BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
haben nur auf den richtigen Moment gewartet, um meinen Plan umzusetzen. Und er wird meine Schwester zur Weißglut treiben.«
Was eigentlich Grund genug für Schakow gewesen wäre - und alle Zweifel an seinem Prinzen und Heerführer vertrieben hätte. Bis ...
»Jetzt bleibt nur noch eine Frage offen«, fuhr Victor fort. »Was hat sie für mich geplant?«
11
Snonomish Springs, Furillo Provinz Bolan, Lyranische Allianz
16. Juli 3064
Rudolf Schakow spannte die Hände um Steuerknüppel und Geschwindigkeitshebel des Exterminator und steuerte den Mech vorsichtig durch die kniehohen Schneewehen, die das Snonomish-Springs-Werk von Defiance Industries auf Furillo umgaben. Der Fabrikkomplex lag im Schatten des Mont-Vert-Gebirges, in dem der Konzern Erz für hochgradigen Kompositstahl, aus dem Panzerung für BattleMechs und konventionelle Kampffahrzeuge hergestellt wurde, abbaute und verarbeitete. Das Werk war auf allen Seiten von hohen, ganzjährig schneebedeckten Bergen umgeben. Und momentan herrschte in dieser Region tiefster Winter.
Mit zusätzlicher ›Lawinengefahr‹ durch Des Prinzen Mannen.
Schmutzig weiße Schneehaufen übersäten das ausgedehnte Fabrikgelände wie künstliche Eisberge auf einem grauen Ozean, teilweise so hoch getürmt, dass sie einem BattleMech bis zur Brustpartie reichten. Als er aus der Schneewehe stapfte, beschleunigte Schakow den schweren Kampfkoloss und rannte hinter eine Lagerhalle in Deckung. Raketen hagelten rings um ihn aus dem Himmel und rissen Krater in den von den Schneepflügen mühsam freigeräumten Boden. Feuer, Qualm und Steinbrocken wurden himmelhoch geschleudert.
Er erreichte die Ecke des bunkerartigen Bauwerks, ohne mehr als eine Granatsalve aus der Autokanone eines fünfunddreißig Tonnen schweren Garm einstecken zu müssen. Im Windschatten der Halle wartete Adept Bills auf ihn. Sein Raijin hockte auf den nach hinten geknickten Vogelbeinen. Mit dem tief am Rumpf ansetzenden, nach vorne ragenden Cockpit erinnerte der avoide Mech entfernt an einen bizarren Greifvogel.
»Übers Dach«, befahl Schakow.
Beide Mechs drehten sich zu dem dreistöckigen Bau und lösten die Sprungdüsen aus. Auf lodernden Plasmaflammen stiegen sie in kurzem Flug zum Dach des fensterlosen Bunkers auf. Der Andruck presste Schakow in die Polster der Pilotenliege, bis er die Düsen abschaltete und der Exterminator federnd aufsetzte.
Ein Beowulf der 244. Division war vor das Gebäude gestürmt und versuchte, ohne weitere Unterstützung eine verstärkte Lanze der BPM Furillo zurückzuschlagen. Schakow und Bills kamen ihm zu Hilfe, und alle drei konzentrierten ihr Feuer auf eine fünfundvierzig Tonnen schwere Königskobra. Die PPK des Raijin peitschte über den Torso des mittelschweren Mechs und verzehrte die Panzerung, während eine Stakkatosalve Smaragdfeuer aus dem Impulslaser des Beowulf die Beine traf.
Schakow hatte mehr Glück. Seine Langstreckenraketen hämmerten auf die durch den PPK-Beschuss entblößte Brustpartie der Königskobra und schleuderten den Mech fast zu Boden. Der Milizpilot antwortete mit zwei Raketensalven aus den Lafetten, die seine Maschine an Stelle der Hände trug, aber daran, wie unsicher der Stahlkoloss davonwankte, erkannte Schakow, dass er dessen Gyroskopgehäuse geknackt hatte.
Dann erwachte seine Raketenabwehr zum Leben. Das Schnellfeuergeschütz spie einige hundert Patronen aus, als es einen Schirm aus MG-Kugeln vor dem Mech aufspannte. Nur eine Handvoll Sprengköpfe schlugen durch und zertrümmerten Panzerung an der linken Rumpfseite des Exterminator. Der Raijin hatte weniger Glück und wurde von über einem Dutzend Raketen aus der zweiten Salve der Königskobra gebeutelt.
Wieder zündeten beide Mechs die Sprungdüsen und zogen sich in die Deckung des Gebäudes zurück, bevor die beiden Taifun-Straßenkampfpanzer der Miliz in Position gehen konnten. Der Beowulf kam um die Hallenecke und schloss sich ihnen an.
»Meldung nach Teams«, befahl Schakow über den allgemeinen Kanal. Seiner Schätzung nach hatten sie etwa dreißig Sekunden, bevor die Bolan-ProvinzMiliz es wagte, ihnen nachzusetzen. Angesichts der sich verschärfenden Lage konnte er mehr nicht erübrigen. Er schaute durch das Kanzeldach hoch. Der Himmel war klar, bis auf die Kondensstreifen von zwei Luft/Raumjägern, die hoch über ihnen auf einem Erkundungsflug vorbeizogen.
Victor hatte in den Planungsbesprechungen sehr deutlich gemacht, dass sämtliche Vorstöße möglichst viel Aufmerksamkeit erregen sollten.
Weitere Kostenlose Bücher