BattleTech 49: Gezeiten der Macht
Taschenlampe Das war alles ein böser Traum.
Es war der letzte Gedanke, als die Dunkelheit ihn langsam umfing und drohte, ihn hinweg in die Ohnmacht und den Tod zu tragen.
Es war alles nur ein böser Traum!
20
Hospital Unserer Lieben Frau der Leiden, Deschuttes, Mogyorod
Melissia-Theater, Provinz Donegal, Lyranische Allianz
12. Dezember 3062
Isis Marik schwamm durch eine erstickende Dunkelheit. Die Nacht legte sich in flüssiger Wärme um ihren Leib, floss in ihre Ohren, drückte mit schweren Fingern auf ihre Lider. Sie lag betäubend schwer auf ihren Armen und Beinen. Nur der unregelmäßige Rhythmus ihres Pulsschlags leistete ihr Gesellschaft. Vier oder fünf unsichere Herzschläge, ein langsamer, rasselnder Atemzug, Wiederholung.
Die Erinnerung kehrte stoßweise, ruckweise zurück, wie Holostandbilder, die in einem leeren, dunklen Kino projiziert wurden. Sie ist allein im Haus. Sitzt in einem abgedunkelten Büro, kann nicht einschlafen. Die knirschenden Schritte eines gesichtslosen Schwarzen Mannes. Schüsse! Laute, donnernde Schüsse und der Geruch von schmorendem Plastik. Ein warmer Blutstrom, der über ihre Hand rinnt. Schmerzen. Dunkelheit.
Isis stemmte sich gegen die alles umfassende Dunkelheit, kämpfte dagegen an, suchte nach einem logischen Gedanken. Nicht ich! Das war die erste Erkenntnis. Der Attentäter war nicht auf sie angesetzt gewesen, wie sie es zuerst befürchtet hatte. Wie sie es erwartet hatte.
Vier Schläge, und eine neue schlurfende Drehung. Es waren Schritte, keine Herzschläge. Jemand ging auf und ab. Jetzt erkannte sie das Geräusch. Erinnerte sich an zu viele durchwachte Nächte, in denen sie auf eine der seltenen Botschaften ihres Vaters gewartet hatte, auf eine Entscheidung Sun-Tzus, auf Rettung, auf solche Alltäglichkeiten wie das Eintreffen ihres Verlobter zum Abendessen. Ständig hatte sie warten müssen Nur um dann weggeschickt zu werden.
Sie versuchte, die Augen zu öffnen, aber aus irgendeinem Grund blieb ihr rechtes Auge hartnäckig geschlossen. Irgendwo in ihrem Hinterkopf narrte sie der Gedanke, Sun-Tzu Liao hätte von ihrer Verletzung erfahren und sei an ihr Krankenbett geeilt. Aber der Mann, der in ihrem Zimmer auf und ab ging, trug die Uniform der alten Vereinigten Sonnen, und er war so grundverschieden vom capellanischen Kanzler, wie man nur sein konnte. Es hätte ihn empört zu wissen dass irgendjemand ihn mit Sun-Tzu hätte verwechseln können.
Victor Steiner-Davion musste eine Spur von Bewegung bemerkt haben. Ein flatterndes Lid, oder möglicherweise hatte sie mit einem Finger gezuckt. In drei schnellen Schritten war er bei ihr, beugte sich über sie Isis sah die Sorge auf seinem Gesicht, gepaart mit einer Spur von Verlegenheit. In dieser Hinsicht waren Männer so offensichtlich. Sie musste furchtbar aussehen.
»Omi?«, fragte sie. Ihre Stimme war ein mattes Krächzen. Die Worte kratzten im Hals, und sie musste gegen den trocken antiseptischen Geschmack in ihrem Mund anschlucken.
Er lächelte traurig und nickte. »Es geht ihr gut, Isis Sie erwartet Sie auf der Heiterkeit.« Er nahm ein Glas Wasser vom Nachttisch, half ihr, sich ein wenig aufzusetzen, und hob es an ihre Lippen. »Sie haben Ihr das Leben gerettet.«
Das Wasser war lauwarm, aber es linderte die Trockenheit. »Habe jemanden fallen hören.« Sie schloss das Auge. Als sie es wieder öffnete, hatte Victor sich abgewandt. »Wer?«
Er antwortete nicht sofort. »Tiaret. Sie ist von mehreren Nadeln dicht am Herzen getroffen worden, aber ihr Zustand bessert sich rasch. Heute Morgen ist sie aus der Intensivstation entlassen worden.«
Heute Morgen? »Wie lange liege ich schon hier?«, fragte sie mit neuer Energie. Ihre rechte Kinnlade schmerzte und sie konnte das Auge noch immer nicht öffnen, aber sie fühlte sich eher von Medikamenten betäubt als verletzt.
In Victors grauen Augen las sie Besorgnis, als er auf sie herabschaute. »Seit vier Tagen. Sie haben eine Gehirnerschütterung. Und Ihr Backenknochen ist mehrfach gebrochen.« Isis hob zögernd die Hand und tastete die geschwollene Seite ihres Gesichts ab. »Die Ärzte waren sehr gründlich und vorsichtig, Isis. Sie werden nichts zurückbehalten. Es werden auch keine Narben bleiben, bis auf eine sehr kleine am Haaransatz.« Keine Narben. Sie wollte lachen. Nicht alle Narben konnte man sehen.
»Ich dachte, ich wäre das Ziel«, sagte sie. Trotz der Schmerzen verspürte sie ein Bedürfnis zu reden. »Als ich ihn vorbeischleichen sah.« Sie machte
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