BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
erweckten den Eindruck, jemand hätte eine kleine Stadt aus unförmigen Wolkenkratzern auf dem Landefeld abgesetzt. Drei Regimenter Panzertruppen und zwei weitere aus Infanterie kontrollierten die Umgebung. Ein komplettes Mechbataillon beschützte den Kontrollturm, auch wenn McDonald nicht hätte sagen können, wovor. Nachdem sie den Raumhafen unbesetzt oder genauer gesagt menschenleer vorgefunden hatten, hatte sie ihn schnell als Operationsbasis für die Suche nach Victor Davions Truppen requiriert. Und nach einem halben Tag war von diesen Truppen noch keine Spur zu finden. Nicht einmal ein halber Zug Fußtruppen war zurückgeblieben.
McDonald wanderte an einer Zeile dunkler Monitore vorbei. Seit der Ankunft der Invasionseinheiten war der zivile Betrieb des Raumhafens eingestellt. »Wir sollten eine RKG nach York zurückschicken«, sagte sie. »Vielleicht gelingt es uns diesmal, Victors Sprungschiffe zu neutralisieren und ihn festzusetzen.«
Maria Esteban schüttelte den Kopf. Nur ein paar weiße Strähnen in ihrem dicken, dunklen Haar verrieten ihr wahres Alter. »Er kehrt nicht nach York zurück.« Ihre Stimme war leise, aber überzeugt und klang in McDonalds Ohren geradezu respektvoll.
Sie nickte. Wenn es um strategische Fragen ging, erkannte sie Estebans Überlegenheit vorbehaltlos an. Der Generalleutnant hatte über vierzig Jahre Kampferfahrung, siebenundzwanzig davon als Kommandeurin der 11. Arkturusgarde. Es war kein Geheimnis, dass sie gehofft hatte, auf Timbuktu ungestört die Pensionierung abwarten zu können. Doch als ihre Truppen es kaum hatten erwarten können, bei der Niederschlagung von Prinz Victors Rebellion mitzuhelfen, hatte sie diese Wendung gelassen akzeptiert.
So bald es sich vertreten ließ, hatte sie den Befehl über das Regiment an Linda McDonald übergeben und sich auf die Position der kommandierenden Generalin der gesamten - aus mehreren Regimentern zusammengesetzten - Einsatzgruppe zurückgezogen. Esteban hatte Victor Davion schon zweimal übertölpelt, auf Alarion und auf York. Dreimal sogar, wenn man mitzählte, wie sie die Skye Rangers heimlich umgelenkt hatte, um zu verhindern, dass sie den Prinzen verstärkten. Falls er den Gefallen jetzt endlich erwiderte, konnte McDonald das nicht ihrer Lehrmeisterin anlasten.
»Er will weiter vor«, stellte Esteban fest. »Hätte er wirklich eine Wegstation zwischen Alarion und seinem nächsten Ziel gebraucht, hätte er Halfway verteidigt. Ich habe gehofft, dass er das tut, aber offenbar haben wir ihn mit der Vertreibung von York zu einem Blitzkrieg gezwungen. Von jetzt an wird er schneller vorrücken und versuchen, uns immer einen Schritt voraus zu bleiben.«
»Kann das funktionieren?«
Esteban zuckte die Achseln. »Ja, wenn er den nötigen Schwung behält, genug Nachschub dabei hat, um durchzuhalten, bis die Lieferungen aus Alarion oder Coventry ihn einholen, und er auf keine starken Gegner trifft.«
»Dann sollten wir ihm nachsetzen.« McDonald schlug sich mit der behandschuhten Faust in die Handfläche der anderen Hand.
Esteban musterte sie mit tadelndem Blick. »Ihre Einheit ist nicht marschbereit, und das wissen Sie auch. Indem er das Luft/Raumkontingent der Lanciers hier zurückgelassen hat, hat er genau das erreicht, was er wollte. Sie haben unsere Jäger durch die Mangel gedreht und auf dem Anflug drei Landungsschiffe beinahe zerstört. Es hat uns überzeugt, dass sich hier unten ein Ziel befindet, das die Verteidigung wert ist. Wir haben zu viel Zeit auf eine leere Welt verschwendet. Und jetzt müssen wir noch mehr Zeit für Reparaturen aufwenden.«
Die Stimme des Generalleutnants sank fast auf ein Flüstern herab, als spräche sie nur mit sich selbst. »Er hat meine Taktik auf Alarion gegen uns gekehrt. Victor lernt aus seinen Fehlern. Das dürfen wir nicht vergessen.«
McDonald nickte. Sie hasste es, dem VerräterPrinzen irgendwelche Talente zuzugestehen, ihn aber zu unterschätzen konnte nur in die Niederlage führen. Auch wenn sie ihn grundsätzlich als Victor Davion bezeichnete, weil er sein Steiner-Erbe in ihren Augen verspielt hatte, war ihr klar, dass er vermutlich zu den fähigsten Generälen seit den Zeiten Kerenskys zählte.
Und Maria Esteban erwies sich als ihm ebenbürtig. »Dann sollte ich mit meinen Truppen hier bleiben«, stellte McDonald fest. »Sie setzen Victor nach, und wir kommen nach, so schnell wir können.«
»Das entspricht in etwa meinen Überlegungen«, bestätigte Esteban, »aber nicht ganz.« Sie
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