BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
Kapuzenmantel gehüllt war, erhaschte Lon einen Blick auf wohlgeformte, muskulöse Beine in nichts als hautengen Shorts, als die Pilotin an der Kettenleiter herabkletterte, die vom Kopf des Mad Cat hing.
Auf dem Boden angekommen, drehte die Pilotin des ClanMechs sich um und kam auf Volker zu, wobei sie den Mantel zum Schutz gegen die Kälte fest um ihren Körper zog. Dunkles, volles Haar quoll aus der Kapuze und rahmte ein zugleich grausames und äußerst hübsches Gesicht ein, das um nichts wärmer war als der Polarwind, der über die Tundra fegte. Ihre Züge waren bleich und makellos, abgesehen von einer schwarzen Augenklappe, unter der auf beiden Seiten die verblaßten Ausläufer einer alten Narbe hervorlugten. Unter dem Mantel erkannte Lon die ziemlich alltägliche MechKriegermontur aus Shorts, Kampfstiefeln und einer Kühlweste über einem kurzen Hemd. Was er von ihrem Körper sehen könnte, war in ausgezeichneter Verfassung, aber Lon war völlig im Bann ihres Gesichts und des stechenden Blicks ihres gesunden Auges, das von fahl eisblauer Farbe war.
Sie hielt einen knappen Meter vor ihm an und musterte ihn von oben nach unten. Es war Lon, der als erster sprach.
»Susie Ryan«, stellte er fest, und bereute es augenblicklich, als er einen Gewehrschaft in den Magen gerammt bekam. Er klappte zusammen, kauerte auf dem eisigen Beton und bemühte sich, sich nicht zu übergeben.
»Sieh an«, meinte Ryan mit einem bösen Lächeln. »Mein Ruf eilt mir voraus, sogar bis hierher an den Arsch der Galaxis. Wenn du mich kennst, MechBoy, dann solltest du auch wissen, daß du den Mund zu halten hast, solange dich niemand zum Reden auffordert. Vergiß nicht, daß hier ich das Sagen habe, und du nur noch lebst, weil dein Mech hundert Mal mehr wert ist als deine erbärmliche Haut.«
Sie erhob kaum die Stimme, aber Lon verstand sie laut und deutlich. Er kam langsam wieder auf die Füße, ohne für einen Moment die Augen von Ryan zu nehmen.
Susie Morgraine Ryan, legendäre Piratenkönigin der Peripherie. Tochter zweier der berüchtigsten Raumpiraten der Weltraumregion am äußeren Rand der Inneren Sphäre, durch die Clan-Invasion zur Vollwaise gemacht.
»Ich könnte wertvoller für Sie sein als Sie glauben«, erklärte er.
Der Posten hob wieder die Waffe, aber Ryan stoppte ihn mit einer Handbewegung. »Ach? Und wie bildest du dir ein, mir nützen zu können?« fragte sie und zog die Braue über ihrem gesunden Augen hoch.
Volker versuchte, das überzeugendste Lächeln aufzusetzen, zu dem er imstande war, das Lächeln, mit dem er schon eine Menge Mädchen in Niffelheims schwach gemacht hatte, auch wenn er erhebliche Zweifel hatte, damit das Herz einer Eiskönigin wie »Einauge« Ryan verzaubern zu können. »Ich kenne mich aus auf Kore. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht. Und ich bin ein ausgebildeter MechKrieger.«
Ryan verzog verächtlich den Mund. Lon machte sich auf eine abschätzige Bemerkung über seine Fähigkeiten als MechKrieger gefaßt, in Anbetracht der Tatsache, daß er ihr Gefangener war. Statt dessen musterte sie ihn noch einmal abschätzend von oben bis unten.
»Hmmm, du könntest tatsächlich nützlich sein«, meinte sie beinahe bei sich. »Aber was ist mit deiner Loyalität deiner Einheit gegenüber, deiner Heimatwelt? Du sagst, du bist hier aufgewachsen. Du weißt, daß ich diesen ganzen Felsbrocken einäschern werde, wenn ich nicht bekomme, was ich will. Was sagst du dazu?«
Lon Volker schluckte. Ryan sprach von Massenmord und Verwüstung in einem Ton, der nach höflicher Konversation klang. Andererseits, was kümmerte es ihn? Seine Eltern waren tot, bei der ClanInvasion ums Leben gekommen, und er hatte keine anderen Verwandten auf Kore. Es gab niemanden hier, der ihm wirklich etwas bedeutet hätte. Ihm ging es nur darum, von diesem öden Eisklumpen weg und in die Innere Sphäre zu kommen, wo wirklich etwas los war. Er hatte die Kore-Lanciers für seine Fahrkarte ins All gehalten, aber die waren erledigt. Soweit er das sehen konnte, war er allein noch von der Einheit übrig, abgesehen von den Schlammstampfern.
»Ich halte Sie für eine Frau, die immer bekommt, was sie will«, erwiderte er vorsichtig. Ryan schenkte ihm erneut ihr böses Lächeln. »Was Sie mit dieser Welt machen, kümmert mich nicht. Ich will nur weg von hier.«
»Gute Einstellung«, erklärte Ryan. Sie sah sich auf dem öden, schneebedeckten Gelände um. »Ich kann verstehen, daß du diesem Eisklumpen keine sentimentalen Gefühle
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