BattleTech 51: Die erste Buergerpflicht
Blut quoll aus dem Hosenbein. Erst als er die Verletzung sah, schlug der Schmerz in Wellen durch seinen Körper. Fisk sank neben ihm auf die Knie und starrte auf die Wunde.
Blüchers Training machte sich bemerkbar. »Ziehen Sie Ihr Hemd aus«, befahl er. »Legen Sie es um mein Bein und binden Sie es ab.«
Fisk schien benommen, aber er gehorchte. Er zog sich das zerfetzte und angekokelte Uniformhemd aus und legte es als Druckverband oberhalb der Verletzung um das verwundete Bein. Auf dem Festungshof war bereits eine Löschmannschaft dabei, die Flammen mit Wasser und Schaum zu ersticken. Ein MedTech der Garde kam herüber und kniete sich neben Fisk. den er sanft beiseite schob. Blücher sah hinüber zum Schauplatz der Explosion, während der MedTech seine Arbeit tat. Er fühlte ein gelegentliches, halb taubes Ziehen und den scharfen, stechenden Schmerz der Wunde.
Fisk trat ins Sichtfeld des Obersten. »Ich fasse es nicht«, erklärte er. »Eine Bombe.«
Blüchers Verstand war noch damit beschäftigt, die Schmerzen und die plötzliche Entwicklung zu verarbeiten. »Sie haben Recht. Alarmieren Sie den Sicherheitskordon.«
»Ist bereits geschehen, Herr Oberst«, antwortete Fisk, und atmete tief durch. Wie zur Bestätigung heulte eine Alarmsirene auf.
»Das ist Wahnsinn«, keuchte Blücher und zuckte zusammen, als der MedTech sich an der Beinwunde zu schaffen machte.
»Rebellen. Sie hatten es auf Sie abgesehen, Herr Oberst.«
Blücher konnte trotz der wenige Meter entfernt brennenden Beweise nur ungläubig den Kopf schütteln. »Warum?«
»Töte den Kopf, und der Körper stirbt von selbst«, erwiderte Fisk. »Für diese Davion-Fanatiker sind Sie das Gesicht der Lyranischen Allianz auf dieser Welt.«
Der MedTech beugte sich über Blücher. »Herr Oberst? Ich habe Ihren Zustand stabilisiert, aber die Wunde erfordert eine Operation. Ich muss Ihnen ein Beruhigungsmittel geben.« Bevor Blücher noch etwas sagen konnte, hatte der junge MedTech ihm bereits eine Spritze verabreicht. Als er die Spritze wieder aus dem Arm des Obersten zog, versank Blücher in den letzten ruhigen Schlaf, den er in den nächsten Wochen zu erwarten hatte.
Katya stand hinter Archer an seinem Schreibtisch und beide betrachteten das Bild auf dem eingebauten Holoschirm. Es zeigte den kleinen Krater der Explosion und Oberst Blücher, der verletzt davongetragen wurde. Der Reporter, der die Bilder kommentierte, sprach von ›Davion-Terroristen‹ und ›lokalen Radikalen‹. Archer stieß einen Finger auf den Aus-Knopf und das Bild verblasste.
»Das ist nicht gut«, stellte er ernst fest. Es war eine Untertreibung, wie er sich durchaus bewusst war.
»Eines ist sicher, das wird Repressalien zur Folge haben. Deswegen bin ich herübergekommen, sobald ich die Nachricht hörte.«
Archer runzelte die Stirn. »Die Medien haben sich bereits eingeschossen. ›Davion-Terroristen‹. Woher wollen sie das wissen? Die Explosion ist erst eine Stunde her. Sie sind schon dabei, die Bevölkerung in ihr Lager zu ziehen.« Archer war sich nicht sicher, was ihn mehr störte, dass jemand versucht hatte, den Oberst umzubringen, oder dass die Presse den Vorfall ausschlachtete. Aber letztlich spielte das keine Rolle.
»Ich habe bei all meinen regierungsfeindlichen Kontakten nachgefragt«, sagte Katya. »Sie streiten alle ab, für die Bombe verantwortlich zu sein. Ich will damit nicht sagen, dass sie dazu nicht fähig wären, aber niemand von ihnen übernimmt die Verantwortung für den Anschlag.«
Archer rieb sich nachdenklich das Kinn. »Wahrscheinlich spielt es überhaupt keine Rolle, wer dafür verantwortlich war, Katya. Das hat den Steineristen geliefert, was ihnen bis jetzt gefehlt hat, eine unangreifbare Entschuldigung, hart durchzugreifen. Es könnte uns zwingen, unsere Pläne vorzuverlegen.« Der Bombenanschlag gab der Regierung die Rechtfertigung dafür, auf Thorin ebenso rücksichtslos vorzugehen wie schon auf anderen Planeten.
Er und Hopkins und Katya hatten ihre Reaktion auf etwas dieser Art bereits vorbereitet. Nachdem sie jetzt ihren Vorwand hatten, würden ehe Kräfte des Archon vermutlich damit anfangen. Verdächtige zu verhaften. VerCom-Antiterrorhandbuch, Kapitel Drei, dachte Archer. Es würde Ausgangssperren geben und Einschränkungen der Medienberichterstattung und der Versammlungsfreiheit. Und der Reiseverkehr würde zum Erliegen kommen. Wahrscheinlich standen Überfallaktionen ins Haus, möglicherweise sogar ein paar aufgebauschte Anklagen und die ein oder
Weitere Kostenlose Bücher