BattleTech 49: Gezeiten der Macht
beizubehalten. Eine Demonstration von Stärke war besser geeignet, Militärs zu überzeugen, als ein Gefühlsausbruch. Katherine spielte zu den Massen. Victor konnte sich das noch nicht leisten.
»Arthur war ein Soldat, ein guter Mann, und er war dabei, ein guter Anführer von Männern, Frauen und Welten zu werden. Das war für jemanden Grund genug, ihm den Tod zu wünschen. Arthurs Tod hat mich überzeugt, dass ich mich meiner Pflicht, das Commonwealth zu beschützen, nicht länger entziehen darf. Die Probleme auf Solaris VII waren ein Vorbote dessen, was sich jetzt ereignet hat, und Arthurs gewaltsamer Tod unterstreicht die Botschaft der Kämpfe, die auf Welten wie Kathil, Robinson und Kentares IV bereits ausgebrochen sind. Sein Tod soll nicht umsonst gewesen sein. Nicht länger darf eine unfähige und falsche Herrscherin auf den Thronen der Vereinigten Sonnen und der Lyranischen Allianz sitzen, eine Herrscherin, die sich nicht zu schade ist, gegen ihre eigene Familie Gewalt auszuüben, das Angedenken unseres Vaters, unserer Mutter und das Vertrauen der Menschen beider Reiche zu missbrauchen. Es klebt Blut an Katherines Händen, und kein Propagandafeldzug kann sie davon reinwaschen.«
Damit war der entscheidende Schritt getan. Er hatte Katherine den Fehdehandschuh ins Gesicht geschlagen. Er würde nicht ruhen, bis er unanfechtbare Beweise für die Beteiligung seiner Schwester am Tod ihrer Mutter und Arthurs besaß. Bis dahin würde er sich auf die Lektion verlassen, die seine liebe Schwester ihm selbst erteilt hatte: In der Hitze des Augenblicks wogen Beschuldigungen so schwer wie Beweise.
»Keiner von uns wünscht sich weitere Konflikte, aber wir haben die Schwierigkeiten, die uns bedrängen, zu lange ignoriert. Jetzt müssen wir mit dem Ergebnis leben, so schmerzhaft es auch ist, und die unüberbrückbaren Differenzen anerkennen, die meine Schwester und mich weiterhin trennen. Es ist mir nicht länger möglich, mich im Interesse des Friedens zurückzuhalten. Die Zeit ist gekommen, mein Volk, wenn keine andere Wahl mehr bleibt.«
Er pausierte, richtete sich stolz auf, reckte sich zu voller Größe. »Keine andere Wahl«, erklärte er, »als Krieg.«
Victor wusste durchaus, dass eine simple Holovidansprache nicht genügen würde, die Menschen zu überzeugen. Sie würden Zeit brauchen, über seine Worte nachzudenken. Aber er hatte keinen Zweifel, dass sie sich seiner Sache letztlich anschließen würden, und dass es bereits jetzt einige gab, die im Innersten wussten, dass Katherines Herrschaft ein Ende finden musste.
»Es war Katherines Tyrannei, die mir diese Entscheidung aufgezwungen hat, und es waren die Opfer der Patrioten, die auf Kathil, Benet III, Kentares IV, Demeter, Bromhead und anderen noch ungenannten Welten bereits im Kampf stehen. Wir werden uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Versuch wehren, uns zu unterdrücken und unsere Freiheit zu nehmen. Die Wahrheit steht auf unserer Seite, und wir verlangen nicht mehr, als dass man uns zuhört und danach ein eigenes Urteil fällt. Ich weiß, letzten Endes gehört uns der Sieg, und wir werden unserem Volk, unseren Welten, unseren Nationen eine vertrauenswürdige und verantwortliche Regierung wiederbringen.«
Der Regisseur war von Victors Ansprache so gefangen, dass er fast vergessen hätte, die Kameras abzuschalten. »Und aus«, erklärte er schließlich mit einem spontanen lyranischen Salut.
»Sie haben es geschafft«, stieß Jerrard Cranston aus, als er als Erster an Victors Seite trat. »Sie haben den Leuten genug Stoff gegeben, um sie aufzurütteln, ihnen die Augen zu öffnen und sie dazu zu bringen, Fragen zu stellen. Und die Einzige, der das schaden kann, ist Katherine.«
»Es ist ein Anfang«, antwortete Victor. »Wir werden immer wieder zum Volk sprechen müssen, und es wird jetzt erheblich schwerer sein, die Allianz zu durchqueren. Sende es, Jerry. Und ruf alle Truppen zusammen. Sammel unser Heer.«
»Das ist bereits angelaufen«, versprach Cranston. »Auf Welten, auf denen Katherine ComStar-Anlagen angenommen oder abgesperrt hat, werden meine Agenten die Vids persönlich abliefern. Wir sind bereit, Victor.«
»O ja, wir sind auf alles vorbereitet«, antwortete Victor so leise, dass nur sein Hauptberater ihn hören konnte. »Auf alles, bis auf das, woran wir nicht gedacht haben.«
* * *
Der Posten, der schnellen Schritts durch den dunklen Flur ging und die offene Tür zur Bibliothek nicht weiter beachtete, bekam seinen Mörder
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