BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
löschen und den unangenehmen Geschmack des Proviantriegels wegspülen konnte.
Die vorigen Clan-Invasoren waren Stahlvipern gewesen. Vielleicht hatten die Jadefalken Kore als eine Art Ehrensache überfallen. Die Vipern hatten das System verloren, also mußte ein anderer Clan einspringen. Die Clans besaßen einen komplizierten Ehrenkodex, und es machte häufig den Eindruck, als versuchten sie, einander auszustechen. Trotzdem schien ihm das ein Erfolg, der den Einsatz kaum lohnte: die Eroberung einer Bergwerkskolonie, die gerade mal von einer einzelnen leichten Mechlanze verteidigt wurde. Die Clans bevorzugten Herausforderungen. Jedenfalls hatte Sturm das gehört.
Auch der Ablauf des Überfalls stimmte nicht. Als die Stahlvipern vor zehn Jahren gekommen waren, hatten sie nicht den geringsten Versuch unternommen, ihre Ankunft geheimzuhalten oder ihren Gegner zu überraschen. Ihre Landungsschiffe hatten einfach auf Kore aufgesetzt, und die ClanMechs und Elementare waren losmarschiert und hatten sich geholt, was sie wollten. Sturm erinnerte sich an einen Bericht der Invasion, den er gelesen hatte. Der ClanKommandeur war sogar soweit gegangen, Sturms Mutter, die damals die Kore-Lanciers befehligt hatte, anzufunken und sie zu fragen, wo sie den Kampf austragen wollte und welche Truppen sie ins Gefecht führen würde. Alles war sehr geradeheraus verlaufen, ohne die geringste Hinterlist. Warum versteckten diese Clanner sich jetzt in einem alten erbeuteten Landungsschiff wie der Tammuz, statt ein eigenes Schiff zu benutzen oder die BattleMechs gleich aus der Stratosphäre abzuwerfen?
Und es waren nur vier Mechs. Die Armeen der Freien Inneren Sphäre gruppierten ihre BattleMechs in Vierergruppen zu sogenannten »Lanzen«, der kleinsten Mecheinheit. Die Clans benutzten das Lanzensystem nicht. Ihre Einheiten setzten sich aus »Sternen« zu je fünf Mechs zusammen. Warum waren an Bord der Tammuz nur vier Mechs? Vielleicht gab es noch einen fünften, den ich nicht gesehen habe, aber das ist unwahrscheinlich. Wozu sollte einer der Mechs an Bord des Landungsschiffs bleiben? Möglicherweise hatte das mit irgendeiner wirren Clan-Vorstellung von Ehre zu tun, nur vier Kampfkolosse gegen die vier Maschinen der Lanciers einzusetzen, aber irgendwie war das nicht glaubhaft.
Sturm wußte, daß es ihm nichts brachte, nur hier herumzusitzen und nachzudenken. Er zögerte das Unvermeidliche nur hinaus. Er mußte entscheiden, wie er weiter vorgehen wollte, und was das betraf, schien er nicht viel Wahl zu haben. Er mußte zurück nach Niffelheims und sich dort vielleicht der Miliz anschließen oder etwas in der Art, falls er es überhaupt bis zur Stadt schaffte, ohne in Gefangenschaft zu geraten oder umzukommen.
Er entschied sich, dem Winterwolf das Fell abzuziehen, um sich etwas zusätzliche Wärme zu verschaffen. Möglicherweise konnte er auch etwas von dem Fleisch trocknen und mitnehmen, für den Fall eines Falles. Es würde sicher nicht sonderlich gut schmecken, aber schlimmer als die Proviantriegel konnte es auch nicht sein. Er zog sich die leichte Jacke enger um den Körper und trat aus der Höhle ins helle Sonnenlicht. Es war eisig, aber wenigstens war der Wind nicht allzu stark.
Die anderen Raubtiere schienen den Winterwolfkadaver ignoriert zu haben. Er lag steifgefroren auf dem Felssims, wo Sturm ihn zurückgelassen hatte. Kintaro packte ihn an den Hinterbeinen und zerrte ihn in die Höhle. Bevor er irgend etwas damit anfangen konnte, mußte der Kadaver zumindest ansatzweise auftauen, also sammelte er draußen etwas Holz und Gestrüpp und entfachte ein kleines Feuer. Mit Hilfe des Lasers konnte er das nasse Holz anzünden, und sofort stieg ein stetiger Rauch auf. Es war denkbar, daß jemand die Rauchfahne bemerkte, aber sonderliche Sorgen machte Sturm sich deswegen nicht. Die Invasoren würden sich kaum in der Nähe der Berge aufhalten.
Wahrscheinlich sind sie schon in die Stadt eingefallen, oder wenn nicht, kann es nicht mehr lange dauern.
Während er wartete, daß die Wärme des Feuers ihre Wirkung tat, entschied er sich, die Höhle etwas weiter zu erforschen, um nachzusehen, ob sich im Bau des Winterwolfs irgend etwas Nützliches fand, seien es Knochen oder vielleicht eine heiße Quelle als Wärmespender. Die Höhle war ziemlich eng und erstreckte sich ein gutes Stück in den Berg, weit genug, so daß Sturm die kleine Taschenlampe aus der Notfallausrüstung brauchte, um noch etwas zu erkennen.
Im hinteren Teil der Höhle
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