BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
um sich ihnen entgegenzustellen. Die Veteranen der Lanciers kontrollierten den Raum um Halfway, und im Gegensatz zu ihrer Einheit hatten sie das Raumgefechtstraining offensichtlich nicht vernachlässigt. Sie beachteten weder Esteban noch ihr Kriegsschiff und konzentrierten sich ganz auf die 11. Garde. Die Verluste häuften sich, und McDonald war dagegen machtlos.
Trotzdem weigerte sie sich, die Brücke zu verlassen. Bis das Schiff die Lufthülle Halfways erreichte und ihre Mechs abwarf, wurde die Schlacht hier ausgetragen. Und möglicherweise ging sie auch hier verloren. Sie weigerte sich, hilflos im Cockpit ihres Mechs eingesperrt zu sterben, ohne den tödlichen Schlag kommen zu sehen.
McDonald zog es vor, sich ihren Ängsten zu stellen. Genau diese Haltung hatte sie veranlasst, sich für den Archon zu erklären, statt den Bürgerkrieg auf ihrem Garnisonsposten am Rand der Peripherie auf Timbuktu auszusitzen. Dasselbe Feuer der Loyalität brannte im Herzen der gesamten 11. Arkturusgarde, und früher oder später würde es den Verräterprinzen Victor verzehren.
Als hätten ihre Gedanken den Zorn der CrucisLanciers angestachelt, bäumte das Deck der Stolz von Arkturus sich plötzlich auf, dann verlor sie den Boden unter den Füßen. Ihr Magen hievte in einem Augenblick des freien Falls, dann krachte das wogende Deck wieder gegen ihre Stiefel, während ein lautes Kreischen gepeinigten Metalls durch das Schiff hallte. Sie roch den Ozongeruch beschädigter Schaltkreise, schmeckte die ätzende Schärfe im Hals.
Der Navigator war mit dem Kopf auf die Schaltkonsole geschlagen und hatte sich über einem Auge die Stirn aufgeschnitten, und ein Schadenskontrollmaat lag reglos auf dem Deck. Die linke Seite seines Gesichts war blutverschmiert. Sein Kamerad tastete nach einem Puls.
»Vordere Raketenbucht ausgefallen«, meldete der SKO über seine Direktverbindung. »Eines der Munitionslager ist explodiert. Druckverlust vor Schottwand Zwonull, Decks drei und vier.«
»Oberst McDonald«, stellte Mickelson fest. »Ich fordere Sie jetzt nachdrücklich auf, meine Brücke zu verlassen, und sich in den Mechhangar zu begeben.«
Langsam, vorsichtig löste McDonald die verkrampften Finger von der Konsole, und die Farbe kehrte in die blutleeren Finger zurück. »Wie lange noch bis zum Abwurf?«, fragte sie mit einem dicken Kloß im Hals.
»Ein Stratosphärenabwurf dürfte in neunzig Minuten möglich sein, in zwei Stunden ein Aufsetzen. Wir müssen noch gewaltig abbremsen.«
»Ich kann warten«, erklärte McDonald.
»Wenn Sie in der Lage sind, durch zwei Decks Vakuum die Luft anzuhalten, soll's mir recht sein«, antwortete Mickelson mit einem Minimum an Respekt. »Wir haben gerade das Mittelstück verloren. Wenn die Stolz sich noch einen Mittschiffstreffer einfängt, haben Sie keinen sicheren Zugang mehr zu Ihrem Blechmonster.«
Das wäre noch schlimmer gewesen, als im Mechhangar eingesperrt zu sein, während um sie herum eine Raumschlacht tobte. McDonald war nicht nur Offizierin, sie war auch MechKriegerin. Auf keinen Fall war sie bereit zurückzubleiben, wenn ihre BefehlsLanze über Halfway abgeworfen wurde.
Sie machte sich auf den Weg und hielt nur lange genug für den traditionellen Händedruck und Salut am Kapitänssessel an. »Bringen Sie uns runter, Tom«, sagte sie. Mickelson nickte geistesabwesend. Er war völlig auf das Kampfgeschehen konzentriert.
Vorsichtig bahnte sie sich den Weg über die Brükke. Jetzt musste sie aufpassen, den hinteren Mechhangar zu erreichen, ohne sich vorher an einer Schottwand den Schädel einzuschlagen. Auf dem kurzen Fußweg zwischen den beiden wichtigsten Bereichen des Mechtransporters fühlte sie sich zum ersten Mal wirklich verletzlich. Das Gefühl hielt an, bis sie die Gerüstleiter hinaufstieg, lässig salutierend den Rest der BefehlsLanze grüßte und dann endlich in die Kanzel ihrer Königskrabbe kletterte.
Im Gegensatz zu den meisten BattleMechs bot die Königskrabbe in ihrem flachen, breiten Rumpf dem Piloten mehr als genug Platz. Raum genug sogar für zwei Kanzeln, ein Cockpit für den Mechpiloten, und ein zweites, das traditionell für den Regimentskommandeur reserviert war. Das gestattete dem höheren Offizier, die Schlacht ohne Ablenkung durch eigene Kampfhandlungen zu dirigieren. Bis zu diesem Augenblick hätte Linda McDonald sich nicht vorstellen können, als Beobachter in die Schlacht zu ziehen. Sie kämpfte grundsätzlich an der Seite ihrer Krieger, an den Knüppeln der eigenen
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