BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
menschliche Muskeln, indem sie sich auf elektrische Spannungssignale hin zusammenzogen oder entspannten. Das gestattete dem Mech, sich fast wie ein Lebewesen zu bewegen. Aber durch das Fehlen der von einem lebenden Gehirn ständig unterbewußt gelieferten minimalen Ausgleichsbefehle verfügte ein zehn oder zwölf Meter hoher BattleMech nicht einmal über das Gleichgewicht und Koordinationsvermögen eines fünfjährigen Kindes. Wenn seine Bewegungen nicht genau aufeinander abgestimmt waren, kippte ein Mech einfach um. Ein Teil der notwendigen Gegensteuerung wurde von einem internen Gyroskop und einer Reihe hochkomplexer Bewegungsmodelle im Bordcomputer geliefert, die dem Mech menschenähnliche Bewegungen gestatteten.
Den Rest der Balance lieferte der MechKrieger im Cockpit der Maschine. In mehr als nur einer Hinsicht war der Mechpilot das »Gehirn« des Mechs. Im Innern des Neurohelms lagen mehrere Kontaktpflaster fest an der Kopfhaut des Trägers auf. Sie speisten Nervenimpulse aus dem Gehirn des Piloten in die Steuersysteme des BattleMechs. Die Hauptfunktionen der Kampfmaschine mußten weiter manuell gesteuert werden. Das Neurofeedback war nicht weit genug entwickelt, um das System zu einem primären Kontrollsystem ausbauen zu können. Aber es reichte aus, um dem Bordcomputer den Rückgriff auf den Gleichgewichtssinn des Piloten zu gestatten. Mit dieser Unterstützung durch den Neurohelm bewegte sich der Metallgigant entsprechend den Befehlen seines Piloten fast wie ein lebendes Wesen.
Sturm zog sich den Neurohelm über den Kopf und stöpselte die Medsensorstecker in die vier Buchsen unter seinem Kinn. Die Kontrollen leuchteten grün auf, und er fühlte das vertraut seltsame Kitzeln im Hinterkopf, als die Neuralsysteme aktiviert wurden und die Gleichgewichtszentren seines Gehirns mit den Antriebssystemen des Thorn koppelten. Gleichzeitig tastete der Helm Sturms Gehirnwellenmuster ab. Sie waren ein Teil des »Schlüssels« zu seinem Mech. Er befestigte den Helm an den Schulterpolstern der Kühlweste.
Auf dem Sichtschirm blinkten die Worte PASSCODE EINGEBEN auf.
»Jennas Traum.« Auf dem Schirm blinkte zweimal PASSCODE AKZEPTIERT auf, dann erwachte die riesenhafte Kampfmaschine zum Leben. Auf dem Sichtschirm erschien wieder das Innere des Mechhangars, während Sturm die Bordsysteme überprüfte und die Verbindungen der Maschine zum Wartungskokon löste. Er schob den Steuerknüppel vor, und der Metallriese bewegte sich langsam vor. Seine Schritte donnerten auf dem Stahlbetonboden der Halle. Sturm lenkte den Mech aus dem Hangar und in schnellem Trab zum Landefeld.
Mit einem Knopfdruck öffnete er die Kommverbindung.
»Zentrale von Kintaro. Bin auf dem Weg zum Landefeld. Ende.« Aus Sturms Helmlautsprecher drang ein lautes Knistern.
»Kkkkssssrtttt ... Verstanden, Kintaro ... bsssst ... gehen ... sssssssstttttt«
»Bitte wiederholen, Zentrale. Ich kann Sie kaum verstehen.«
»Tut mir leid, Sturm«, krachte die Stimme in seinen Ohren. »... Wir haben ein ... kkksssssttt ... Schwierigkeiten mit dem Kommsystem ... kkkkkrrrrrrrrkkk ... suchen nach der Ursache.«
»Vielleicht magnetische Interferenzen«, schlug Sturm vor. Sein Vater ließ sich ständig über Kores ungewöhnlich starkes Magnetfeld aus, das immer wieder für Probleme mit der elektronischen Ausrüstung sorgte. Sturm selbst war schon mehr als einmal von falschen Magnetabtastungen durch konzentrierte Metallablagerungen in manchen Felsformationen zum Narren gehalten worden.
»Wahrscheinlich liegt es an dem ganzen Müll aus zweiter und dritter Hand, mit dem wir hier abgespeist werden«, mischte sich eine dritte Stimme ein.
»Hallo, Lon«, antwortete Sturm. »Freut mich, daß du dir die Mühe gemacht hast, uns Gesellschaft zu leisten.« Er vergrößerte die Silhouette von Volkers aus dem Mechhangar trottenden Panther auf dem Sichtschirm. Der schlanke graue Mech war eine humanoide Konstruktion wie sein eigener Thorn, aber etwas schwerer und mit einer Partikelprojektorkanone in einem Arm bestückt.
»Ich kann dich doch nicht ganz allein gegen diese Frachtcontainer losziehen lassen, Kleiner«, gab Volker zurück. »Das könnte zuviel für dich werden.«
»In dem Falle würde ich vorschlagen, daß Sie beide das Gelaber einstellen und Ihre Ärsche hier rausbewegen«, wurden sie unterbrochen. »Die Tammuz ist im Landeanflug.« Der Tonfall der Aufforderung war freundlich, aber mit einer Spur von Härte unterlegt.
»Jawohl, Herr Oberleutnant« reagierte Sturm zakkig.
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