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BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

Titel: BattleTech 59: Stuerme des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Den Stein, dem er den Namen I will fight no more ,forever gegeben hatte.
Omi hatte versucht abzulehnen. »Er sollte bei dir bleiben.«
Victor hatte nur gelächelt und den Kopf geschüttelt. »Er verdient ein Zuhause. Einen Ort, an dem er sich wohl fühlt. Für mich kann dieser Ort nur in deiner Nähe sein. Leg ihn in den Garten auf Tukayyid, an die Stelle, wo du ihn mir geschenkt hast. Und falls du nach Luthien zurückkehrst, leg ihn zwischen die Kapuzinerkresse im Palastgarten, in eine schattige Ecke.«
Sie hatte aus dem Gedächtnis eine ausgezeichnete Stelle gefunden. Der Stein war durchzogen von rötlich blauen Quarzadern, die hell funkelten, wenn ein gelegentlicher Sonnenstrahl sie traf. Und über eine karge Flanke zog sich eine unterbrochene Linie kristallener Einsprengsel, die Victor ›Pfad der Tränen‹ getauft hatte. Omi hob den Stein oft vom Boden auf und hielt ihn in die Höhe, sodass die Kristalle das Sonnenlicht brachen. Sie funkelten wie winzige Sterne und erinnerten sie an Victors Weg seit Mogyorod. Von Newtown Square nach Hood und Winter. Dann weiter nach New Capetown und Coventry. Danach Alarion und York - wo er fast gefallen wäre - und jetzt, bald, Halfway.
Omi kannte diesen Stein besser als jeden anderen ihres Palasts. Und jemand hatte ihn bewegt.
Die Veränderung war kaum zu bemerken, als hätte jemand ihn aufgehoben und dann sorgfältig wieder an seinen Platz gelegt, in dem Versuch, die exakte ursprüngliche Position wieder herzustellen. Es ärgerte sie. Die Gärtner wussten, dass sie diese Beete in Ruhe zu lassen hatten, dass der Stein einen Namen hatte. Sie wussten alle sehr gut, dass sie ihn regelmäßig besuchte. Natamisteine waren etwas sehr Persönliches.
Trotzdem fiel Omi ein halbes Dutzend möglicher Gründe ein, warum jemand das Blumenbeet betreten und den Stein bewegt haben konnte. Ein Gärtner konnte versucht haben, ihn zu säubern, oder ihn vielleicht hochgehoben haben, während er den Boden düngte. Es war auch denkbar, dass einer der Obergärtner entschieden hatte, der Stein müsse gedreht werden, um ein neues ›Bild‹ zu kreieren.
Omi hatte keinen Bedarf für ein neues Bild, soweit es I will fight no more, forever betraf. Die Ablenkung, nach der sie suchte, hatte sie jedenfalls gefunden. Vorsichtig, um nicht auf die Kapuzinerkresse zu treten, verließ sie den Pfad und trat auf den fest gepackten Marmor. Sie beugte sich langsam vor, der Balance wegen einen Arm ausgestreckt, um den Stein aufzuheben. Ihre Finger strichen über seine Oberfläche, fanden Halt und zogen den faustgroßen Natami aus dem Boden.
Ein scharfes Zwitschern erschreckte sie. Gleichzeitig spürte sie Schmerz. Etwas hatte sie gestochen. Zweimal sogar. Zwei Stiche im Unterarm. Eine dritte Bewegung zupfte am Ärmel des Kimonos, und ein Flimmern in den Rosen über dem Stein ließ Omi an Insekten denken. Noch immer über das Beet gebeugt, zog sie langsam die Hand zurück und runzelte die Stirn, als sie sich ungewöhnlich schwer anfühlte und den ganzen Arm drehen musste, um das Handgelenk zu sehen. Zwei Nadeln steckten in ihrem Arm. Eine war durch den jadegrünen Stoff des Kimonoärmels gedrungen. Sie waren nicht größer als Nähnadeln, und am sichtbaren Ende befand sich ein kleiner Plastikstöpsel.
Omis Lider wurden schwer. Sie schloss die Augen, versuchte, sich zurück auf den Gartenpfad fallen zu lassen. »Victor«, murmelte sie.
Sein Name sollte das Letzte sein, was Omi Kurita sagte.
»Omi-sama? Tasukete! Ima, ima!«
Sie hörte, wie der alte Gärtner Alarm schlug, fühlte den dumpfen Druck von Händen an Schultern und Wangen. Omi kämpfte gegen die Müdigkeit an, und es gelang ihr, die Augen zu öffnen. Sie konnte keines der Gesichter, die sich über sie beugten und ihr den Blick auf den endlos blauen Himmel verstellten, scharf stellen. Der kräftige Duft der Kapuzinerkresse verblasste, als ihre Atmung sich verlangsamte. Omi versuchte zu sprechen, aber die Lähmung hatte bereits die Stimmbänder erreicht.
Ihr Verstand registrierte den Versuch der Helfer, sie künstlich zu beatmen. Dann kam der stechende Schmerz, als ihr Herz in dem panischen Versuch zu rasen begann, das Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen. Die Welt schrumpfte, verdunkelte sich, bis nur noch eine einzige Erinnerung blieb. Ein Gesicht. Sein Gesicht. Es schaute aus weiter Entfernung auf sie herab, als er sich vorbeugte, um etwas auf den Boden zu legen. Sie wollte so dringend reden ... nur ein letztes Flüstern ... ihm sagen ...
Victor

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