zu bemerken.
Tancred wünschte sich, Vencen würde aufhören, ihm helfen zu wollen.
»Tancred«, ergriff Major Hespers das Wort. »Duke Rein spricht einen wichtigen Punkt an. General Zardetto ist Ihrem Aufruf für Prinz Victor gefolgt, aber teilweise, weil Ihr Vater die Lage zu ignorieren schien. Jetzt, da er das Problem endlich erkannt hat, wäre es da nicht besser, mit dem Markfürsten zusammenzuarbeiten und ihn möglicherweise auf unsere Seite zu ziehen?«
Nur dass Tancreds Vater niemals die Seite wechseln würde. Nicht, solange Katherine ihm in Form der Handelsstraßen durch die Mark Draconis das Messer auf die Brust setzte. Aber jetzt dachte er wieder wie Victor, und versuchte, seine Truppen für sich zu gewinnen, statt ihre Loyalität auszunutzen, um seine Ziele zu erreichen. Denke wie ein Sandoval, ermahnte er sich selbst. Es half ihm nichts, mit den Männern und Frauen zu debattieren, die bereits unter seinem Befehl standen.
»Major Hespers«, fuhr er den Soldaten mit der vollen Autorität an, die er aufbringen konnte. »General Zardetto hat Sie meinem direkten Befehl unterstellt. Hat er diesen Befehl irgendwann widerrufen?«
Hespers zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf. Tancred legte einen härteren, anklagenderen Ton an. »Und funktioniert dieser Feldzug wie eine Demokratie?«
Der Mann versteifte sich. »Nein«, antwortete er
knapp.
Tancred nickte. »Dann werden Sie jetzt zu Ihren
Pflichten zurückkehren, Major Hespers. Gerade kommt ein völlig erschöpftes Bataillon im Lager an, das schnell ersetzt werden muss, wenn wir bis zum Ende der Woche durch den Trecklepass brechen wollen. Sie werden die Einheit befehligen, und in zwei
Tagen werden die 1. Crucis-Lanciers Sie entsetzen.« Hespers nahm Haltung an und verabschiedete sich
mit einem militärischen Salut geradewegs aus dem
Lehrbuch. Mit einem Blick zu dem zweiten Offizier
der Einheit, der sich im Wagen aufhielt, zog er sich
zurück. Der andere Mann folgte ihm. Tancred wartete bis sie fort waren, dann befahl er: »Alle anderen,
die nicht mit Duke Rein verwandt sind, wegtreten!« Einen Augenblick lang glaubte er, selbst Monique
Rein würde ihren Onkel, von seiner Argumentation
überzeugt, im Stich lassen. Aber auf vielen Welten
und in vielen Adelslinien wogen Familienbande immer noch schwerer als Befehle. Sie blieb, auch wenn
der Blick ihrer dunkelgrünen Augen unsicher wurde. »So ist es schon viel besser«, verkündete Tancred
sah sich in dem leeren Wagen um und ging zu einer
Kühlbox, um sich etwas zu trinken zu holen. Der erste Schluck der Limonenlimonade wusch das klebrige
Gefühl aus seinem Mund. Er blieb vor der Wand stehen, an der eine Karte des nördlichen Kontinents
hing.
Sein Blick folgte den roten Pfeilen, die seinen
Weg
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