BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
verraten drohte. »Ja, da könntest du Recht haben. Darauf wollen wir trinken. Komm, begleite mich.« Er ging voraus zum Rosengarten.
Ardan verneigte sich leicht. »Natürlich, Euer Gnaden.«
»Bitte«, winkte George ab. »Lass das. Auch wenn wir uns über zehn Jahre nicht mehr gesehen haben, bist du schon weit länger ein Teil unseres Familienlebens. Im Palais können wir auf solche Förmlichkeiten verzichten. George und du reichen völlig.«
Ardan lächelte und neigte noch einmal kurz den Kopf. »Danke, George.«
Sie schlenderten auf das entfernte Portal zu. Ihre Schritte hallten durch den Saal.
»Und welchem Umstand verdanken wir die Ehre deines Besuches?«, fragte George. »Erzähle mir nicht, du wärst zufällig in der Nachbarschaft gewesen.«
Ardan kicherte über die Absurdität der Vorstellung, »in der Nachbarschaft« zu sein, wenn es um astronomische Distanzen ging. »Nein, ich bin in einer bestimmten Absicht hier.«
»Diese Absicht hat nicht zufällig etwas mit einer Dame in Weiß zu tun, die irgendwo auf einem Thron sitzt? Oder den momentanen >Unannehmlichkeiten«
»Da du es schon ansprichst, doch.«
»Mit wem? Der Dame in Weiß oder den Unannehmlichkeiten?«
»Mit beiden, ehrlich gesagt, denn sie sind identisch.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Sie könnten identischer nicht sein. George, mir ist klar, dass du versuchst mich auszuhorchen, und ich bin nicht hier, um Theater zu spielen. Das würde deine Zeit verschwenden und einer langen Beziehung nicht gerecht werden, die mich mit eurer Familie verbindet.«
George verschränkte die Arme, ohne anzuhalten. »Ich lege auch keinen Wert darauf, dass du meine Zeit verschwendest, Ardan. Außerdem habe ich dich nur in guter Erinnerung. Es wäre enttäuschend, feststellen zu müssen, dass wir nichts mehr gemein haben.«
»Ich schätze, das hängt davon ab, was du als Boden unserer Gemeinsamkeiten betrachtest.«
Sie traten durch die hohen, aus feinstem Hartholz und Bleiglas gefertigten Türen des Portals und wanderten langsam in den Rosengarten. Bevor Kym Sorenson Morgan Hasek-Davion geheiratet hatte, war dieser Bereich einfach nur der Garten gewesen und hatte Dutzende von Blumenarten aus der ganzen Mark Capella enthalten. Aber seine Mutter liebte Rosen mehr als jede andere Blume, und jetzt nahmen sie mit ihrer juwelengleichen Pracht über die Hälfte des von schwerem Duft durchzogenen Geländes ein.
George verließ den Kiesweg, hielt an und ging in die Hocke, um eine Handvoll frisch umgegrabene Erde vom Boden zu heben. Er sog ihr Aroma tief ein, dann schloss er die Hand und ließ sie zurückrieseln.
»Das ist der Boden unserer Gemeinsamkeiten, Ardan. Diese Erde liegt zwar in der Mitte meines Palais', aber es ist ganz gewöhnlicher Dreck, wie man ihn überall auf New Syrtis und den anderen Welten der Mark Capella findet. Ein Humus, der meinem Volk, seinen Vätern und deren Vorvätern Nahrung lieferte. Ein beinahe heiliger Boden.« Seine Stimmte stockte leicht vor Emotion. »Vor all den hehren Worten und dem Prunk. Vor all den Baronen und Grafen und sonstigen Funktionären. Vor all den Sprungschiffen und Landungsschiffen, die zwischen den Welten wandern. Vor all den BattleMechheeren, die auf meinen Befehl marschieren, ist es das, was zählt. Das ist, was meinem Amt den Sinn gibt. Ich beschütze meine Welten und mit ihnen die Menschen, die sie Heimat nennen. Ist das genug Boden für Gemeinsamkeiten?«
Ardan musterte ihn eindringlich, dann verneigte er sich weit tiefer als zuvor im Saal. »Euer Gnaden, Ihr Vater wäre stolz auf Sie. Ich verstehe, warum die Männer, die ihm gefolgt sind, Ihnen heute mit ebensolcher Hingabe folgen. Ja, dieser Boden bietet mehr Gemeinsamkeiten als genug. Und es ist ein Boden, der Ihnen geraubt wird. Geraubt von einer Herrscherin, die kein Anrecht auf ihn besitzt.«
»Ah ja. Und wer besitzt dieses Anrecht?«
Ardan zögerte den Bruchteil einer Sekunde, bevor er antwortete. »Ist das eine Frage, die hier und jetzt eine Antwort verlangt? Genügt es nicht zu wissen, dass ihr Anspruch unrechtmäßig ist? Dass alles in unserer Macht Stehende getan werden muss, um sie zu entfernen und diesen Wahnsinn zu beenden?«
»Vielleicht. Aber wird ihn das beenden? Für eine Menge Menschen, Soldaten, Bürger und Adlige sind wir Rebellen im Aufstand gegen die Krone. Wenn wir sie entfernen, wer garantiert, dass wir keinen anderen an ihre Stelle setzen, dessen Anspruch auch nicht besser ist?«
Ein langes Schweigen dehnte sich zwischen den beiden Männern, und
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