BattleTech 49: Gezeiten der Macht
von den Gütern der Reins zur planetaren Hauptstadt Gastogne nachzeichneten. Es war nicht mehr
wer. Wenn es ihm gelang, die unter seinem Befehl
zusammengewürfelten Truppen noch einen Monat zusammenzuhalten, hatte er es geschafft. Gastogne, Woodbine, das randwärtige Gefechtstheater... alles
mit einem Schlag.
»Wollten Sie noch etwas, Duke Rein?«, fragte er
nach einem Augenblick der Stille.
Der andere Mann kicherte trocken, und Tancred
hörte, wie er sich wieder setzte. »Das haben Sie sehr
gut gehandhabt, Baron. Besser als ich erwartet hätte
Nicht dass das eine Rolle spielt. Wir wissen beide
dass es auf Sie und mich hinausläuft. Sie kontrollieren das Militär auf Woodbine, zumindest bis zur Ankunft Ihres Vaters. Ich erwarte, dass viele Ihrer Soldaten es genauso sehen und automatisch der höheren
politischen Gewalt folgen werden... sprich: dem
Markfürsten. In der Zwischenzeit regiere ich immer
noch Woodbines nicht besetzte Gebiete. Ohne meine
direkte Unterstützung und mein Mandat werden Sie
kaum in der Lage sein, ihre bisherigen Gewinne zu
halten, geschweige denn, weiter vorzurücken.« Seine
Stimme wurde energischer. »Und das bedeutet: Ich
habe darüber mitzusprechen, was Sie tun und wo Sie
kämpfen.«
Zunächst den Gegner loben, dann das Fundament
schwächen, auf dem er steht, und ihn dann erst angreifen. Eine alte Diskussionstaktik, an die Tancred
sich aus seiner Ausbildung für das Sekretariat noch
gut erinnerte. Sie erinnerte ihn auch an Arthur Steiner-Davion, und das stärkte seine Entschlossenheit. »Das stimmt«, gab er zu, wenn auch nicht ganz in
dem Sinne, wie Herzog Rein es annahm. »Ich würde ungern Truppen als Garnison für die hiesigen Städte verschwenden. Aber ich werde es trotzdem tun. Glauben Sie mir, Duke Rein, ich werde mir die Unterstützung sichern, die ich für diesen Kampf brauche, so oder so.« Er drehte sich zu dem Herzog um, sah, wie in dem Mann die Wut hochstieg, und entschied sich, an seiner Zuversicht zu sägen. »Ihr Problem ist, Sie verlassen sich zu sehr auf das Verspre
chen meines Vaters, herzukommen.«
»Er wird in vier Wochen hier sein«, erklärte Monique, die offensichtlich die Nachricht kannte, die
zum Auslöser für diesen Besuch geworden war. »Mein Vater kann in vier Wochen hier sein«, gestand Tancred ein: »Trotz des weitgehenden Zusammenbruchs im Raumverkehr durch den Bürgerkrieg
ist es möglich. Nur hat er zur Zeit keinerlei Grund
herzukommen. Er unterstützt zwar offiziell Katherine, aber er wird erst tatsächlich hierher fliegen, wenn
es danach aussieht, dass wir diese Welt für Victor
zurückerobern. Und das werden wir. Und dann wird
er kommen. Und Sie werden vor einer sehr wichtigen
Entscheidung stehen.«
»Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Argumentation
nicht von persönlichen Gefühlen leiten lassen, Tancred?« Herzog Reins Stimme klang gleichmäßig und
gelassen, was noch unterstrich, dass Tancred etwas
von seiner Verärgerung hatte durchklingen lassen. »Ich sage Ihnen voraus«, versprach Tancred, ohne
auf Reins Bemerkung einzugehen, »dass Sie in spätestens zwei Wochen die erste Mitteilung meines Vaters erhalten werden, in der er sich entschuldigt dass
er aufgehalten wurde. Und was dann, Ferdinand?« »Eine Verzögerung wäre kein Beweis böser Absicht«, stellte der Herzog zurückhaltend fest. »Ob böse Absicht oder Katherines Einmischung
spielt keine Rolle, das Ergebnis bleibt dasselbe. Eine
Woche später wird es zu einer weiteren Verzögerung
kommen. Dann zu einer dritten. Erst wenn wir Rhinehold einnehmen, das letzte Ziel vor Gastogne,
werden Sie die Mitteilung erhalten, dass er Robinson
tatsächlich verlassen hat.«
Ferdinand Rein rieb sich das Gesicht. »Sie scheinen sich da sehr sicher zu sein«, sagte er. War das ein
Hauch von Respekt in seiner Stimme? Der Herzog
war zu geschickt, als dass es unbeabsichtigt sein
konnte. Er hatte einen Grund dafür gehabt. »Was,
wenn Sie sich irren?«
»Bestimmt nicht.« Ganz egal, ob er Recht hatte
oder nicht, gerade hatte er sich zwei Wochen Aufschub verschafft. Mindestens. »Wenn doch, kann
Monique es vor den anderen Offizieren für Sie bezeugen.
Dann darf sie gerne versuchen, mir den Befehl abzunehmen.«
Ferdinand nickte langsam und stand auf. »Ich
werde mir Ihre Argumentation durch den Kopf gehen
lassen«, versprach er. Ein tiefes Nicken, respektvoll,
ohne unterwürfig zu sein, dann zogen die beiden Adligen sich mit derselben Gelassenheit zurück, als hätten sie das Gespräch für sich entschieden.
Und
Weitere Kostenlose Bücher