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BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

Titel: BattleTech 59: Stuerme des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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der kurzen, entschlossenen Bewegungen erinnerte sie an die Geräusche, wenn die Palastgärtner mit ihren Rechen wundervolle Muster in die bunten Kiesbeete zeichneten.
Der Zengarten hatte schon immer zu ihren Lieblingszufluchtsorten gehört, und seit der Rückkehr ins Draconis-Kombinat und nach Luthien hatte sie hier mehr Zeit verbracht als irgendwo sonst. Sogar mehr Zeit als im Einheitspalast, dem Machtzentrum Haus Kuritas, und das trotz der schweren Leiden ihres Vaters. Hohiro und sie sehnten sich nach einer Möglichkeit, ihm Trost zu spenden, aber sie wussten beide, der Drache durfte niemals den Eindruck erwekken, von anderen abhängig zu sein, und so hielten sie sich fern. Nicht einmal die Geburt eines Enkels, Hohiros dritten Kindes und ersten Sohns, hatte Koordinator Theodores Trauer lindern können. Oder die Omis.
Der kleine Takashi würde gewiss in einer liebevollen Umgebung aufwachsen, aber er würde seine Großmutter nie kennen lernen.
So viele Verluste, selbst in ihrer eigenen Familie? War das die Antwort auf Victors Frage? Sollte Omi ihm erklären, wie schwer ihr Vater am Verlust seiner Gemahlin trug? Die Ehre Kuritas blieb intakt, und die Familie hielt stand, aber dass der Drache - der Koordinator des Draconis-Kombinats und derzeitige Erste Lord des neuen Sternenbunds - auch nur für einen Moment von Ereignissen außerhalb seiner Kontrolle in die Knie gezwungen worden war ...
Doch all das brauchte sie Victor nicht zu erklären. Er verstand auch ohne Erläuterungen. Wäre er dazu nicht im Stande gewesen, hätten sie sich niemals ineinander verlieben können. Und sie liebten sich. Gegen alle Vorurteile und Argumente liebten sie einander.
Omi ging zu dem Gärtner hinüber. Der alte Mann trat beiseite und kniete nieder. Die gichtkranken Knie knirschten laut. Er legte den groben Reisigbesen vor sich auf den Boden und verneigte sich, bis er mit der Stirne den Boden berührte. Omi überlegte, ob sie anhalten und ein paar Worte mit ihm wechseln sollte, aber sie wusste, diesem einfachen Mann hätte es nur Angst eingejagt, von einem Mitglied des Herrscherhauses angesprochen zu werden. Also verbeugte sie sich lediglich in Anerkennung seiner Dienste. Er sah es nicht, würde es aber trotzdem akzeptieren.
Akzeptanz. Sie war in der Samuraikultur des Kombinats ebenso tief verwurzelt wie Ehre und Pflicht. So viele Tragödien, dachte Omi und ließ die Geschichte ihrer eigenen Familie und der Victors Revue passieren. So wenig Lohn. Das gehörte dazu, wenn man in eines der Herrscherhäuser der Inneren Sphäre geboren wurde. Sie akzeptierte es. Victor ging es ebenso, trotz der gelegentlichen Fantasien über ein ›vollkommenes‹ Universum. Unwillkürlich trat ein trauriges Lächeln auf ihr Gesicht. Im Kombinat wurde gelehrt, dass es die Unvollkommenheiten waren, die das Leben ausmachten.
Und das lenkte Omis Aufmerksamkeit auf die Störung in der Harmonie des Gartens.
An der Nordostmauer, dort, wo das ganze Jahr über die Nachmittagssonne den Boden erreichte, lagen die Blumenbeete, die Victor in den ersten Monaten des Exils persönlich angelegt und gepflegt hatte. Omi erinnerte sich gut an diese Zeit, denn sie hatte seinen Schmerz darüber geteilt, sein Reich an seine Schwester verloren zu haben. Ohne eigene Nation, ohne wirkliches politisches Gewicht in der Inneren Sphäre hatte er sich eine Weile in ihren Palastgarten zurückgezogen, um mit eigenen Händen in der Erde zu arbeiten und über das Leben und die Zukunft nachzudenken. Derartige Perioden der Besinnung waren in der draconischen Kultur beinahe heilig. Omi hatte sich einst geschworen, nie zu bedauern, dass sie Geist oder Körper mit Victor geteilt hatte, und damals hatte er ihr Vertrauen gerechtfertigt, indem er sie mit der Entscheidung geehrt hatte, in ihrer Nähe zu bleiben.
Die Kapuzinerkresse war sein Werk. Gepflanzt im Halbschatten der Frühlingsrosen, umgeben von einem Bett aus zerstoßenem weißem Marmor, zogen ihre hellen Farben den Blick an, wann immer sie in direktem Sonnenlicht lagen. Der starke Duft konnte überwältigen, beinahe einen Rausch erzeugen. Sie war direkt, so wie Victor es war, wenn sich die Gelegenheit bot. Und zugleich war sie stark und doch großzügig. Auch wie Victor.
»Nimm ihn mit«, hatte er gesagt, als sie auf Mogyorod auseinander gegangen waren, noch immer unter dem Eindruck des gescheiterten Anschlags auf ihr Leben, und hatte ihr den Natamistein in die Hand gedrückt, den sie ihm zu Weihnachten des vorherigen Jahres geschenkt hatte.

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