BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
behauptet mal wieder, Väterchen Frost gesehen zu haben.«
Sturm sah von den Riemen seines Pistolenholsters auf, die er gerade um den Oberschenkel band. »Wirklich?«
»Ja. Aber ich möchte wetten, er hatte sich vorher schon einen hinter die Binde gekippt. Wahrscheinlich mehr als einen einen, wie ich Brinkmann kenne.« Volker mimte lachend, wie er sich eine Flasche an den Mund setzte. Hans Brinkmann hatte tatsächlich einen Ruf als Trinker. Er war der älteste MechKrieger der Einheit, sogar noch älter als Oberleutnant Holt. Soweit Sturm gehört hatte, war er nach Kore strafversetzt worden, aber Brinkmann selbst redete nicht darüber, und niemand sonst in der Einheit schien Näheres zu wissen. Oder wenn doch, dann behielt er es für sich.
Natürlich war das nicht die erste Sichtung von »Väterchen Frost«. Im Gegenteil, er war ein regelmäßiges Gesprächsthema der Lanciers auf ihren langen Dienstschichten oder wenn sie nach dem Dienst zu einem Drink zusammen saßen. Angeblich hatte wenigstens einer der ClanKrieger, die zur Verteidigung Kores zurückgeblieben waren, als die Hauptinvasionsstreitmacht weiterzog, sich so in den Kampf gegen die Sturmreiter verbissen, als diese auftauchten, um den Planeten zurückzuerobern, daß er (möglicherweise war es auch eine Sie gewesen, die Geschichte hatte verschiedene Varianten) geschworen hatte, Kore bis über den Tod hinaus gegen alle Invasoren zu verteidigen. Seitdem berichteten MechKrieger immer wieder von seltsamen Sensorabtastungen und sogar geisterhaften BattleMechs, die spät nachts irgendwo in der Tundra oder den Jotunbergen zu sehen waren.
Anfangs hatte Sturm über diese Erzählungen gelacht, auch wenn er sich gelegentlich selbst dabei ertappt hatte, auf Nachtstreifen die Sensordaten seines Mechs besonders sorgfältig zu überprüfen. Einmal hatte er die Geschichten seinem Vater gegenüber erwähnt. Kintaro hatte sie als »idiotischen Aberglauben« abgetan und sich langatmig darüber ausgelassen, wie die Metallablagerungen und manche vulkanischen Dampfschlote ein trügerisches Sensorbild eines großen, heißen Metallobjekts erzeugen konnten, das die Sensoren auf den ersten Blick mit einem anderen Mech verwechselten konnten. Trotzdem besaßen die Clans mit ihrer legendären Wildheit, ihrem Ehrenkodex und ihrer Bereitschaft, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen etwas, das den Berichten Gewicht verlieh. Sturm fragte sich, ob es irgendeinen Soldaten oder MechKrieger auf Kore gab, der in manchen Nächten nicht hinaus in die Tundra sah und sich fragte, ob an den Erzählungen nicht möglicherweise doch etwas dran war. Na schön, Volker wahrscheinlich.
Sturm zuckte die Schultern. Sich über Volker zu ärgern oder über Väterchen Frost den Kopf zu zerbrechen, war reine Zeit- und Energieverschwendung, wenn er statt dessen in seinem Mech sitzen konnte, wo er hingehörte. Er verstaute den Rest seiner Sachen im Spind und ging zur Tür.
»He, Tiger«, rief Volker ihm nach. »Bring' nicht alle Container um. Laß ein paar für uns übrig. Wir anderen möchten auch etwas Ruhm abbekommen.« Sein bitteres, höhnisches Lachen verfolgte Sturm in den Gang.
5
Kore-Lanciers-Basis, außerhalb Niffelheims, Kore Peripherie
11. April 3060
Sturm kletterte die Kettenleiter zum Cockpit des Thorn hoch. Er zitterte etwas in dem eisigen Wind, der durch die offenen Hangartore blies. Oben angekommen, schwang sich der junge MechKrieger ins Cockpit und ließ sich auf die gepolsterte Pilotenliege sinken. Er warf einen Kippschalter um, und die Cockpitluke schloß sich mit einem Zischen, dem ein sattes Wummern folgte, als die Verriegelung einschnappte. Automatisch flammte die Innenbeleuchtung auf und badete die Kanzel in fahlem Licht. Der Sichtschirm wurde hell und zeigte die auf 120° komprimierte 360°-Rundumsicht um den Mech. Über dem Schirm lag eine Sichtprojektion mit technischen Daten, während mehrere Hilfsmonitore zusätzliche Informationen über Waffen und sonstige Systeme lieferten. Alles war in bestem Zustand.
Sturm griff nach oben und zog den Neurohelm herab, ein Schlüsselelement in der Steuerung eines Kampfkolosses. Der Helm war ein ausgesprochen wuchtiges Gebilde mit offenem Visier und dicken Kabelleitungen, die ihn mit dem Bordcomputer des Thorn verbanden.
Eine der größten Anfangsschwierigkeiten bei der Entwicklung von BattleMechs hatte in dem Problem bestanden, die riesenhaften Kampfmaschinen aufrecht zu halten. BattleMech-Myomerfaserbündel funktionierten ganz ähnlich wie
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