BattleTech 53: Der Weg des Ruhms
aus den Augen. »Möglicherweise hast du es morgen bereits geschafft, die Erinnerung an diesen Abend zu verdrängen«, stellte er fest. »Aber sie wird es dir nicht leicht machen. Auch viele andere Novakatzen-Krieger haben sich dieser Erkenntnis geöffnet, die ich schon vor Jahren zum ersten Mal erfuhr. Und obwohl wir versuchen, es unseren Brüdern und Schwestern zu erklären, die es noch nicht gesehen haben, weigern sich manche, zuzuhören oder sich unseren Worten zu öffnen.« Mit einer erneuten Armbewegung, die das ganze Restaurant einschloss, sprach Samuel weiter. »Nach dreihundert Jahren der Trennung unterscheiden wir uns natürlich. Aber zugleich sind wir uns noch immer ähnlich. Jeder hier hat seine eigenen Hoffnungen, Ängste und Träume, so wie du und ich.«
Zane schloss die Augen, blockte alles ab. Er wollte diese Menschen nicht in diesem Licht sehen. Er war ein Novakatzen-Krieger, bestimmt, das Schicksal seines Clans zu verändern. Dieses neue Verständnis untergrub seine absolute Gewissheit, dass die Novakatzen den falschen Weg eingeschlagen hatten.
Samuel tippte ihm auf den Arm. »Zane, hat der Große Vater nicht gesagt:
Doch der Ruhm bringt Verantwortung. Ohne reine Seele können wir kein Licht in ihre blinden Augen tragen, nur uns selbst auch blenden wie sie.
Viele ClanKrieger sind blind geworden für die Tatsache, dass die Völker der Inneren Sphäre ebenfalls Menschen sind, weil wir sie nur als einen Feind wahrnehmen, den es zu erobern gilt. Aber sie sind unseresgleichen - und wir sollten sie willkommen heißen und rühren. Wenn ...«
»Halt!«, stieß Zane aus und schnitt Samuel das Wort ab. So lange hatte er seinen Hass auf die Innere Sphäre genährt. Hell hatte dieses Feuer in ihm gelodert, hatte seine Entschlossenheit gespeist, zu ändern, was viele für unabänderlich hielten. Aber die Ereignisse der vergangenen Monate hatten den hellen Funken gekühlt, der sie am Leben hielt.
Seine seltsame Beziehung zu einem verhassten draconischen Offizier. Sein Respekt für einen KuritaKrieger, der die Heiligkeit der NovakatzenTraditionen entweiht hatte, indem er Eidmeister geworden war. Sein Visionsritual, das so vielen fremden Empfindungen die Tür geöffnet hatte. Dieses bescheidene kleine Restaurant, in dem er erkannt hatte, wie ähnlich sich die Novakatzen und das Kombinat waren. All das drohte, ihn zu überwältigen. Und dann hatte Samuel die Worte des Großen Vaters zitiert: dass mit Blindheit geschlagen war, wer keine reine Seele hatte. Eine ›gereinigte Seele‹ war Zanes größter Wunsch. Er hatte es sogar zum Kennsatz für Ebenholzdrache gemacht. Die Worte stammten aus seiner Lieblingspassage der Erinnerung, hatten seine Vision ausgelöst.
Er stand abrupt auf, so plötzlich, dass er seinen Stuhl umwarf. Er hielt nicht an, um ihn aufzuheben. Seine ganze Welt, die Welt, an die er sich so verbissen klammerte, seit er in die Innere Sphäre ins Exil getrieber worden war, stand vor dem Zusammenbruch. Er musste weg von hier.
Gereinigte Seelen ... die Worte hallten durch seine Gedanken. War es möglich, dass er sich die ganze Zeit geirrt hatte? Er hatte geglaubt, die Worte wären eine Ermahnung an ihn, seine Seele zu reinigen, um die Novakatzen zurück zum wahren Wesen der Clans zu führen. Jetzt fragte er sich, ob sie nicht das Gegenteil bedeuteten. Waren sie die Aufforderung, seine Seele von dem Hass zu reinigen, der ihn daran hinderte, den Menschen der Inneren Sphäre den Weg zurück zu einem wahreren Wesen zu weisen?
Zane stürzte hinaus auf die dunkle, regengepeitschte Straße, verfolgt von einem Wissen, das er nicht wollte und stolperte durch die Nacht davon.
21
Landungsschiff Tsuyosa,
Nadirsprungpunkt des Yamarovka-Systems Präfektur Irece, Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
22. September 3062
Die Tsuyosa hatte schon vor fast vier Stunden an dem Sprungschiff der Invasor Klasse angedockt, und Yoshio wartete immer noch. Nach vier endlos scheinenden Tagen im Transit konnte er es nicht mehr abwarten, den geheimen Gesandten zu treffen. Wenn er noch einen Augenblick länger gezwungen war, die Wände der Besprechungskabine anzustarren, befürchtete er, den Verstand zu verlieren.
Zum Glück für seine geistige Gesundheit öffnete sich die Luke und ein alter Mann trat ein. Er war eingefallen und zerknittert, mit schlohweißem Haar und Bart. Yoshio konnte seine Überraschung kaum verbergen. Das war nicht Toshimichi Uchida, Kriegsherr des Militärdistrikts Alshain und Kommandeur der
Weitere Kostenlose Bücher