BattleTech 51: Die erste Buergerpflicht
andere Hinrichtung. Die Propagandamaschinerie würde ein derartiges Vorgehen als notwendig darstellen, um die Sicherheit der Bürger Thorins zu gewährleisten. Der Widerstand würde zunehmen - und mit ihm die Vergeltungsmaßnahmen gegen Schuldige und Unschuldige. Rohe Gewalt würde herrschen und Thorin mit der eisernen Knute des Archon ›befriedet‹ werden.
Archer sah das Unausweichliche voraus und fühlte sich zu schwach, zu sterblich, um es zu verhindern. Er hob die Hand zu der Kette um seinen Hals und den Cameron-Stern, der daran hing. Wortlos zog er den Orden aus dem Hemd und sah auf ihn hinab.
Er hatte ihn nur ein paarmal getragen, bevor er ihn Andrea gegeben hatte, und sie war mit dem Stern um den Hals gestorben. Als er sich jetzt an sie und daran erinnerte, wie furchtlos sie für ihre Überzeugung eingetreten war, fragte er sich, ob er die Kraft hatte, weiterzumachen, zu versuchen, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Er hatte den Orden nicht für heroische Ideen über die Möglichkeit erhalten, den Lauf der Geschichte zu ändern. Er war ein Soldat und hatte getan, was er tun musste, nicht mehr, nicht weniger. Auf Diana hätte die Vernunft ihn davon abgehalten, gegen so viele Nebelparder auf einmal zu kämpfen, aber er hatte aus soldatischem Instinkt gehandelt. Hätte er gezögert, versucht zu analysieren, wie seine Erfolgschancen aussahen, wäre das Leben der Männer und Frauen, die er verteidigt hatte, verloren gewesen.
Das war die ganze Antwort, die er brauchte: Tun, was getan werden muss.
»Archer, was soll ich jetzt tun?«
»Alarmiere deine Kontakte in der Stadt. Es wird härter werden. Aber sie dürfen nicht reagieren. Noch nicht. Wir brauchen die Unterstützung der Bevölkerung und Gewaltakte würden sie nur gegen unsere Sache aufbringen. Sag deinen Kontakten, wir müssen uns treffen, unsere Anstrengungen koordinieren. Wenn wir zusammenstehen, können wir nicht... nein, werden wir nicht scheitern.«
Felix Blücher starrte auf die Liste, die Leutnant Fisk ihm überreicht hatte. Das stumpfe Graugrün der Hospitalwände und der Geruch von Desinfektionsmittel waren fast so irritierend wie die Schmerzen in seinem Bein. Die Explosion lag mehrere Stunden zurück, und wie es schien, hatte Fisk doch von Anfang an Recht gehabt. Am Tatort entdeckte Sprengstoffspuren deuteten auf eine Davion-Herkunft hin. Auch wenn niemand die Verantwortung für den Anschlag beansprucht hatte, war eine schnelle Reaktion vonnöten.
Sein Blick wanderte die Namen auf der Liste möglicher Verdächtiger hinab, die Fisk Wochen zuvor nach der Explosion in der Foolery aufgestellt hatte. Ein Teil dieser Personen konnte für den Angriff verantwortlich gewesen sein, der ihn fast das Leben gekostet hatte. Er hatte sich bemüht, diesen Leuten gegenüber fair zu sein, und sie hatten es ihm mit einen Mordanschlag gedankt.
»Das ist die gesamte Liste?«, fragte er und wedelte mit dem Ausdruck.
»Es ist die Primärliste verdächtiger Radikaler, Herr Oberst. Es gibt noch eine Sekundärliste. Soll ich ihre Verhaftung veranlassen?«
Blüchers Kopf zuckte hoch. Er musterte den jungen Offizier. Fisk behandelte die Beschneidung der Rechte dieser Leute so leichtfertig, dass es leicht fiel, seine Motive anzuzweifeln. Der Oberst hatte das in seiner Laufbahn schon früher erlebt: junge Männer, die zum ersten Mal Macht schmeckten und davon überwältigt wurden. Macht konnte süchtig machen wie eine Droge, und manch einer war bereit, alles zu tun, um sich mehr davon zu beschaffen.
»Ich möchte, dass Sie mir jetzt genau zuhören, Leutnant. Sie werden diese Personen nur zu einem routinemäßigen Verhör holen. Keine Misshandlungen, weder physisch noch psychisch. Wir haben noch keine Beweise, die sie in Verbindung zu dem Vorfall bringen. Ich will nur, dass sie verhört werden. Sie dürfen sie nur verhaften, wenn Sie Beweise gegen Sie haben.«
Fisk war sichtlich überrascht. »Aber Herr Oberst, ich hätte erwartet, nachdem man Sie derart angegriffen hat, würden Sie, also...«
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich mich mit Geschichte beschäftigt habe, Fisk. Wenn man diese Leute zu hart angeht, schüttet man nur Öl ins Feuer. Mit Andrea Christifori haben Sie ihnen schon eine Märtyrerin geliefert. Machen Sie es nicht noch schlimmer.«
Blücher hatte die Erwähnung Christiforis als verbale Ohrfeige beabsichtigt, und Fisk schien sie auch so aufzufassen. »Ich verstehe, Herr Oberst«, sagte er und senkte den Kopf.
Blücher ließ den Kopf nach hinten auf
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