BattleTech 49: Gezeiten der Macht
den Victor noch nicht erkennen konnte. Tiaret, Victors Elementar-Leibwächterin wandte, beschämt von seiner plötzlichen Schwäche den Blick ab.
Seltsamerweise war es gerade ihre Reaktion, die Victor half, sich wieder zu fangen. Eine ClanKriegerin wie Tiaret akzeptierte den Tod nicht nur, sondern hieß ihn als Chance willkommen, durch das Eugenikprogramm ihrer Kultur unsterblich zu werden. Tiare: würde Arthur daran messen, wie er in den Tod gegangen war - kämpfend bis zum letzten Atemzug oder feige flüchtend. Nun, der jüngste Überfall auf Robinson hatte bewiesen, dass Arthur kein Feigling gewesen war, und auf seine Weise hatte er sich dem Schicksal trotzig entgegengestellt.
Victor wünschte, er hätte gewusst, worauf Arthur bei seiner Rede hinaus wollte. Er hatte sich gewünscht, von der Entscheidung seines Bruders schockiert und entsetzt sein zu können, ihm eine Nachricht schicken zu können, die seine äußerste Unzufriedenheit ausdrückte, und seinen Triumph später, bei ihrer nächsten Begegnung im Privaten zu teilen.
Nichts davon war jetzt noch möglich. Und Victor wusste, wem er dafür die Schuld zu geben hatte.
»Katherine«, presste er hervor. Dann atmete er tief durch, um zur Ruhe zu finden. »Dafür ist Katherine verantwortlich.«
»Das wissen wir nicht, Victor«, sagte Omi sanft. »Es gibt sicher noch andere Kräfte in unmittelbarerer Nähe deines Bruders, die zu einem so drastischen Schritt fähig wären.«
Cranston nickte. »Das stimmt«, bestätigte er, aber sein Tonfall ließ durchklingen, dass er nicht daran glaubte. »Herzog Sandoval hat die gesamte Mark unter Kriegsrecht gestellt und mobilisiert seine Truppen für einen Gegenschlag. Er bezichtigt Haus Kurita. Ich bitte um Entschuldigung, Omi-san«, fügte er leiser hinzu. »Aber Ihnen muss klar sein, wie man diesen Vorfall in der Mark Draconis werten wird. Tancred befindet sich auf Robinson und weiß sicher sehr gut, d ass Ihr Vater einen Angriff nie gestattet hat, aber heutzutage sind auch im Kombinat noch andere Kräfte aktiv. Das hat der Überfall auf Robinson im Oktober bewiesen.«
»Hai«, gab Omi zu. »Es gibt auf beiden Seiten der Grenze konservative Elemente, die nichts lieber wollen als den Frieden zwischen unseren Nationen zu zerschlagen. Aber dies jetzt zu tun, während das Kombinat im Krieg mit den Geisterbären steht, ist Wahnsinn. Zumindest von draconischer Seite.«
Victor zuckte hoch. Wollte Omi etwa andeuten, James Sandoval könnte etwas mit Arthurs Tod zu tun haben? Der Mann war möglicherweise ein Fanatiker aber Victor konnte sich nicht vorstellen, dass er sich gegen die Erben Hanse Davions verschwor. Jedenfalls nicht offen. Er konnte nicht schweigen. »Katherine. Sie muss dahinterstecken. Aber ich brauche Beweise, Jerrard. Ich muss es wissen.«
Jerrard Cranston schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle.«
Victor sprang wütend auf. »Es spielt sehr wohl eine Rolle, Galen! Hast du vergessen, dass Arthur mein Bruder war?«
»Nein, und ich habe auch nicht vergessen, dass Galen tot ist. Deine Schwester hat die Bombe nicht gelegt, die ihn tötete, aber trotzdem hat sie ihn umgebracht. Jetzt ist Arthur tot, und es ist keineswegs unwahrscheinlich, dass sie auch ihn auf dem Gewisser hat.« Sein Blick verlor an Strenge. »Was jetzt viel wichtiger ist: Es werden noch mehr Menschen sterben. Eine Menge mehr, wenn wir sie nicht endlich aufhalten.«
»Wie schlimm ist es?«, fragte Arthur mit gepresster Stimme.
»Schlimm genug. Kentares mitgerechnet befinden sich augenblicklich vier Systeme in offenem Aufstand Ich kann Ihnen noch fünf nennen, die sich erheben werden, sobald die Nachricht von Arthurs Tod eintrifft, und ein weiteres Dutzend, bei denen es sich nicht definitiv vorhersagen lässt. Ihre Schwester hat heute Morgen Befehle ausgesandt, die den örtlichen Kommandeuren zusätzliche Freiheit bei der Handhabung von Unruhen geben. Sie sind recht unbestimmt formuliert, aber keiner der Adressaten wird sie missverstehen.«
»Kriegsrecht«, sagte Victor und folgte trotz seiner Trauer der Argumentation seines Geheimdienstchefs. »Sie versucht, ihre Probleme militärisch zu lösen, und benutzt Arthurs Tod als Deckung. Und sie wird tatenlos zusehen, wie Sandoval seinen Privatkrieg gegen das Kombinat führt. Vergeltung für Theodores Annektion des Lyons-Daumens.«
Es ergab alles einen Sinn. Alles bis auf das Timing. Er blickte Jerry Cranston scharf an. »Wie hast du so schnell von Katherines Befehlen erfahren?«
Jerrard hob die
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