BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
zeichnete mit einem Finger eine Karte in die Luft. »Ich wette, Victors Weg hat ihn über Aristotle und möglicherweise Clinton geführt. Beides Systeme, in denen er einen freundlichen Empfang erwarten kann.« Sie nickte und lächelte. »Ich nehme die Hälfte der Gruppe auf einem Parallelkurs mit. Sofern wir keine bestätigte Position für ihn bekommen, warten wir auf Arganda.«
McDonald war beeindruckt, wie Esteban den Kurs aus dem Gedächtnis festgelegt hatte. Sie selbst brauchte einen Moment, um sich die Karte der Lyranischen Allianz vorzustellen und die Bewegung nachzuvollziehen. »Sie glauben zu wissen, wohin er will«, stellte sie zögernd fest. »Hesperus?«
Estebans Lächeln wurde breiter. Sie erinnerte an eine Lehrerin, die sich über die Fortschritte ihrer Schülerin freute. »Es passt zu seiner Vorgehensweise und zu seinen Anforderungen. Als erste Maßnahme hat Victor sieh beeilt, die wichtigsten Industriewelten einzunehmen. Von Inarcs über Coventry nach Alarion. Hesperus II wäre der nächste Planet in der Reihe. Und es wäre ein katastrophaler Schlag für den Archon, unseren größten Industriestandort zu verlieren.«
McDonald hörte einen Unterton in der Stimme des Generalleutnants. »Aber Sie glauben nicht, dass er das vorhat.«
»Hesperus ist zu nahe an der Isle of Skye«, sagte Esteban nur.
McDonald brauchte eine Weile, um diese Bemerkung zu entschlüsseln. Dann erinnerte sie sich, dass Robert Kelswa-Steiner sich auf Skye festgesetzt hatte. Die Arkturusgarde hatte zwar traditionelle Bindungen an die Familie Kelswa, aber McDonald sah in Herzog Robert einen Agitator, der Archon Katrina nur Ärger machte. Eines seiner zahlreichen Hirngespinste war ein unabhängiges Skye. Die Vorstellung, seine Hilfe zu akzeptieren, erschien ihr wie eine Einladung, mit dem Teufel zu speisen.
»Skye und der größte Teil des Freedom-Theaters blockieren Victors Weg in den Crucis-Raum. Robert Kelswa-Steiner ist ein mächtiger Mann, der dieses Hindernis kontrolliert.«
»Ich bringe einen langen Löffel«, bemerkte McDonald und hatte Mühe, ihren Widerwillen zu verbergen.
Esteban schürzte die Lippen. »Falls ich damit einen Teil Ihrer Ängste beruhigen kann«, erklärte sie schließlich, »fragen Sie sich, wie ich es verhindert habe, dass die 17. Skye Rangers Victor auf York zu Hilfe gekommen sind.«
Das erregte McDonalds ungeteilte Aufmerksamkeit. »Herzog Robert hat sie umgeleitet?«
Natürlich war er es gewesen. Wer sonst hätte mehr Einfluss auf die Skye Rangers gehabt als Victor Davion? Maria Esteban gestattete McDonald einen Blick auf die Mechanismen, die ihre jüngsten Siege möglich gemacht hatten, auf Details, die unter Umständen zum endgültigen Sieg führen konnten. »Die 17. werden Victors Einheiten auch zu keinem späteren Zeitpunkt verstärken?«
»Falls es nicht zu einer unvorhergesehenen - und nicht allzu wahrscheinlichen - Allianz zwischen ihm und Robert kommt, nein. Die 17. Rangers sind in die Isle of Skye unterwegs, und nichts wird sie aufhalten. Aber Victor weiß das möglicherweise noch nicht, und selbst falls er es weiß, könnte er glauben, dass die Instabilität Skyes ihm die Öffnung bietet, die er benötigt, an Hesperus II einzunehmen. Falls er glaubt, die Welt erobern zu können, wird er es versuchen.«
»Und wir werden ihn vernichten«, vervollständigte McDonald den Gedankengang. Plötzlich war ihr erheblich wohler.
Es konnte gelingen. Es konnte das Ende des Bürgerkriegs bringen. Victor war ein fähiger General, doch ihm fehlten die Mittel. Seine Anhänger in diesem Bürgerkrieg waren auf Dutzende von Einzelwelten verstreut. Jede Welt kämpfte um ihren kleinen Anteil des großen Preises. Das war seine entscheidende Schwäche. McDonald sah es, und in diesem Augenblick glaubte sie daran, Victor brechen zu können, falls es ihr nur gelang, genug Schlagkraft gegen ihn persönlich in Stellung zu bringen.
Zum Wohle der Allianz.
Zum Wohle des Archons.
10
Jeffda, Clinton
Provinz Bolan, Lyranische Allianz
23. Juni 3064
Rudolf Schakow trat durch die Tür des SnordAntiquitätenmuseums und war froh, dem Wolkenbruch zu entkommen, der jetzt schon seit zwei Tagen über Clintons Hauptstadt niederging. Die Wärme der Empfangshalle vertrieb die bis in die Knochen dringende Kälte. Ein Portier nahm den Schirm in Empfang und bot ihm ein Handtuch an, das er dankend ablehnte. Stattdessen fragte er nach dem Weg.
Entsprechend den erhaltenen Instruktionen ging er weiter ins Innere. Das von der
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