BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
er schon einige Jahrhunderte alt. Aber in der alten Republik der Randwelten, in der er hergestellt wurde, galt er wahrscheinlich als ein Prunkstück der Schnitzkunst.«
Der alte Mann gestikulierte stolz mit einer zitternden Hand. »Das war der Thron des Stefan Amaris.«
Schakow nickte und spürte dieselbe Ehrfurcht in sich aufsteigen wie beim Anblick des BlakeDokuments. Amaris war ein durch die Jahrhunderte verfluchter Name. Der Usurpator und Mörder Stefan war verantwortlich gewesen für den Untergang des ersten Sternenbunds. Er hatte den Ersten Lord Cameron verraten, ihn mitsamt seiner Familie ermordet und die Entscheidungsschlacht ausgelöst, in der die größte Regierung, die es in der Geschichte der Menschheit je gegeben hatte, untergegangen war. Und all das nur aus persönlichem Ehrgeiz und wohl auch, zumindest sah Schakow das so, infolge einer großzügigen Dosis Wahnsinn.
Er rieb sich die Wange und wurde sich bewusst, dass der Thron, ganz gleich wie abscheulich das war, was er repräsentierte, eine Faszination ausübte, die sich mit der des von Jerome Blake unterzeichneten Dokuments messen konnte. Ob es ihm behagte oder nicht, dieses Ding stand für einen Wendepunkt in der menschlichen Geschichte. Einen Moment, der ein Jahrhundert definierte, wenn nicht mehrere. Und den Bruchteil einer Sekunde vermochte Schakow fast in sich selbst den Funken Ruhmsucht zu spüren, der jemanden dazu bewegen konnte, die Grenze zwischen Mensch und Monster zu überschreiten.
Er würde niemals behaupten können, froh zu sein, heute dieses Museum besucht zu haben. Aber er würde den Besuch auch nicht vergessen. Niemals.
»Tja, das ist genau die Antwort, die ich erwartet habe«, bemerkte Victor und brach den Bann, den der Amaris-Thron auf Schakow geworfen hatte. »Robert ist ein wortgewaltiger Briefeschreiber.«
Schakow drehte sich erleichtert zu dem Prinzen um.
Jerrard Cranston reagierte, ohne hochzublicken. »Was hat er gesagt?«, fragte er, während er die von Schakow erstellten Kurzfassungen der übrigen Berichte überflog.
»Nein.« Victor reichte Schakow den leeren Verigraphleser zurück.
Der ComGuard-Offizier fluchte verhalten. War das alles? Nein? Nicht einmal ein ›vielleicht‹? Sie hatten vier Regimenter auf Clinton, die nur auf den Befehl warteten, um Hesperus II anzugreifen, und diese Weigerung stellte sie vor ein enormes Problem. Ihre Lage hing von der Möglichkeit zu einem sofortigen Kampfeinsatz ab, denn Clinton verfügte kaum über die Möglichkeiten, Victors Armee zu verköstigen und unterzubringen. Mit der gestrigen Ankunft des Luft/Raumkontingents der 6. Crucis-Lanciers waren die Versorgungskapazitäten restlos ausgeschöpft.
Jetzt schaute auch Cranston von den Berichten auf, die er gelesen hatte. »Der Rest des Kriegs verläuft wie nach den früheren Berichten zu erwarten«, stellte er fest, ohne auf Herzog Robert einzugehen. »Tsamma und Wernke sind auf der Kippe. Tikonov neigt wieder Eurer Schwester zu. Kathil ist noch immer ein Schlachthaus, das alles abmetzelt, was wir oder Katherine hineinschicken.«
Er senkte den Blick erneut auf den Schirm. »Aber es sind nicht nur schlechte Neuigkeiten. Die 5. Syrtis-Füsiliere haben Axton für Euch genommen.«
Victors Augen schienen in unbestimmte Ferne zu blicken, als könne er die Schlachten auf den erwähnten Welten sehen. »Sonst noch etwas?«
»Tancred Sandoval teilt mit, dass die 1. Chisholm's Raiders nach Breed zurückgewichen sind. Anscheinend haben das 16. Galedon und 22. Benjamin des Kombinats sie schließlich doch noch aus dem Kurita-Raum vertrieben.«
Das war eine Neuigkeit, dachte Schakow. Damit hatten die Draconier das zweite Regiment, das im vorigen Jahr in unautorisierten Überfällen die Grenze überschritten hatte, zurückgeschlagen. Es bedeutete auch, dass sich mindestens vier wichtige draconische Systeme noch immer in der Hand Duke James Sandovals befanden. Es fiel ihm auf, dass Cranston Schlachten und Systeme in den Vereinigten Sonnen auflistete, Berichte, die Schakow ans Ende der Nachrichtenaufstellung platziert hatte.
Cranstons Miene wurde sanfter, als er zum Prinzen hinüberschaute. »Abgesehen von den Truppenbewegungen haben die Raiders keine Nachrichten aus dem Kombinat mitgebracht«, sagte er leise.
Seine Stimme verklang, dann griff er den Faden in geschäftsmäßigem Ton wieder auf. »Näher an unserer Position toben auf Giausar und Dalkeith noch immer heftige Kämpfe. Zwei von Katherines Regimentern haben sich auf Bolan etabliert«,
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