BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
Metall war eiskalt, und unter der ständigen Berührung wurde seine Haut wie taub, aber die Anstrengung des Kletterns hielt ihn warm, und es dauerte nicht lange, bis Sturm in seiner Wintermontur ins Schwitzen geriet.
Er bewegte sich schätzungsweise acht Meter abwärts, und das schwache Licht aus dem Loch über ihm verblaßte schnell. Er kletterte durch tiefste Dunkelheit, und die Taschenlampe steckte zusammen mit dem Rest seiner Ausrüstung wieder im Tornister. Ohnehin hatte Sturm keine Hand frei, um sie zu halten.
Plötzlich wurde die Oberfläche des Schachts noch kälter, und Sturm bemerkte, daß sich eine Eisschicht auf dem Metall geformt hatte, wahrscheinlich in Folge von Schnee oder Wasser, die vom oberen Ende des Schachts herabgefallen waren, an dem auch die Luft eindrang. Seine Körperwärme schmolz das Eis und machte es rutschig.
Verdammt! dachte er. Das würde seine Kletterpartie erheblich erschweren, wenn es sie nicht ganz unmöglich machte. Vielleicht sollte ich besser wiiiii... Nein! Plötzlich rutschte Sturms rechter Fuß auf einem Eisfleck ab, und er verlor den Halt an den Schachtwänden. Er versuchte verzweifelt, sich wieder zu fangen, aber auf der eisglatten Oberfläche fand er keinen Halt. Stechende Schmerzen zuckten durch seinen Arm, als Sturm in freiem Fall in die Tiefe rutschte.
Der junge MechKrieger stürzte in die Finsternis, unfähig, seinen Fall aufzuhalten oder auch nur nennenswert zu bremsen. In einiger Entfernung von der Höhle glitt an einer Seite des Berges eine geschickt versteckte Felsluke auf. Ein kompliziertes metallenes Gebilde fuhr aus, entfaltete sich wie eine mechanische Blume mit dunklen Blütenblättern, die sich grüßend der Morgensonne zukehrte. Das Gerät fuhr unter Sirren und Klicken mit robotischer Präzision in Position, sandte ein lautloses Signal ins All und faltete sich wieder zusammen. Es zog sich in den Berg zurück, und der Fels schloß sich über ihm und hinterließ keine Spur seiner Gegenwart. Alles war wieder ruhig.
12
Forschungslabor der Alfin-AG, Niffelheims, Kore Peripherie
12. April 3060
Doktor Hidoshi Kintaro sah hinüber zu der Frau, die wahrscheinlich die Verantwortung für den Tod seines Sohnes trug. Seit letzter Nacht waren Susie Ryan und ihre Piraten die unumstrittenen Herrscher Kores, und Doktor Kintaro gehörte zu den Tausenden, deren Leben in der Hand der Eroberer lag. Es gab kein Lebenszeichen von den MechKriegern der KoreLanciers, und allen Meldungen zufolge waren sie sämtlich im ersten Angriff der Piraten ums Leben gekommen.
Der Kampf um Niffelheims hatte ein schnelles Ende gefunden. Auch wenn die Reste der KoreLanciers und die örtliche Miliz sich tapfer gewehrt hatten, waren sie den riesigen BattleMechs unter Ryans Befehl einfach nicht gewachsen gewesen. Kurz nachdem es Dr. Kintaro und der Gefreiten Metz gelungen war, dem Puma zu entkommen, hatten die anderen Mechs das Verwaltungszentrum angegriffen und die Herrschaft übernommen. Dr. Kintaro hatte sicher erwartet, unter dem Metallfuß des gigantischen Mad Cat zerquetscht zu werden, aber im Gegensatz zu manchen ihrer Leute wußte die Piratenanführerin, daß sinnloses Morden potentiell wertvolle Möglichkeiten vernichten konnte.
Das bedeutete jedoch keineswegs, daß Ryan irgendwelche Skrupel hatte. Sie hatte dem Gouverneur des Planeten ein eiskaltes Ultimatum gestellt: Bedingungslose Kapitulation, oder ihre Mechs würden die Stadt in Schutt und Asche legen, angefangen mit den dichtbesiedelsten Gebieten. Es war keine echte Wahl. Wie vor zehn Jahren den Clan-Invasoren gegenüber war die planetare Regierung Kores auch diesmal gezwungen, sich zu ergeben.
Erst danach hatten Ryans Bodentruppen die Stadt betreten. Die restlichen Militäreinheiten waren schnell zusammengetrieben und eingekerkert worden, während die Zivilbevölkerung unter dem wachsamen Auge der Piraten ihrer normalen Beschäftigung nachgehen durfte. Der Gouverneur hatte sich mit Susie Ryan getroffen, um deren Forderungen entgegenzunehmen. Überraschenderweise hatte die neue Herrscherin Kores mit einem ihrer ersten Befehle von ihm verlangt, ein Gespräch mit dem Leiter der Planetographischen Forschungsabteilung, Dr. Kintaro, zu arrangieren. Ryan lächelte, als sie ihn erkannte.
»Ah, Doktor«, meinte sie. »Sie wirken heute viel größer als letzte Nacht.«
Kintaro war erstaunt, daß Ryan sich noch daran erinnerte, mit ihrem Mech den Schweber gestoppt zu haben, in dem Gefreite Metz und er gesessen hatten. Aus der Höhe, in
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