BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
Maschine.
Nachdem sie es sich auf der Pilotenliege bequem gemacht hatte, zog sie den wuchtigen Neurohelm aus der Halterung über sich. Sie hob ihn über den Kopf und sicherte ihn mit dem Kinnriemen, vergewisserte sich, dass er auf den Schulterpolstern der Kühlweste sicher lag. Sie zog das mehradrige Kabel, das vom Kinnstück des Helms herabhing, durch die Halteschlaufen der Weste und stöpselte es in die Buchse auf der rechten Seite der Liege. Dann verband sie die Weste mit der auf der linken Seite hängenden Kühlmittelleitung und vergewisserte sich, dass diese keine Risse oder Knicke aufwies. Sobald der Kampf am Boden begann, war eine einwandfreie Kühlmittelzirkulation überlebenswichtig.
Danach ging sie die ersten Sicherheitschecks durch und leitete das Startverfahren ein, das die einhundert Tonnen schwere Kampfmaschine zum Leben erwecken würde. Sie konnte das tiefe Wummern des Fusionsreaktors unter dem Kanzelboden spüren, und innerhalb von Sekunden stieg die Innentemperatur auf normale Betriebswerte. Der erste Kühlmittelstoß floss in die Weste, und sie schüttelte sich unwillkürlich.
»KGK-null-null-null«, erklang die synthetische Stimme des Bordcomputers und nannte die Typenbezeichnung des Mechs. McDonald wusste, die meisten MechKrieger änderten die Werkeinstellung der Startsequenz zu einem individuelleren Text oder gaben ihren Maschinen sogar einen Namen. Sie hatte das nie als notwendig empfunden.
»Sicherheitsüberprüfung initiiert«, stellte der Computer fest. »Identitätsabfrage.« Die Stimme klang entfernt weiblich, war aber völlig tonlos.
»Linda McDonald«, antwortete sie, während sie ihre Neolederhandschuhe aus dem Staufach der Liege holte, um die Kontrollen besser im Griff zu haben. »Oberst, 11. Arkturusgarde.«
»Stimmmusterabgleichung erfolgreich. Sekundärprotokoll aktiviert.«
Da es schon seit tausend Jahren möglich war, Stimmmuster vorzutäuschen, verlangten die meisten BattleMech-Sicherheitsprogramme einen weiteren Codeschlüssel oder Kennsatz, den nur der MechKrieger selbst kannte. Diese zusätzliche Sicherung zu umgehen, erforderte einen langwierigen Eingriff in den Bordcomputer, und in der trotz aller jüngsten Fortschritte technologisch nicht gerade begnadeten Inneren Sphäre waren die dazu benötigten Fertigkeiten Mangelware.
McDonald spannte die Hände um die Steuerknüppel. »Müßiggang ist des Davionismus' Anfang.«
»Sicherheitsprotokolle erfolgreich abgeschlossen. Höhere Steuerfunktionen freigegeben.« Dazu gehörten natürlich vor allem Zielerfassung und Geschützkontrolle.
»Oberst McDonald ist einsatzbereit«, meldete sie ins Helmmikro. Das Funksystem ihres Mechs war sowohl mit dem Privatkanal zu ihrer BefehlsLanze verbunden als auch mit der Prioritätsfrequenz des Schiffes.
»Und gerade rechtzeitig«, hörte sie Kapitän Mickelson antworten. In seiner Stimme lag noch immer Anspannung. »Gerade als Generalleutnant Estebans Eskorte uns zu Hilfe kam, haben die Lancier-Jäger abgedreht und Kurs auf den fünften Planeten genommen. Vermutlich sind ihre Landungsschiffe dort versteckt.«
Linda McDonald lächelte. In dem Fall stand kaum noch etwas dem Angriff im Weg. »Gute Nachricht, Tom. Geben Sie meinen Dank an die anderen Kapitäne und unsere Jagdpiloten weiter. Ich will alle Maschinen der 11. Garde in Bereitschaft haben. Wir sind in nicht mal zwei Stunden am Boden.«
Den nächsten Satz flüsterte sie nur, damit das Mikro ihn nicht auffing. »Und dann werden wir sehen, was Victor Davion diesmal an Verteidigung gegen uns hat.«
* * *
»Mit einem Wort«, stellte Maria Esteban fest, die schmalen Hände auf dem Rücken verschränkt: »Nichts.«
Immer noch in MechKriegermontur, die Muskeln verspannt und unter dem Adrenalinschub einer Schlacht zitternd, die nicht zustande gekommen war, starrte Linda McDonald auf den großen Wandschirm des Raumhafentowers. Ihre Miene war ebenso sauer wie ihre Stimmung. Auf der drei Meter hohen Anzeige war eine taktische Karte zu sehen, auf der Halfways Oberfläche wie die Schale einer Naranji ausgebreitet war. Blinkende Symbole repräsentierten die über die Welt verteilten Einheiten von Bataillonsstärke. Weniger als die Hälfte befanden sich in der Nähe, aber aus den Panzerglasfenstern des Kontrollturms betrachtet stellten sie trotzdem einen beeindruckenden Anblick dar.
Halfways größter Raumhafen erstreckte sich über zehn Quadratkilometer außerhalb der planetaren Hauptstadt Torrence. Zehn Landungsschiffe beherrschten den Horizont und
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