BattleTech 49: Gezeiten der Macht
immer sein Ziel lag, die Menge würde ihm folgen. Allmählich bekam Tancred das Gefühl, dass weder er noch sein Vater, von Victor oder Katherine ganz zu schweigen, Arthur für die heutige Rede danken würden. Er sah es kommen. Arthur schüttelte alle Fesseln ab und etablierte seine eigene Stimme, seiner eigenen Weg. Tancred würde ihn später, im Privaten dazu beglückwünschen. Das hier waren wichtige Worte, unsterbliche Worte. Eine solche Botschaft ließ sich nicht umbringen.
Nur der Bote.
Der erste dumpfe Knall erregte kaum Aufmerksamkeit. Ein hohles Wummern wie von einem fernen Unfall. Der Magnavisionsschirm füllte sich mit Rauschen, dann wurde er schwarz. Die meisten Überlebenden dieses Tages sollten sich später daran erinnern, dass der Verlust der Verbindung die erste Warnung des bevorstehenden Chaos war... eine viel zu späte Warnung.
Ein Feuerball stieg über der Nordwestecke des Stadions auf, als eine Explosion Beton und Stahl bersten ließ und die Tribüne mitsamt Hunderten von Zuschauern unter Tonnen von Schutt begrub. Weitere Explosionen erschütterten die langen Ost- und Westflanken der Arena, und mehr bekam Tancred nicht mit, denn plötzlich bebte der stahlverstärkte Boden der Loge und schleuderte ihn mitsamt seinem Vater und ihren Gästen durch den Raum. Tancred rollte sich unwillkürlich zusammen, um den Aufprall abzufangen, schlug mit dem Kopf hart gegen eine Wand und drohte in einer Flutwelle heranrollender Düsternis zu versinken. Er packte sein Bewusstsein förmlich mit beiden Händen, zerrte sich vom Rande des Abgrunds zurück in die Wirklichkeit, und allmählich nahm die Loge um ihn herum wieder Gestalt an.
James Sandoval saß an das Panzerglas gelehnt, hielt sich einen sichtlich gebrochenen Arm und starrte benommen auf die Szenerie aus stöhnenden Körpern, Stühlen und herabgefallenem Putz. Ein breiter Riss zog sich durch die Scheibe, aber die Glaswand schien nicht in Gefahr, wegzubrechen, also kümmerte Tancred sich zuerst um die anderen Gäste und Familienmitglieder. Niemand war ernsthaft verletzt... jedenfalls in der Loge nicht.
Der Blick hinaus ins Stadion zeichnete ein anderes Bild. Rauch- und Staubwolken stiegen träge in den Himmel und markierten Brände und zerschmetterte Tribünen. Die Menschen auf dem Platz hatten Glück gehabt, im Freien zu stehen, aber mit ihrer kopflosen Flucht zu den von Schutt blockierten Ausgängen brachten sie schnell selbst neues Unheil über sich indem sie einander niedertrampelten und erdrückten, obwohl die unmittelbare Gefahr schon vorbei schien. James Sandoval stand unsicher auf und trat neben Tancred, um hinab auf Tod und Vernichtung zu blikken.
Der Herzog schüttelte Schmerzen und Schock schnell ab, der kalte Glanz in seinen Augen war unverwechselbar. »Kurita«, spie er.
Dann erinnerte Tancred sich an die erste Explosion und an den Verlust der Verbindung mit dem Medienzentrum.
Er wirbelte herum zur Tür.
Arthur!
18
Prinzenpalais, Avalon City, New Avalon Mark Crucis, Vereinigtes Commonwealth
6 Dezember 3062
Köstlich.
Das war Katrinas erster Gedanke, als sie ihren Morgentee schlürfte und den Bericht las, den sie beim Frühstück erhalten hatte. Die Eier waren kalt und der Weizentoast aufgeweicht, als sie den Ausdruck schließlich beiseite legte und hinaus über den Friedenspark und das ferne Avalon City blickte. Sie genoss ihren Zimttee, solange er noch warm war.
Ein einzelner Diener bewirtete sie auf ihrem Privatbalkon und wurde jetzt mit einem Nicken entlassen. in der Nähe wartete auch Richard Dehaver und stützte mit schmalen Schultern die Wand, bis sie seine Gegenwart zur Kenntnis nahm. Noch ignorierte sie ihn und beobachtete, wie die Stadt im frühen Morgenlicht erwachte. Der Lärm des fernen Straßenverkehrs stemmte sich gegen das tranceartige Plätschern des Nieselregens auf dem Baldachin des Balkons. Es war Frühling auf der Südhalbkugel New Avalons. Auf Tharkad war es gerade tiefer Winter, mit vereisten Böden und hohen Schneewehen.
Und auf Mogyorod? Fröhliche Weihnachten, Bruderherz. Ich hoffe, du kannst Arthurs Geschenk zurückgeben. »Ihre Einschätzung, Richard?«, fragte sie schließlich. »Ich empfehle, dass Ihr Euch ein paar Tage aus der Öffentlichkeit zurückzieht und den Medien die Arbeit überlasst. Wenn Ihr eine öffentliche Erklärung abgeben müsst, sollte diese sehr kurz und sehr emotional ausfallen.« Katrina nickte. Ihre eigenen Überlegungen waren in ähnlichen Bahnen verlaufen. »Ich möchte, dass Arthurs
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