BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
überlegen.
Einen Moment stand er auf dem Felssims und schaute die Bergwand hinauf. Das ganze Ausmaß dessen, was er sich da vorgenommen hatte, raubte ihm fast den Atem. Selbst wenn er einen Unterschlupf fand, war er immer noch zwei Dutzend Kilometer von der Heimatbasis in einer lebensfeindlichen Umgebung gestrandet, und daheim erwarteten ihn die Clanner. Falls sie nicht einfach alle umbrachten und ...
Nein! Er schüttelte heftig den Kopf, um derartige Gedanken zu vertreiben. Es brachte ihm gar nichts, sich jetzt selbst Angst einzujagen. Er mußte sich auf die aktuelle Situation konzentrieren. Sturm erinnerte sich daran, was Krenner ihn gelehrt hatte: »Erst einmal geht es darum, am Leben zu bleiben. Um alle anderen Probleme kannst du dich später kümmern.« Er biß die Zähne zusammen und machte sich auf den Weg den Berg hinauf.
Er kam nur langsam voran. Mehrmals rutschte er auf dem glatten Fels fast ab und stürzte, aber es gelang ihm doch noch, sich festzuklammern. Schon nach wenigen Minuten pochte und brannte seine Schulter, aber Sturm klammerte sich an die Schmerzen, wie er es gelernt hatte, und benutzte sie dazu, sich weiter zu treiben, wach und aufmerksam zu bleiben. Der Schmerz war wie eine Hitzewelle, die sich durch den restlichen Körper ausbreitete. Auf eine perverse Art und Weise war er fast angenehm.
Kintaro zog sich auf einen anderen Sims und brach zusammen. Er mußte sich ein paar Sekunden ausruhen. Allzu lange konnte er nicht bleiben. Es wurde bereits dunkel. Nicht mehr lange, und er würde nicht genug sehen können, um weiterzuklettern. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon unterwegs war, aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Er blieb kurz auf einer Seite liegen, und sein stoßweiser Atem kondensierte in der eisigen Luft zu kleinen Dunstwolken.
Plötzlich hörte er etwas ganz in der Nähe, ein dumpfes, knurrendes Geräusch. Er blieb einen Moment reglos liegen und versuchte herauszufinden, woher das Geräusch kam, dann wurde ihm abrupt klar, daß er auf der um seine Hüfte geschnallten Laserpistole lag. Als er sich umdrehte, blickte Sturm auf und sah eine große, weißbepelzte Gestalt aus einem dunklen Spalt in der Bergwand treten. Die Gestalt war groß, fast so groß wie Sturm, bewegte sich auf vier Beinen und hatte ein bleiches Fell, dessen Farbe den Schneeflecken auf dem Felssims entsprach. Ihre lange Schnauze war mit scharfen weißen Zähnen bestückt, die zwischen den schwarzen Lippen und unter der ebenso schwarzen Nase drohend bleckten, als sie knurrend näherkam.
Ein Winterwolf! Der Winterwolf war eine einheimische Tierart Kores. Die Eierköpfe der biologischen Forschungsabteilung vermutete, daß er zusammen mit anderen Lebensformen vor Jahrhunderten im Rahmen eines fehlgeschlagenen Kolonisierungsversuchs auf Kore heimisch gemacht worden war und ursprünglich von terranischen Vorfahren abstammte, die genetisch an das Überleben in der Polarwildnis angepaßt worden waren. Winterwölfe gehörten zu Kores größten und gefährlichsten Raubtieren. Sie hatten breite Pfoten, die es ihnen gestatteten, ihre Beute über die Schneewüsten zu hetzen und sich durch das zerklüftete Terrain der Berglandschaften zu bewegen, in denen sie auch ihre Bauten etablierten. Dieser Wolf war keine vier Meter von Sturm entfernt, und er wirkte hungrig. Normalerweise griffen Winterwölfe keine Siedlungen an, aber es gab Berichte von Angriffen auf einzelne Personen in der Wildnis.
Und ich muß wie ein lahmes Mitglied der Herde wirken, dachte Sturm. Er wälzte sich langsam, vorsichtig herum und griff nach der Laserpistole. Er öffnete die Holsterklappe und legte die tauben Finger um den Griff. Sein Pech, daß er sich als Linkshänder ausgerechnet den linken Arm verletzt hatte. Dadurch mußte er die Waffe mit der schwächeren Hand ziehen. Als der Wolf erneut knurrte, warf sich Sturm zur Seite und riß die Pistole aus dem Holster so schnell er konnte.
Der Winterwolf griff an. Sturm Kintaro schoß. Der Laserimpuls brannte mit einem Krachen abrupt erhitzter Luft und dem Gestank verbrannten Fells und Fleischs eine Spur an der rechten Flanke des Tiers entlang. Das hundert Kilo schwere Raubtier krachte gegen Sturm, und beide rollten über den Sims, bis sie gefährlich dicht an der Kante zum Stillstand kamen.
Sturm versuchte, dem Wolf einen Schlag auf den Hals zu versetzen, aber sein verletzter linker Arm war zu schwach, um dem Hieb die nötige Wucht zu geben. Der Winterwolf stürzte sich mit gefletschten Zähnen auf
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